Seit 7 Uhr sind Einsatzfahrzeuge von Polizei und Feuerwehr im Hambacher Forst unterwegs, um die Baumbesetzung „Neuland“ an der Rodungskante nördlich der ehemaligen A4 bei Morschenisch zu beseitigen. Am 5. November 2014 wurde eine ca. 250 Jahre alte Eiche in unmittelbarer Nähe der ehemaligen A4 besetzt, um so eine Rodung des verbliebenen Waldstücks zu verhindern.
Pressemitteilung: siehe unten
Ticker // Hintergründe Hambacher Forst // Kampagne "Kein Baum fällt" // Spenden // Aktivist in Haft
Pressemitteilung, 4.12, 10:00 Uhr
Im Abstand von 40 bis 100 Metern wurde diese am 25. November von einem privaten Sicherheitsdienst im Auftrag von RWE mit einem Bauzaun umstellt. Mit einem Essenskorb unter dem Baum wurde versucht, die Person herunter zu locken. Ohne Erfolg.[1]
Ein Einsatz mehrerer Feuerwehrfahrzeuge am 27. November blieb ohne Effekt. Da sich die besetzende Person weigerte, „gerettet“ zu werden, sah die Polizei auf Nachfrage keine Veranlassung, sie vom Baum zu holen.Trotz massiver Bewachung durch über 15 in Schwarzarbeit von Subunternehmen beschäftigte Sicherheitskräfte mit 6 Euro Stundenlohn gelang den unbewaffneten Waldbesetzer*innen am 28. November eine spektakuläre Auswechslung der Person auf dem Baum.
Fragen bezüglich des Namens ihrer Firma und der Tatsache, dass sie sich an einer strafbaren Freiheitsberaubung mitschuldig machen, begegneten die aggressiv auftretenden und mit Stöcken bewaffneten Wachleute mit Gewaltandrohungen.Bei der Aktion wurde einer der Aktivisten von einem Wachmensch mit einer Taschenlampe am Kopf verletzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Ein Augenzeuge der Initiative „Solidarischen Vielfalt“ erstattete Anzeige.[2]
„Ein Umwelt-Aktivist wurde von einem Sicherheitsdienst-Mitarbeiter angegriffen und erheblich verletzt.Wir waren als Augenzeugen vor Ort. Als Psychotherapeut waren ich und Dr.med. Thomas Landmann als Arzt hinzugezogen worden, da offensichtlich vor Ort dem Menschen in der Baumbesetzung an der Rodungskante eine gesundheitsgefährdende bzw. traumatisierende Lage zugemutet wurde. Der Sicherheitsdienst hat dort aus unserer Sicht eine Menschenrechtsverletzung begangen.(vgl. Bericht von Ralph Jansen (26.11).“, so Alfred Emilio Weinberg M.A., Psychotherapeut in Köln [3]
Seitdem harrt eine einzelne Person bei Nachtfrost im Baum aus und zeigt – im Gegensatz zum Akku ihres Handys – keinerlei Ermüdungserscheinungen, wie Beiträge auf dem Blog der Waldschützer*innen beweisen.[4]
Der Hambacher Forst wurde 2012 und immer wieder von der Polizei geräumt, meist unter abstrusen Gründen wie im April 2014, als Bäumhäuser zum Schutz von „Leib und Leben“ gefällt wurden. „Die Interessen der Energiekonzerne werden ständig im Namen anderer Gremien und sogar des Gemeinwohls, wie beim Bundesverfassungsgerichtsurteil geschehen, vertreten. Auf Bundesebene bedeutet dies die Debatte über einen Kohle-Cent zur Subventionierung der klimaschädlichsten aller Energieformen; auf Regionalebene bedeutet dies, dass städtische Behörden und die Polizeieinheiten Gründe erfinden um RWE den Weg frei zu räumen.
Dies erleben wir ja nicht zum ersten Mal — beim Klimacamp im vergangenen Jahr z.B. war es ganz ähnlich“, äußerte sich Annika Schlereth in der damaligen Pressemitteilung vom 28.03.2014.[5]
Seit Monaten gehen die Wachleute gewaltsam gegen die blockierenden Umweltschützer*innen im Hambacher Forst vor. Auf Nachfrage verweist der Energiekonzern RWE darauf, dass die beauftragten Subunternehmer in eigener Verantwortung handeln und verstößt damit billigend gegen selbst gesetzte Grundsätze wie der Aufrichtigkeit und dem „Respekt gegenüber Menschen und Umwelt“.[6]
Über die aktuellen Geschehnisse bezüglich der gerade stattfindenden Räumung können Sie sich online über folgenden Link auf dem Laufenden halten: http://hambacherforst.blogsport.de/2014/12/04/neuland-wird-geraeumt
oder auch direkt bei unserem Pressekontakt telefonisch melden:
Tim Wiese, 015754136100Verweise:
[1] Presseerklärung zur Isolierung der Baumbesetzung
[2] Therapeut erstattet Anzeige , KStA
[3] Offener Brief an Kölner Stadtanzeiger, Attac Köln
[4] Blogbeiträge der Besetzer*innen von „Neuland“