Um die Umwelt zu schonen und um sich gesund zu ernähren, greifen immer mehr Verbraucher zu Produkten aus ökologischem Anbau. Einer Gruppe von Menschen aus Freiburg ist dies jedoch nicht genug. Sie wollen noch mehr Einfluss darauf haben, woher ihre Lebensmittel stammen und wie diese angebaut werden. Deshalb möchten sie ihr Gemüse zukünftig gerne selbst pflanzen und ernten – allerdings nicht jeder für sich im eigenen Garten, sondern in einem Gemeinschaftsprojekt. Vorbild ist ein Modell aus Genf.
Ob sich diese Idee in Freiburg wirklich in die Tat umsetzen lässt, ist
derzeit noch nicht ganz klar. "Der Knackpunkt wird sein, ob wir
geeignetes Land bekommen", sagt Luciano Ibarra, einer der Initiatoren
der "Gartencoop". Aber die Gruppe ist zuversichtlich: Einige Landwirte
im Freiburger Umland hätten bereits Interesse an dem Projekt bekundet,
berichtet Ibarra.
Überzeugt von ihrer Idee ist die Garteninitiative auch deshalb, weil
sie in einem Projekt in Genf gesehen hat, dass das System funktioniert.
Die dortige Kooperative Jardins de Cocagne ("Schlaraffengärten") gibt
es bereits seit 30 Jahren, sie versorgt derzeit 420 Haushalte mit Obst
und Gemüse.
Die Mitglieder zahlen monatlich einen einkommensabhängigen Beitrag und
sind außerdem verpflichtet, vier Tage pro Jahr bei der Gartenarbeit
mitzuhelfen. Dafür bekommen sie einmal pro Woche eine Gemüsekiste ins
Haus geliefert – ähnlich wie bei dem Prinzip der Abonnementskisten, das
viele Bioläden anbieten. Dieses Angebot ist der Freiburger Gartencoop
jedoch schon "zu service- und verbraucherorientiert", wie Mitstreiterin
Kathrin Hessdorfer sagt. Die Geschäfte böten das an, was die Kunden
wünschten – und nicht unbedingt das, was der Boden hergebe.
Bei der Gartencoop soll deshalb auch schrumpliges Gemüse in den Töpfen
der Mitglieder landen, und außerdem wirklich immer nur das, was je nach
Jahreszeit und ohne zusätzlichen Energieaufwand angepflanzt werden kann.
Neben den ökologischen Aspekten hat die Idee vor allem aber auch einen
politischen Hintergedanken: Die Garteninitiative möchte den anonymen
Markt aufbrechen. Produzenten und Konsumenten sollen nicht mehr länger
getrennt sein. Ein Laienprojekt soll die Kooperation trotzdem nicht
werden. "Der Anbau soll schon professionell sein", sagt
Gartencoop-Mitglied Fabian Schlichtmeier. Deshalb möchte die Initiative
auch ausgebildete Gärtner anstellen. Sie sollen den Anbau koordinieren
und die Mitglieder anleiten.
Hierbei könnte die Gartencoop-Gruppe auch auf Experten aus ihren
eigenen Reihen zurückgreifen: Rund ein Drittel der derzeit rund 20
Aktivisten sind selbst gelernte Gärtner oder befinden sich in der
Ausbildung.
Um das Projekt zu starten, sucht die Initiative derzeit noch
Mitstreiter. 80 Haushalte wären für den Anfang ideal, glaubt Luciano
Ibarra. Diese müssten sich auch noch Gedanken über die genaue
Finanzierung des Konzepts machen. Die Gruppe rechnet zu Beginn mit
einer Investitionssumme im niedrigen fünfstelligen Bereich – etwa für
Werkzeug oder schützende Folientunnel. Das Geld soll durch
Direktkredite oder Spenden zusammenkommen.
Informationsveranstaltung am Freitag, 23. Oktober 2009, ab 19.30 Uhr im Susi-Café, Haus A, Vauban-Allee 2.
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