Hinter der „Mall of Berlin“ warten immer noch ein paar rumänische Arbeiter auf ihren Lohn. Jetzt haben sie ihre Bleibe in einem Baucontainer verloren.
Von Martin Klesmann
Droma Bogdan und seine Bekannten haben dafür gearbeitet, dass das glitzernde Einkaufszentrum „Mall of Berlin“ Ende September endlich nach mehrmaliger Terminverschiebung eröffnen konnte. Sie haben die Trennwände für die Trockenbauten an den passenden Ort getragen und das Gebäude geputzt.
Doch während nun drinnen in der riesigen Shopping Mall das Weihnachtsgeschäft anläuft, sind Droma Bogdan und seine rumänischen Bekannten nur noch verzweifelt. Fast zwei Monate lang haben sie am Hinterausgang der „Mall of Berlin“ in Baucontainern gelagert und übernachtet. Denn sie warteten auf den noch ausstehenden Lohn. An diesem Freitag nun wurden die Baucontainer mit dem Kran auf Lastwagen verladen und abtransportiert.
Droma Bogdan und seine teils bereits schwer erkälteten Kumpanen sind nun obdachlos und ohne Geld. „Wir werden sehen, ob wir bei der Stadtmission oder der Caritas unterkommen“, sagt der 29-Jährige. Bogdan gehört zu den über 30 aus Rumänien stammenden Arbeitern, die sich seinerzeit hilfesuchend an den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) gewandt hatten. Dort hatte man eigens eine Beratungsstelle für Arbeiter aus Rumänien, Bulgarien und anderen Staaten eingerichtet.
Die Männer waren von einem Subunternehmer, der beim Bau der „Mall of Berlin“ tätig war, um einen Teil ihres Arbeitslohnes gebracht worden. Sechs Euro pro Stunde waren ihnen versprochen worden, sagt Bogdan. Bekommen haben sie viel weniger, in manchen Wochen gar nichts.
Anspruch auf 2500 Euro Nachzahlung
„Nach unseren Kenntnissen hatten die Arbeiter dort einen Anspruch darauf, durchschnittlich noch 2500 Euro nachgezahlt zu bekommen“, sagte DGB-Sprecher Dieter Pienkny. Das gehe aus den Zeitkarten hervor, die sie vorgezeigt haben. „Doch am Ende bekamen sie nur noch 400 Euro ausgezahlt.“ Dafür haben sie dann sogar eine Schuldverzichtserklärung unterschrieben. Zuerst hatte der Subunternehmer sogar bestritten, überhaupt Rumänen beschäftigt zu haben.
Nur die paar verbliebenen Roma aus Rumänen, darunter Droma Bogdan, wollten sich damit offenbar nicht abspeisen lassen. Sie harrten in den Containern aus, lebten vom Pfandflaschensammeln. Nachbarn aus dem Wohnhaus brachten ihnen sogar Essen vorbei, andere Bauarbeiter sammelten Geld für sie.
Der für die „Mall of Berlin“ zuständige Generalunternehmer Fettchenhauer Consulting und Logistics GmbH äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht. Dem RBB hatte Bauleiter Andreas Fettchenhauer gesagt, alles sei korrekt abgelaufen. Droma Bogdan und Kollegen behaupten hingegen, sie hätten ohne Papiere gearbeitet.
Die „Mall of Berlin“ wäre sonst nicht so schnell fertig geworden. Es sieht so aus, als wollten sie nun weiter in Berlin bleiben. In Rumänien hat Droma Bogdan nach eigenen Angaben früher Schmuck gefertigt und verkauft. Aber inzwischen hätten Chinesen dort diesen Markt übernommen. DGB-Sprecher Pienkny sagte, dass die Beratungsstelle in diesem Jahr schon 150 Fälle im Monat beraten musste. Doppelt so viele wie im vergangenen Jahr.