Hildesheim.
Als Zeichen studentischen Protests wurde am
11.11.2009, um 18 Uhr der Hörsaal 1 der Universität Hildesheim besetzt.
Studierende der Fachhochschule HAWK sowie der Universität arbeiten seitdem Tag
und Nacht daran, den neu gewonnenen Bildungsfreiraum mit Inhalten zu füllen. Wir,
die Besetzer_innen, laden alle Interessierten ein, sich an der Diskussion um
Alternativen zur jetzigen (Bildungs-)Misere zu beteiligen und gemeinsame
Forderungen zu konkretisieren. Wir verstehen uns als freie, unabhängige und
überparteiliche Bewegung, die sich die grundlegende Veränderung des maroden
Bildungssystems zum Ziel gesetzt hat.
Nach der gefühlten Ergebnislosigkeit der vergangenen Proteste, der Beschwichtigungsversuche und der leeren Phrasen von Politiker_innen (aktuell Frau Schavan), fand am 11.11.2009 eine Vollversammlung der Studierendenschaft an der Universität statt. Im Anschluss an die kontroverse Diskussion kristallisierte sich in einer Gruppe von Studierenden der Universität Hildesheim und der HAWK Fachhochschule Hildesheim/Holzminden/Göttingen erneut der Wille zu konkreter Veränderung heraus. Wir haben beschlossen, uns nicht weiter auf die vagen Versprechungen der Politik zu verlassen, sondern uns unseren gewünschten Freiraum erst einmal selbst zu schaffen.
Die aktuellen Besetzungen an über 25 Hochschulen stellen in diesem Sinne einen weiteren notwendigen Schritt zur Aneignung und Wiedererlangung von selbstbestimmten Räumen dar. Die derzeitigen Proteste sind als Fortführung des „Summer of Resistance“ (2005/2006) und der bundesweiten Studiengebührenboykotte (seit Wintersemester 2006/2007) zu verstehen. Während die vergangenen Proteste sich teilweise an der Ablehnung von Studiengebühren erschöpften, stellen die jetzigen Forderungen das ganze Bildungssystem in Frage und ziehen die katastrophalen Ausmaße der aktuellen (Bildungs-)Politik in das Licht der Öffentlichkeit.
Wir Studierende der Universität und der HAWK haben uns schon im Frühjahr mit Schülern und Schülerinnen zum Aktionsbündnis Freie Bildung zusammengeschlossen, um gemeinsame Forderungen zu formulieren. Seitdem wurden diverse Aktionen initiiert, z.B. die Bildungsstreikwoche vom 15.-19.06.2009 in Kooperation mit Schüler_innen, Lehrenden, Gewerkschaftsmitgliedern, sozialen Bewegungen und Anderen.
Wir fordern einen freien Zugang zu Bildung für alle, das bedeutet auch die soziale Öffnung der Hochschulen! Dabei verstehen wir die Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems als grundlegende Voraussetzung. Eine Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen bezeichnen wir
als dringend notwendig und sehen dabei vor allem die Demokratisierung von Bildungseinrichtungen als unverzichtbar an!
Das Aktionsbündnis setzt sich weiterhin für die Abschaffung jeglicher Bildungsgebühren ein und lehnt den Bolognaprozess (z.B. Bachelor-/ Mastersystem) in der aktuellen Ausprägung entschieden ab!
Wir Besetzer_innen wollen unsere Solidarität mit den internationalen Protesten ausdrücken und ein Zeichen setzen: Wenn die Regierenden auf die formulierte Kritik nicht eingehen wollen, müssen andere Mittel ergriffen werden.
In diesem Sinne sind auch die Besetzungen im Vorfeld und während der „Global Week of Action“ vom 9.11. bis mindestens 18.11.2009 zu verstehen.
Wir haben genug Geduld bewiesen und wollen uns nun aufgrund der Dringlichkeit selbst organisieren, um endlich Ergebnisse zu sehen. Natürlich soll eine Besetzung öffentlicher Hörsäle auch die Öffentlichkeit wachrütteln und die Möglichkeit eröffnen, Alternativen zur bisherigen Bildungspolitik zu diskutieren und Handlungsspielräume zu schaffen bzw. zu erweitern.
Die Besetzer_Innen