Ein Jahr nach Neonazi-Angriff auf Faschingsfeier: Immer noch keine Anklage erhoben

Erstveröffentlicht: 
04.02.2015

Erfurt/Ballstädt. Knapp ein Jahr nach dem rechtsextremen Angriff auf die Feier eines Kirmesvereins in Ballstädt (Kreis Gotha) hat die Staatsanwaltschaft noch immer nicht über eine Anklage entschieden. „Das Verfahren ist noch nicht abgeschlossen“, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Erfurt, Anette Schmitt-ter Hell. Zwar seien die polizeilichen Ermittlungen inzwischen beendet, doch noch nicht alle beteiligten Rechtsanwälte - nach Angaben der Staatsanwaltschaft etwa 30 - hätten bislang die Gelegenheit gehabt, die Akten einzusehen. Ob Anklage erhoben wird, werde sich in den nächsten Monaten entscheiden.

 

Anfang Februar 2014 hatten  Rechtsextreme eine Feier des Kirmesvereins in der Gemeinde gestürmt und dabei zehn Menschen verletzt. Dass es auch zwölf Monate nach dem Angriff keine Anklage gibt, stört die Ballstädter Bürgermeisterin Erika Reisser (parteilos). Noch immer liefen „diese Leute“ im Dorf herum: „Es hat sich nichts verändert“. Allerdings habe es keine neuen Angriffe gegeben, die Polizei sei in Ballstädt präsent. Doch der Übergriff habe Folgen für das Leben in dem Ort gehabt. „Die Angst steckt schon in den Leuten noch drinnen“, sagte Reisser, die eigentlich nicht mehr über die Ereignisse sprechen möchte. Um das Leben in Ballstädt wieder zu normalisieren, sei es nötig, sich durch die Sorge vor einem erneuten Angriff nicht beeinflussen zu lassen und Feste wie das des Kirmesvereins weiter zu feiern. „Wir halten zusammen“, so die Bürgermeisterin. Es sei nur wichtig, dass bald ein Schlussstrich gezogen werden könne.

Aber dafür bedarf es erst einmal einer Anklage. Die Behörden ermittelten in dem Fall zwischenzeitlich gegen 17 Verdächtige - unter ihnen auch Frauen - wegen schweren Landfriedensbruchs, gefährlicher Körperverletzung und Raubes. Erst im Dezember hatte die Polizei erneut mit der rechtsextremen Szene in Ballstädt zu tun. Sie löste ein Treffen von knapp 100 Neonazis auf. Ob sich darunter auch Verdächtige vom Februar befanden, war zunächst unklar.