Frauen*kampftag "Kämpfe vereinen!" in Leipzig

08.03.2015 frauen*kampftag Leipzig

Raus zum Frauen*kampftag 2015 in Leipzig. Am 8. März um 14 Uhr am Clara-Zetkin-Denkmal (Johannapark) findet in Leipzig die Demonstration zum Frauen*kampftag 2015 unter dem Motto “Kämpfe vereinen – Für eine revolutionär-feministische Perspektive” statt. Neben der Demonstration wird es im Vorfeld verschiedene thematische Veranstaltungen, sowie einen kreativen Aktionstag am 01.03.15 geben.

 

Alles Infos findet ihr unter:

Website: 8maerzleipzig.blogsport.eu
Facebook: “Frauen kampftag Leipzig” www.facebook.com/pages/Frauen-Kampftag-...

 

Kämpfe vereinen!
 
Warum Frauen*kampftag?

Frauen* waren und sind weltweit von unterschiedlichsten Unterdrückungsmechanismen aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung, Aussehen, ökonomischem Status etc. betroffen.
Schon seit 1910 gehen Frauen* und solidarische Menschen zum Internationalen Frauen*kampftag auf die Straße, um die Vielfalt ihrer alltäglichen Kämpfe gegen globale und lokale Ausbeutungs- und Unterdrückungsverhältnisse sichtbar zu machen. Vor allem soll die Verbundenheit zu allen von Sexismus und anderen Diskriminierungen Betroffenen zum Ausdruck gebracht werden.
Seit einigen Jahren hat in Leipzig keine größere Aktion mehr am Frauen*kampftag stattgefunden. Um dies zu ändern, wollen wir euch aufrufen, gemeinsam mit uns am 8. März für unsere Forderungen auf die Straße zu gehen. Als wir uns das erste Mal zusammengesetzt und überlegt haben, was wir uns thematisch als Schwerpunkt setzen wollen, kamen sehr viele Wünsche und Ideen auf. Unser Aufruf soll euch einen kleinen Überblick verschaffen, warum der (queer-)feministische Kampf noch lange nicht zu Ende ist. 
Viele sind nicht nur von einem Unterdrückungsmechanismus, wie dem Patriarchat oder Rassismus betroffen, sondern mehrfach. Doch daraus folgt nicht, dass jede* von uns den Kampf in den verschiedenen Feldern selber führen muss!

Was ist eigentlich Intersektionalität?

Von Diskriminierung- bzw. Unterdrückungsformen „mehrfach betroffen zu sein“ wird auch Intersektionalität genannt. Darunter werden soziale Konstruktionen, wie die Kategorien Geschlecht, Alter, Aussehen, Nationalität oder der ökonomische Status verstanden. Um die realen Situationen zu verstehen, in denen Frauen* heute leben und unter denen sie leiden, können diese Kategorien nicht getrennt und isoliert voneinander betrachtet und behandelt werden.
So ist beispielsweise eine Schwarze* Frau* nicht nur aufgrund ihres Geschlechts unterdrückt, sondern auch von Rassismus. In diesem Fall verweben sich Rassismus und Sexismus.
Deshalb soll unser Feminismus diese vielfältigen anderen Unterdrückungsmechanismen mitdenken, denn nur so ist es möglich, zu verstehen, mit welchen unterschiedlichen Situationen Menschen heutzutage zu kämpfen haben. Und um es abzuschaffen, müssen wir es verstehen.
Lasst uns unsere Kämpfe nicht alleine oder in kleinen Grüppchen austragen! Ein gemeinsamer Kampf bedeutet immer auch eine Auseinandersetzung mit der eigenen Lebenslage. Dazu gehört es, die eigenen Privilegien immer wieder aufs Neue zu reflektieren. Denn nur so, kann ein  wirklicher Austausch mit Menschen geführt werden, denen diese Privilegien vorenthalten werden. Dabei müssen wir auch akzeptieren, dass wir nicht automatisch unsere eigenen Standpunkte und Forderungen auf andere übertragen können.
Es ist notwendig nicht übereinander, sondern miteinander zu reden und zu agieren. Nur so kann eine ernsthafte Solidarität und ein gemeinsamer Kampf gegen bestehende Verhältnisse geführt werden!

"Man wird nicht als Frau geboren, man wird es"¹
 
Geschlechterrollen werden aufgrund äußerer Merkmale zugeschrieben. Menschen werden in ein Geschlecht sozialisiert, das heißt, jede*r wird zur "Frau“ oder zum "Mann“ gemacht.
Dabei werden soziale Zuschreibungen und Eigenschaften, wie stark – schwach, empathielos - einfühlsam, laut – leise, usw. auf das vermeintliche biologische Geschlecht zurückgeführt. Betroffen von Rollenzuschreibungen sind demnach Männer* ebenso wie Frauen*. Doch sind letztere neben des Zwangs in bestimmten "Geschlechter"-Rollen und Verhaltensweisen verortet zu sein, außerdem strukturell benachteiligt und von patriarchalen Hierarchien betroffen. 
 
Was ist schon sex, was ist schon gender?
Laut gesellschaftlich anerkannter Definition ist "sex" das biologische Geschlecht (Gebärmutter, Hoden, Brüste, etc.) und "gender" das soziale Geschlecht. Dies stellt im System der Zweigeschlechtlichkeit gesellschaftlich und soziokulturell geprägte und konstruierte Zuschreibungen dar, die auf ausschließlich zwei Geschlechter zurückgeführt werden. Sowohl sex, als auch gender ist gesellschaftlich konstruiert. Menschen werden anhand äußerer Merkmale beurteilt und in sogenannte Schubladen gesteckt. Alles was dort nicht rein passt, wird marginalisiert, pathologisiert und ausgegrenzt. Jedoch sind wir so wie wir sind und das muss nicht definiert werden! 
 
Die Situation geht so weit, dass Neugeborene und Kinder, die keinem der beiden normierten Geschlechter eindeutig zu geordnet werden können, in vielen Fällen in "Frau" oder "Mann" umoperiert werden und ihr Leben lang teilweise massiv unter diesen Eingriffen zu leiden haben. Gründe für solch drastische Eingriffe sind dabei nicht etwa medizinischer Natur, sondern sind allein auf eine gesellschaftliche Norm zurück zu führen. Diese Praxis und ein Ausbleiben des Aufschreis darüber, zeigt wie weit Heteronormativität in den Köpfen der Menschen verankert ist und wird.
Heteronormativität bezeichnet die als natürlich erachtete und angeblich ausschließlich existierende Zweigeschlechtlichkeit in Frau und Mann. Diese Unterscheidung wird als gesellschaftliche Norm angesehen. Die einzig akzeptierte Sexualität ist dabei die der Heterosexualität. Dieser Zustand wird nicht nur durch gesellschaftliche Normen verankert, sondern auch durch die Gesetzgebung; so ist es für ein homosexuelles Paar weiterhin nicht erlaubt, gemeinsam ein Kind zu adoptieren.
Heteronormativität ist ein Zustand, der unzählige Menschen auf dieser Welt diskriminiert, sie ausgrenzt und es ihnen nicht möglich macht, sich frei zu entfalten. Täglich werden Trans*-Menschen auf der Straße angegriffen, bedroht und nicht selten kommt es zu Morden. Das ist kein Zustand, in dem wir leben wollen. Wir wollen eine Gesellschaft, in der Geschlecht und damit einhergehende Zuschreibungen überwunden werden und in der kein Mensch aufgrund solcher Konstruktionen diskriminiert, ausgegrenzt oder zur Anpassung gezwungen wird.
 
Wir lehnen die uns zugeschriebenen Rollen ab, aber wir leben in einer heteronormativen Welt und darum ist uns die Benennung möglichst vieler Unterdrückungsmechanismen wichtig!

Die Herausforderungen im Kapitalismus

Das Patriarchat ist eine gesellschaftliche Struktur, die männliche Macht und Dominanz sichert. Das bedeutet, dass alle Individuen, denen darin ein „niedrigerer“ Status zugeschrieben wird (hauptsächlich Frauen* und Kinder) kontrolliert werden. In diesem System sind bestimmte Aufgaben und Eigenschaften Geschlechtern zu geschrieben. Wenn Menschen entgegen ihrer zugeschriebenen Rolle handeln, ist oftmals ein Behaupten darin notwendig. Weiblich sozialisierte Personen werden im Kapitalismus in eine untergeordnete Position gestellt. Dies gilt im Privaten, wie auch im Öffentlichen. So verdienen Frauen* auf dem Arbeitsmarkt bei gleicher Tätigkeit nach wie vor weniger Geld als Männer*. Während  es als Selbstverständlichkeit angesehen wird, dass Frauen bspw. in Mutterschaftsurlaub gehen, werden Männer* für einen Vaterschaftsurlaub gelobt.
Reproduktionsarbeit wird in der Betrachtung eines allgemeinen Arbeitsverständnisses nicht als solche angesehen, sondern dem Bereich des Privaten zugeordnet. Unter Arbeit wird im Allgemeinen Lohnarbeit verstanden, also erbrachte Leistung im Austausch gegen eine Bezahlung. Doch auch reproduktive Tätigkeiten sollten als eine Arbeit gesehen werden. Durch die historisch gewachsenen Geschlechterzuschreibungen fallen auch heute noch die Aufgaben der reproduktiven Arbeit, wie Kindererziehung und Haushaltsführung, zum überwiegenden Teil den Frauen* zu. Wir wollen die Annahme von geschlechterspezifischen Tätigkeiten überwinden!
Mittlerweile werden viele Teile der reproduktiven Arbeiten ökonomisiert, zum einen weil die Frauen*erwebstätigkeit stark zugenommen hat, zum anderen um privatwirtschaftliche Profite daraus zu schlagen. In Fällen in denen es eine Verschiebung in den Dienstleitungsbereich gibt, besteht weiterhin eine Niedriglohnpolitik. Die Arbeit ist meistens mit hohen gesundheitlichen und psychischen Belastungen verbunden. Weitere Bereiche werden mit (illegalisierten) Migrantinnen* besetzt. Damit geht einher, dass reproduktive Tätigkeiten in priviligierten Haushalten von Migrantinnen* übernommen werden. Für all diese Arbeiten wird die oftmals prekäre Situation von (illegalisierten) Migranntinnen* ausgenutzt!
Aus aktuellem Anlass wollen wir uns an dieser Stelle mit den Kindergarten-Erzieher*innen solidarisieren, die in diesem Jahr für bessere Bedingungen in Kitas und Horten auf die Straße gehen werden.

Die Familie...
In der heteronormativen Gesellschaft gibt es klassische „Frauen- und Männerberufe“, sowie für Geschlechterrollen zugeschriebene Tätigkeiten und das klassische Konstrukt einer Familie. Wir meinen hier die bürgerliche Kleinfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und Kind(ern). Die Eltern gehen über die Ehe-Schließung eine rechtliche Bindung ein, die sie formal aus der kapitalistischen Konkurrenz der Menschen untereinander herausnimmt. So erscheint die Kleinfamilie als Ruhepol, in der sich von den alltäglichen Zumutungen erholt werden kann. Dies kann zum einen für alle gelten, da es zum Beispiel ein Schutzraum vor rassistischer Verfolgung sein kann. Doch in den meisten Fällen ist diese Erholung ein männliches Privileg. Für die Erholung braucht es auch Arbeit, die in erster Linie von Frauen* und unbezahlt geleistet wird. Heutzutage können einige Frauen* den persönlich favorisierten Beruf frei wählen. Doch häufig existiert eine Doppelbelastung durch Lohnarbeit und reproduktive Arbeit. Solange die Reproduktion in der Sphäre der Familie und des Privaten bleibt, braucht sich die vorherrschende Politik vordergründig nicht weiter um diese Angelegenheiten kümmern. Auf der anderen Seite halten die staatlichen Organe immer wieder den Erziehungsauftrag der Familie hoch. Dieser meint letztendlich nichts anderes, als die mal mehr mal weniger stark ausgeprägte ideologische Zurichtung auf die gesellschaftlichen Verhältnisse, in denen die Kinder sich später selbst zurecht finden müssen. Das Kinderbekommen erfüllt in einem kapitalistischen System einen Zweck und wird entsprechend durch finazielle Zuwendungen gefördert (z.B. durch Kindergeld). Es soll ja stets dafür gesorgt werden, dass neues Humankapital geschaffen wird, das zukünftig die wirtschaftlichen Interessen eines Staates erfüllen soll. Des Weiteren wird die Angst vor einem "Aussterben des eigenen Volkes" geschürt, welche mit rassistischen und sozialdarwinistischen Argumenten untermauert wird.
Bei der bürgerlichen Forderung nach Gleichberechtigung wird die vollständige Integration der Frauen* in die bestehende Gesellschaft und die Anerkennung als gleichberechtigte Konkurrenzsubjekte gewünscht. Gleichstellungsbeauftragte, Frauen*quote etc. sind in diesem System zwar erforderlich, jedoch dürfen wir hierbei nicht stehen bleiben. Wir müssen die gesellschaftlichen sowie ökonomischen Verhältnisse und Konstrukte grundsätzlich in Frage stellen. 

Von Alltagssexismus bis Rape Culture, was unsere Gesellschaft zu bieten hat

Die Handlungsweisen eines jeden Menschen sind gesellschaftlich geprägt. Wir leben in einem System, in dem Sexismen Tag für Tag reproduziert werden.
Dieses System beinhaltet das Einzwängen in gesellschaftlich vorgegebene Handlungsweisen, wie "Mann" und "Frau" sein zu haben. So werden Menschen beispielsweise nach ihrem Äußeren beurteilt: umso näher sie einem Ideal entsprechen, umso höher ist die gesellschaftliche Akzeptanz. Diese Vorstellungen sind weder natürlich, noch gänzlich individuell, sondern von Normen und Machtverhältnissen beeinflusst. So gibt es unterschiedliche "Ansprüche" an Frauen*, die möglichst schlank und Männer*, die möglichst muskulös sein sollten. Diese hängen eindeutig mit den vorgeschriebenen Rollenbildern zusammen. Ebenfalls gibt es Parallelen zu anderen Diskriminierungsmechanismen, wie Rassismus, Ageism - der Diskriminierung aufgrund des Alters und Ableism - der Diskriminierung und Abwertung aufgrund einer Beeinträchtigung. Schönheitsideale sind oft durch weiße Vorherrschaft und (post-)koloniale Strukturen geprägt. Es sollte nicht darum gehen, wie ein Mensch aussieht, sondern was eine Person macht und sagt!
Täglich werden Menschen mit dem jeweils zugeordneten Geschlecht konfrontiert und Frauen* hören Sätze, wie "Wir brauchen Männer zum Tragen.", "Willst du mit deinem Rock Männer aufreißen?", "Hast du deine Tage oder wieso bist du so schlecht drauf?". Wenn Frauen* sich in klassischen Männern*domänen, wie in Baumärkten oder Sportgruppen befinden, werden sie* nicht für Entscheidungen herangezogen, wird nicht mit ihnen geredet oder sie* werden teils gar nicht angeschaut, sobald eine "männliche Vertretung" daneben steht.
 
"Frauen hört ihr Frauen schreien, schlagt dem Typen die Fresse ein."²
Auf Partys werden Frauen* (dies betrifft nicht nur Frauen*, jedoch am häufigsten) sexuell angesprochen und angetatscht und auf dem Nachhauseweg haben viele Angst vor weiteren Übergriffen. Strukturelle und individuelle Bedrohungen und Einschränkungen, sexistische Anmachen, psychische wie physische Gewalt sind alltäglich. Sexistische Gewalt bezieht sich nicht nur auf Handlungen mit konkretem sexuellem Hintergrund, wie Angraben, Antatschen und vielem mehr. Es bezieht sich auch auf Handlungsweisen, die eine Differenz und Hierarchie erzeugen, deren Basis das System der Zweigeschlechtlichkeit ist. Dieses System ist durch hierarchische und dominierende sowie unterwürfige und ohnmächtige Handlungen geprägt. Es ist ein System der Ungleichheit, Differenz und Machtausübung. 
Rape Culture ist ein Begriff, der seit den `70er Jahren in feministischen Kreisen verwendet wird. Er beschreibt eine kulturelle Norm, in der Vergewaltigung und sexualisierte Gewalt weit verbreitet sind und in der vorherrschende Normen und Praktiken stetig reproduziert werden. Medien normalisieren, entschuldigen, tolerieren oder gutheißen sexualisierte Gewalt.
Wenn sich Frauen* entschließen, die gemachten Erfahrungen zu teilen oder gar zur Anzeige zu bringen, werden ihnen oft Misstrauen und Vorwürfe entgegengebracht. Sie* müssen sich dafür erklären, wieso sie* so angezogen waren, wieso sie* alleine unterwegs waren oder ob sie* nicht ein Interesse damit verfolgen würden, die beschuldigte Person zu diskreditieren. Auch wird häufig hinterfragt, ob sie* denn wirklich "nein" gesagt hätten, ob sie* die ganze Situation nicht missverstanden hätten, etc.. Immer noch werden bestimmte Verhaltens- und Ausdrucksweisen als Begründung herangezogen, wenn ein Mensch sexualisierte Gewalt widerfährt. 
„Sie hat’s ja nicht anders gewollt“ – Es wird vorgeschrieben wie Frau* sich kleiden, wie viel Alkohol sie* trinken und wie sie* flirten soll, so dass sie* nicht zur einem Vergewaltigungsopfer wird.
Die Gesellschaft lehrt: Lass' dich nicht vergewaltigen, anstatt: Vergewaltige nicht!
Nein heißt Nein! Gegen jeden alltäglichen Sexismus rebellieren!

"Ich bin keine Feministin, weil..."³
Die Alternative für Deutschland (AfD) ist ein gutes Beispiel, dass heutzutage in der westlichen Gesellschaft die Emanzipation der Frau* von vielen als bereits abgeschlossen betrachtet wird. Feminismus wird im Mainstream für veraltet oder nicht mehr nötig befunden. Aktuelle Debatten um die "Pille danach", die Gesetzgebung über Schwangerschaftabbruch und den Sexualunterricht an Schulen zeigen jedoch, dass ein sogenannter „anti-feministischer roll-back“ stattfindet. Viele Errungenschaften, die in der Vergangenheit von Frauen*- und Homosexuellenbewegungen erkämpft wurden, werden heute wieder in Frage gestellt.
Tausende gehen in Berlin, im sächsischen Annaberg-Buchholz und anderen deutschen Städten auf die Straße, um gegen Schwangerschaftabbrüche und „für ein Recht auf Leben“ zu protestieren – das Selbstbestimmungsrecht der Frau* und das Recht auf ihren Körper wird ihr dabei abgesprochen. Der Staat mischt sich ebenfalls in die individuelle Entscheidungsebene der Frauen* ein. Die Debatte in Spanien um eine erneute Illegalisierung von Schwangerschaftabbrüchen unterstreicht dies. Erst 2010 wurde in Spanien gegen massive Proteste kirchlicher und konservativer Kreise ein relativ liberales Gesetz zum Schwangerschaftsabbruch verabschiedet.
In Deutschland benötigte es ein EU-Gesetz, um die Möglichkeit zu schaffen, die "Pille danach" auch rezeptfrei zu erhalten. Zuvor wurde durch eine restriktive Gesetzgebung der Frau* eigenverantwortliches Handeln verwehrt. Viele Frauen* berichteten von einer Vorverurteilung durch Ärzt*innen und Politik.
Auch die Aufmärsche gegen die Ehe von Homosexuellen in Frankreich und vermehrte körperliche Übergriffe gegen homosexuelle Frauen* und Männer* zeigen, dass in Europa Homosexuellen- und Trans*-Feindlichkeit weiterhin zur Tagesordnung gehören. Gegen das Vorhaben in Baden-Württemberg an Schulen im Sexualkundeunterricht neben Schwangerschaft und Hetero-Sex auch auch Homosexualität, Bisexualität, Intersexualität und Transsexualität zu thematisieren, formierte sich breiter Widerstand von Eltern, unterstützt von politisch konservativen und religiösen Kräften, so auch der AfD.
Die AfD nutzt eine gesellschaftliche Debatte, in der ein konservatives Familienbild und die traditionelle Frauen*rolle hochgehalten wird. Diese Einstellungen werden nicht nur von Männern*, sondern auch von Frauen* wie z.B. Eva Herman getragen. Diese befürchtet eine „Vermännlichung“ der Frauen* und fordert die Rückkehr zur Mutterrolle.
Ein eher neues Phänomen sind die sogenannten „Maskulinisten“, die Feminismus als erklärtes Feindbild haben, das es zu bekämpfen gilt. In ihrer verdrehten Weltsicht sind Männer* die wahren Opfer eines (neuen) Matriarchats. Ihr Hass geht teilweise sogar so weit, dass sie Schließung von Frauen*häusern fordern, die sie als „Hort des Männerhasses“ sehen.
Auch in dem Positionspapier von LEGIDA, in Redebeiträgen und auf Schildern wird klar, welches Weltbild von Geschlechter- und Rollenverteilung sie vertreten. Legida erwähnt das Thema Gleichstellung explizit in ihrem Positionspapier. Sie fordern eine Überarbeitung des Gleichstellungsgesetzes, da sie die Gleichstellung der Frauen* in der deutschen Gesellschaft als abgeschlossen betrachten. Darüber hinaus hätte es sich als unsinnig erwiesen, bestimmte Berufe wie Hebamme, Bergmann und Schmied für alle Geschlechter zu öffnen, die "geschlechterspezifische Sprache sei über Jahrhunderte gewachsen, behinderte Kinder sollen nicht an allgemeine Schulen und muslimische Frauen müssten vor Kopftüchern beschützt werden."
All diese Entwicklungen sind Gründe für uns auf die Straße zu gehen um deutlich zu machen, dass ein aktiver Feminismus nach wie vor notwendig ist!

„Die Befreiung der Frau muss grundlegendes Element jedes Befreiungskampfes sein“5

Seit über 20 Jahren kämpfen Frauen* in Kurdistan gegen patriachale, nationale/koloniale Unterdrückung und ökonomische Ausbeutung. Sie* bauten eine eigenständige Frauen*armee auf, gründeten eine kurdische Frauen*partei und lokale Frauen*räte. In der Bevölkerung schafften sie* sich eine breite Basis durch den Aufbau von selbstorganisierten Strukturen, wie Kinderbetreuung, öffentlichen Waschräumen, Krankenversorgung und Bildungsangeboten sowie der Gründung von Kooperativen (Handwerkstätten, Bäckereien und Restaurants), die sie* kollektiv organisieren.
Durch ihren Kampf erreichten sie* viele Ziele, so werden Bürger*innenmeister*innenposten mittlerweile paritätisch besetzt und in allen politischen Strukturen gibt es Geschlechterquoten von 40%. Gewalttätige Ehemänner* werden aus dem kommunalen Dienst entlassen oder es besteht die Möglichkeit, dass das Gehalt des Mannes* direkt an seine Ehefrau* ausgehändigt wird, wodurch übergangsweise eine finanzielle Abhängigkeit der Frau* vermindert wird.
Die kurdische Frauen*bewegung ist eine Bewegung, die sich durch eigene Erfahrungen und den Austausch mit anderen Kämpfen ständig in ihren Zielen, Forderungen und Praxen weiter entwickelt.

Ya Basta! - Frauen* in der zapatistischen Bewegung
Die zapatistische Bewegung erlangte während des bewaffneten Aufstands 1994 Aufmerksamkeit und mehr internationale Solidarität. Im Zuge dieser Rebellion organisierten sich auch die Frauen*. Sie* kämpfen für eine Verbesserung ihrer Situation - oft auch gegen ihre eigenen Compañeros*. Sie* fordern gleichberechtigte und respektvolle Beziehungen in der Familie und innerhalb der organisatorischen Strukturen. Bereits 1993 wurden die revolutionären Frauen*gesetze bekanntgegeben. Durch ihre Beharrlichkeit haben sie* in vielen Bereichen grundlegende Veränderungen erreicht. Eine zentrale Bestimmung, die von Frauen* durchgesetzt wurde, ist das strikte Alkohol- und Drogenverbot in zapatistischen Gebieten, denn das wenige Geld, das den Familien zur Verfügung steht, soll nicht in Alkohol investiert werden. Die interfamiliäre Gewalt gegen Frauen* und Kinder, die oft unter Alkoholeinfluss stattfand, soll eingeschränkt werden und die Männer* sollen “den Kopf frei haben“ für den Aufbau der zapatistischen, selbstverwalteten Strukturen.
Frauen* haben heute wesentlich mehr Rechte, aber es fehlt noch viel bis von richtiger Gleichberechtigung gesprochen werden kann. Sie* nehmen aktiv am öffentlichen Leben in den Gemeinden teil und bekleiden inzwischen zahlreiche Funktionen in der EZLN sowie viele Gemeindeämter und auch höhere Ämter vor allem im Bildungs- und Gesundheitsbereich. 
Früher konnten nur die wenigsten Mädchen* und Frauen* schreiben und lesen. Heute gibt es in fast jeder zapatistischen Gemeinde eine eigene Schule mit eigenen Lehrer*innen. Anders als vor 1994 gehen heute die meisten Mädchen* der zapatistischen Gemeinden zur Schule.
Dies sind nur zwei von vielen Kämpfen, die zeigen, dass und wie sich Frauen* organiseren. Frauen*kämpfe existieren auf der ganzen Welt. Diese Kämpfe sind unterschiedlich, je nachdem, welchen Strukturen und Lebenssituationen Frauen* gegenüberstehen. Die Kämpfe unterscheiden sich in ihrer Geschichte, in ihren Zielen und ihrer Praxis. Je nachdem, an welchen Orten sie entstehen, entwickeln sie sich pazifistisch oder militant, an Gerichten oder auf der Straße. Solidarität mit allen emanzipatorischen Kämpfen weltweit! Tauscht euch aus und lernt voneinander! Für einen gemeinsamen Kampf gegen das Patriachat! 

Frauen*kampftag ist jeden Tag!

Am 8. März werden wir gemeinsam auf die Straße gehen, doch an anderen Tagen werden wir nicht schweigen.
Feminismus ist keine Ein-Punkt-Bewegung und steht für uns im untrennbaren Zusammenhang mit Kapitalismus- und Staatskritik sowie eine Absage an das Patriarchat und andere hierarchischen Strukturen.
Nur Auf dieser Basis kann eine befreite Gesellschaft aufgebaut werden.

Lasst uns mit allen emanzipatorischen Kämpfen solidarisch sein, voneinander lernen und Erfahrungen austauschen. Für einen gemeinsamen Kampf gegen das Patriachat! 

Raus zum 8. März 2015 in Leipzig
Für eine revolutionär-feministische Perspektive!

Frauen*/Männer*: Wir haben diese Bezeichnungen mit einem Sternchen markiert. Damit möchten wir alle einschließen, die sich nicht in die gesellschaftliche Kategorie der Zweigeschlechtlichkeit einordnen lassen (wollen).

weiß*/Schwarz*: Der Begiff "weiß" (klein und kursiv geschrieben) haben wir verwendet um die scheinbare Normalität sichtbar zu machen, in der zu Mindest in einer eurozentristischen Sicht davon augegangen wird, das eine Person weiß ist, wenn nichts anderes erwähnt wird.
Der Begriff "Schwarz" (groß geschrieben) ist ein politischer, selbstgewählter Begriff der Personen die sich so miteinander solidarisieren. Es geht um eine dabei um die politische und nicht die biologische Identität.

Zitate:
¹Simone de Beauvoir
²Flyer aus den `90
³Aktion "Gleichberechtigung statt Gleichmacherei" der jungen AFD
Auszug aus "Erläuterungen zum Positionspapier" von LEGIDA
5Kurdische Frauenbewegung