«Wir nehmen uns, was uns gehört»

Erstveröffentlicht: 
13.12.2014

Eine unbewilligte Demonstration aus der linksautonomen Szene artete in einer Strassenschlacht mit der Polizei aus. Ihren Anfang nahm die Krawallnacht in einer SMS.

 

«äRTeäS». Ein SMS mit diesem Stichwort, sorgte in Zürich für eine der schwersten Ausschreitungen der letzten Jahre. «äRTeäS» steht für «Reclaim the streets» (auf Deutsch: Holt euch die Strasse zurück), eine gesellschaftliche Bewegung, die an öffentlichen Plätzen unangemeldet Partys feiert. Um 22:00 Uhr solle man sich beim Sihlhölzlipark treffen, hiess es in der Nachricht. Und weiter: «Es gibt Drinks, Sound und eine Überraschung».

 

Mehrere Hundert Personen versammelten sich am Treffpunkt. Den Teilnehmenden wurde ein Brief verteilt. Dieser beginnt mit den Worten: «Heute Abend soll diese Stadt wieder richtig leben». Man wolle die Strassen einnehmen, um ein Zeichen gegen die fortschreitende Stadtaufwertung zu setzten. Vor allem «wüste Betonlandschaften» wie die Europaallee, sind den Organisatoren laut dem Brief ein Dorn im Auge. «Wir wollen eine Stadt die leben darf, die laut, chaotisch und aufregend sein kann», heisst es weiter. Am Ende die Aufforderung: «Wir lassen uns nicht verdrängen. Wir nehmen uns, was uns gehört. Wir sind die Stadt!»

 

Vier Verhaftungen


Doch nicht nur die Baupolitik der Stadt Zürich wird kritisiert, auch das Schweizer Recht. An mehreren Hauswänden wurden Auszüge aus dem Strafgesetzbuch geklebt. Die Demonstranten werden auf den Artikel 59, die Handhabung über die Institutionelle therapeutische Massnahme aufmerksam gemacht (siehe Bildstrecke). Darunter die Kritik: «Dieser Artikel erlaubt dem schweizerischen Rechtssystem jederzeit, jeden von uns als psychisch krank abzustempeln und uns unserer Freiheit zu berauben».

 

Kurz nach 22:00 Uhr marschieren die Demonstranten durch die Zürcher Innenstadt. Scheiben wurden eingeschlagen, Autos angezündet, Strassenschlachten mit der Polizei geliefert. Vier Personen wurden festgenommen, sieben Polizisten verletzt.