18. Oktober 2014 | 14:00 Uhr | Demonstration | Bahnhof (Konrad-Adenauer-Str.) – Aufruf von der Lübecker Initiative »Solidarität mit Rojava & Kobanê«:
Seit Wochen greifen bewaffnete Verbände des selbst ausgerufenen fundamentalistischen Islamischen Staates (IS) das Gebiet Rojava im Norden Syriens an. Hier entstand vor zwei Jahren während des syrischen Bürgerkrieges ein Projekt der demokratischen Autonomie, in dem Menschen verschiedener Religionen und ethnischer Herkunft friedlich zusammenleben. Trotz des anhaltenden Bürgerkrieges, gelang es den vor Ort lebenden Menschen, Strukturen einer demokratischen Selbstverwaltung aufzubauen.
Dabei sind in allen Gremien Frauen vertreten. Die bewaffneten
Verteidigungskräfte bestehen zu 35% aus ihnen. Ein Großteil kämpft in
neu gegründeten autonomen Frauenverbänden (YPJ). Die Befreiung der Frau
bildet einen wesentlichen Grundsatz für den Neuaufbau der Gesellschaft.
Auch deshalb ist Rojava Angriffsziel der
fundamentalistisch-islamistischen Gruppen. Der Vormarsch des IS geht mit
Terror, Massakern, Vergewaltigungen und Verschleppungen einher.
Hunderttausende Menschen sind auf der Flucht und benötigen dringend
Hilfe. In den letzten Wochen spitzt sich die Lage in und um die Stadt
Kobanê (Ain al-Arab) zu. Inzwischen ist der IS in Teile der Stadt
eingedrungen. Es werden Häuser- und Straßenkämpfe geführt. Die
kurdischen Widerstandskämpfer_innen versuchen mit allen Mitteln, die
IS-Faschisten zurückzudrängen und somit ihr und das Leben der
Zivilbevölkerung zu retten.
Es steht aber mehr auf dem Spiel: Wenn Kobanê fällt, droht das Projekt der demokratischen Selbstverwaltung in Rojava zu scheitern. Den Verteidiger_innen mangelt es an vielem, insbesondere an modernen Waffen, um dem hochgerüseten IS militärisch entgegenzutreten. Die einzigen, die bislang ein Massaker im großen Stil verhindert haben, sind die Milizen der YPG, die hauptsächlich von der PYD organsiert werden – einer syrisch-kurdischen linken Partei, die der PKK nahesteht.
Sie leistet militärische und humanitäre Hilfe und war schon früh an der
Befreiung der Êzîden beteiligt, die im Shingal-Gebirge vor dem IS
Zuflucht suchten. Dennoch wird die PKK in Deutschland als
Terrororganisation aufgeführt und somit kriminalisiert. Das Projekt
Rovaja ist dem NATO-Mitglied Türkei seit Anbeginn ein Dorn im Auge. Ein
Erstarken der kurdischen Bewegung widerspricht den Interessen der
türkischen Regierung, welche in der Vergangenheit fundamentalistischen
Kämpfern aus aller Welt freies Geleit nach Syrien gegeben hat. Auch
Waffen und Munition gelangten über das Staatsgebiet der Türkei in die
Hände des terroristischen IS. Die türkische Regierung hat ein Interesse
an der Zerschlagung der kurdischen Autonomie und es bleibt zu
befürchten, dass ein Einmarsch der türkischen Armee dem Projekt Rojava
ein Ende setzen könnte.
Das Projekt Rojava ist gefährdet und nicht nur für die Menschen der Region ist es eine Perspektive für eine bessere Gesellschaft, in der ein Leben in Würde und Freiheit möglich ist – es ist eine Alternative zu all den islamistischen bzw. autoritären Staaten. Wir stehen hinter dem Kampf der kurdischen Bewegung und gegen den Terror des IS.
Halte stand Kobanê – Halte stand Rojava!
Solidarität mit dem kurdischen Befreiungskampf!