Am 5. Dezember wurde Monika R. geräumt, die wir (Solidaritätsgruppe
„Zwangsräumungen verhindern“) seit einigen Wochen in ihren Bemühungen begleitet
haben, ihre Wohnung zu behalten.
Hintergrund in Kürze:
Ein Wasserschaden sorgte dafür, dass Monika ein Jahr lang kein fließendes
Wasser in der Wohnung hatte. Trotzdem zahlte sie ihre volle Monatsmiete. Auf
perfide Weise wurde dieser Wasserschaden als Kündigungsgrund verwendet.
Sie war die letzte Mieterin in einem Haus, in dem bereits alle anderen
hinausgeekelt und die Wohnungen in Eigentumswohnungen umgewandelt wurden. Von
Behörden, Besitzer*innen und
ihren Betreuer*innen wurde Monika jahrelang gegängelt und nicht ernst genommen.
Sie wollte in ihrer Wohnung bleiben und das Kündigungsverfahren erneut
aufrollen bzw. unabhängige Sachverständige sollten den Schaden in der Wohnung
erneut prüfen.
Monika lebte seit ihrer Kindheit in dieser Wohnung, wuchs dort auf und war dort
auch emotional verwurzelt.
Am Morgen vom 5. Dezember, wurde sie von dem nGerichtsvollzieher dort hinaus
quittiert, es waren etwa 60 Polizist*innen u.a. von der Spezialeinheit WEGA
zugegen, und die Straße zu ihrer Wohnung wurde komplett verriegelt.
Monika R. wurde nicht informiert, dass der Räumungstermin vom 10. Dezember auf
den 5. Dezember vorverlegt wurde; ihr wurde sogar am 4. Dezember noch ein Brief
geschickt, der den Termin am 10. bestätigte.
Ihr Sachwalter wusste über die Vorverlegung der Räumung Bescheid, informierte
sie allerdings nicht!
Monika konnte demnach ihre Sachen nicht ordentlich packen, einige Utensilien,
um die sie bat, sind schon abhandengekommen.
Sie hat am Tage noch einmal in der alten Wohnung nachsehen wollen, um
beispielsweise ihr Handyladegerät abzuholen, doch das Wohnungstürschloss war
schon ausgetauscht. Und leider hatte Monika R. nicht die Gelegenheit, sich
angemessen von der Wohnung zu verabschieden, in der sie schon einige Jahrzehnte
lebte.
Es ist nicht wahr, dass Monika die neue Wohnung, die ihr zur Verfügung gestellt
wurde, schon vor zwei Monaten bezogen hat. Monika R. hat diese Wohnung im
Erdgeschoss auf einer Hauptstraße, 200 Euro teurer als die Vorherige, nie
beziehen wollen. Sie hat auch den Mietvertrag nicht unterschrieben, sondern
dies erledigte für sie ihr Sachwalter gegen ihren Willen.
Monika R. wurde an vielen Stellen übergangen oder nicht in Kenntnis gesetzt.
Die neue Wohnung ist dabei nur eines von vielen Beispielen.
Das Bündnis gegen Zwangsräumungen ist kein Folgeprojekt der pizzeria anarchia auch wenn sich einige
politische Anliegen überschneiden und wir uns solidarisch erklären mit den
geräumten Pizzabewohnerinnen sowie mit allen anderen Menschen, die durch die Auswirkungen
der kapitalistischen Besitz- und Verwertungslogik von Obdachlosigkeit betroffen
oder bedroht sind
Delogierungen/Zwangsräumungen sind kein Randphänomen .
Mietpreiserhöhungen betreffen uns alle und sind längst in unserer Mitte
gegenwärtig.
Wir möchten an dieser Stelle daran erinnern, dass täglich durchschnittlich 7
Zwangsräumungen in Wien stattfinden. Wir sind alle davon betroffen und wir haben
Monika dabei unterstützt, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten und selber über
ihre Wohnsituation zu entscheiden. Leider ist
es uns bei ihr nicht in letzter Konsequenz gelungen. Die Profitlogik des kapitalistischen
Wohnungsmarktes, der aus Wohnraum Ware macht, kam uns dazwischen.
So schnell bekommt man uns nicht klein.
Weiterhin treten wir für eine Welt ohne Delogierungen ein.
Auch euch möchten wir unterstützen, wenn ihr bedroht seid oder euch vernetzen
wollt gegen den alltäglichen Mietwahnsinn.
Wohnraum für Alle!
Mit solidarischen Grüßen
Zwangsräumungen verhindern
Email: zwangsraeumungenverhindern [at] riseup (punkt] net
Kontakt-Telefon: 0660 42 43 190 (bzw. +43 660 42 43 190)
http://zwangsraeumungenverhindern.noblogs.org/