[RZ] Brandanschlag auf eine Asylunterkunft

Brandanschlag auf eine Asylunterkunft in Escheburg

Am Montagmittag, den 9. Februar 2015, haben Unbekannte kurz nach 13.00 Uhr einen Brandanschlag auf eine Asylunterkunft in der Gemeinde Escheburg im Kreis Herzogtum Lauenburg verübt. Eine rassistisch motivierte Tat ist wahrscheinlich.

Die Gemeinde Escheburg hat nach eigenen Angaben über 300.000 Euro für den Kauf der Doppelhaushälfte eines Holzhauses investiert, in der gestern Geflüchtete aus dem Irak einziehen sollten.

 

Die Unterkunft liegt in einem Neubaugebiet, in dem von der Zufahrtsstraße enge Einfahrten zu den jeweils links und rechts liegenden Häusern abgehen. Die Grundstücksgrenzen der einzelnen Häuser sind fließend. Kleine Vorgärten und wenig Stellfläche für PKWs prägen das Wohngebiet. Kinder spielen auf der Straße, junge Eltern gehen ihrem Alltag nach. Man ist aufmerksam, als wir uns gestern, einen Tag nach dem Anschlag, am Ort des Geschehens ein Bild von der Lage machen wollen. Wir werden mehrfach gefragt, was wir hier zu suchen hätten oder welchem Anliegen wir nachgehen würden. Fenstergardinen werden beiseite geschoben, eine Haustür wird ein Spalt weit geöffnet. Wir werden beobachtet.

Sichtlich genervt werden wir von einem Bewohner zwei Häuser neben der Unterkunft angesprochen, ob er uns weiterhelfen könne. Er selber macht kein Hehl aus seiner rassistischen Einstellung gegenüber der Flüchtlingsunterkunft. Er berichtete, dass Anfang letzter Woche „aufmerksame Nachbarn“, welche direkt gegenüber der Unterkunft leben, Handwerker_innen aus dem Haus gehen gesehen haben. Auf Nachfrage wird klar, dass dort eine Unterkunft für Geflüchtete entstehen soll. Die Nachricht soll sich wie ein Lauffeuer durch das Dorf verbreitet haben. Protest formierte sich. Noch in der selben Woche beteiligten sich aufgebrachte Anwohner_innen an der Bürgersprechstunde der Gemeinde. Die rassistische Hetze findet hier erstmals öffentlich ihren Ausdruck. Bürgermeister Rainer Bork von der Escheburger Wählergemeinschaft steht unter Druck. Er soll persönlich wenige Tage später das Gespräch mit Anwohner_innen vor Ort gesucht haben. Es soll ihm um „Schadensbegrenzung“ gegangen sein; die Meinung vieler Anwohner_innen steht jedoch fest: „Die Entstehung einer neuen Asylunterkunft, führt zu einem Wertverlust der örtlichen Immobilien“, „Die Sicherheit der Kinder vor Ort kann nicht gewährleistet werden“, „Die Kriminalität in der Gemeinde wird steigen“ und generell habe man „zu hart dafür gearbeitet sich hier vor Ort ein Eigenheim aufzubauen, um es sich nun vom Fremden kaputt machen zu lassen“. Seine Ausführungen und seine Einstellung wird nochmals unterstrichen mit der Aussage, „dass an sich nur die Jalousien gebrannt haben sollen, man solle die Kirche im Dorf lassen“. Auf Nachfrage, ob er als anliegender Nachbar des Brandorts Erkenntnisse hat, wer die möglichen Täter_innen gewesen sein könnten, schweigt er. Die Frage scheint unbequem zu sein, seine Frau ruft ihn plötzlich rein: Es gibt Essen.
Eine weitere Nachbarin hört das Gespräch aufmerksam mit, sie widerspricht nicht, nickt den Ausführungen ihres Nachbarn wohlwollend zu. Sie selber wolle nichts dazu sagen, sie hätte wenig Zeit und müsse jetzt die Kinder aus dem Kindergarten abholen.

Die Geschehnisse in Escheburg werfen Fragen auf. Für uns ist es unbegreiflich, wie am helllichten Tag gegen Mittag in einer belebten Wohngegend ein Haus angezündet werden kann, ohne dass die sichtlich aufmerksame Nachbarschaft Hinweise darauf hat wer die möglichen Täter_innen sein könnten. Niemand möchte Schuld daran haben, nur wenige möchten sich den zum Teil unbequemen Fragen stellen und natürlich hat niemand etwas gesehen.

Fakt ist, dass in unserem Gesprächen und Versuchen vor Ort Kontakt mit Anwohner_innen aufzunehmen eine rassistische Grundeinstellung gegen die Flüchtlingsunterkunft vorherrscht.
Die Anwohner_innen fühlen sich desinformiert und zum Teil von der Gemeinde Escheburg und dem Bürgermeister im Stich gelassen. Rassist_innen vor Ort prägen die Meinung von vielen in der ansässigen Nachbarschaft.

Die Staatschutzbullen des Kommissariat 5 Lübeck (BKI Lübeck) waren am gestrigen Tag mit über fünf Zivilfahrzeugen vor Ort und haben u.a. Anwohner_innen über die Geschehnisse vor Ort befragt. Weitere Polizeifahrzeuge fahren Streife durch die Ortschaft. Aus Erfahrung ist zu bezweifeln, dass die Lübecker Staatschutzabteilung den politischen Willen hat die Ereignisse juristisch korrekt aufzuarbeiten.

Escheburg ist nach den Brandanschlägen in der Nähe von Nürnberg, dem Überfall von extrem Rechten in Dortmund, dem Angriff auf eine Unterkunft in Grabau, dem Überfall der Roma und Sinti Geschäftsstelle in Kiel bereits die fünfte massive Aktion seit Oktober 2014 in den alten Bundesländern. Sie reihen sich bis zum heutigen Tag in mehr als 70 Übergriffe auf Migrant_innen und Flüchtlinge sowie deren Unterkünfte ein.

Wir werden Escheburg als eines unserer Arbeitsfelder begreifen und dem rassistischen deutschen Mob etwas entgegensetzen!

Den rechten Konsens brechen!
Rassismus tötet!

Antifaschistische Koordination Lübeck

Antifaschistische Aktion Herzogtum Lauenburg

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Rassismus tötet - Dem rassistischen Mob entgegentreten!Anlässlich des Brandanschlages gegen eine Flüchtlingsunterkunft in Escheburg rufen wir alle solidarischen und antifaschistischen Menschen auf, an der Kundgebung am kommenden Samstag den 14.02.2015 in Escheburg auf dem Sportplatz am Soll um 14 Uhr teilzunehmen.

 

Solange Menschen rassistische Hetze betreiben, Wohnhäuser angreifen und anzünden, werden wir dagegen kämpfen, die Betroffenen unterstützen und den Täter_innen zeigen, was wir von ihnen halten. Solange Menschen weiter stumpf rassistische Klischees bedienen, sich an der Hetze beteiligen und sich im Stillen über die Angriffe freuen, werden wir da sein und dagegen vorgehen und dem rassistischen deutschen Mob keine Gelegenheit geben, sich zu formieren.

 

Samstag, 14.02.2015 | 14 Uhr | Kundgebung | Escheburg auf dem Sportplatz am Soll


Rassismus tötet!

Antifaschistische Aktion Herzogtum Lauenburg

Die beschriebenen Eindrücke teilen wir. Es ist absolut ausgeschlossen,
dass keine*r in dieser Wohngegend etwas gesehen oder gehört hat.
Nicht, dass es bei so einer rassistischen Grundstimmung im knapp 3300-Seelen Dorf
noch organisierte Neonazis für solch eine Tat bedarf, wollen wir an dieser Stelle
dennoch auf den Neonazi Stefan Winter, wohnhaft im Koppelweg 2 in Escheburg aufmerksam machen.
Ursprünglich kommt er aus Grevesmühlen und pflegt auch lose Kontakte zur Kamaradschaftszene in Wismar.
Winter hat auch in Schleswig Holstein Anschluss an die Neonaziszene gefunden, so hat er Kontakt zu Neonazis
aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg, wie beispielsweise Dominic Rösch.
Deweiteren scheint Winter häufiger mittags frei zu haben.
Winter fährt einen blauen Suzuki mit dem Kennzeichen:NWM-SW-85.

 

Neonazi Stefan Winter

 

Neonazi Stefan Winter

Samstag, 14.02.2015

Treffpunkt: 12.30 Uhr / Reisezentrum

Gemeinsam zur Kundgebung nach Escheburg!