Die neue Vogtei von Köpenick

Erstveröffentlicht: 
13.10.2014

Der NPD-Europaparlamentarier Udo Voigt eröffnet am Samstag in der NPD-Parteizentrale ein neues Bürgerbüro.

 

Von Patrick Gensing

 

Nach den Wahlniederlagen in Sachsen und Thüringen steht die NPD vor einem Scherbenhaufen. In Thüringen wurden die Kassen für den Wahlkampf geplündert, in Sachsen brach ein Großteil der Infrastruktur zusammen. Probleme, die der ehemalige NPD-Vorsitzende Udo Voigt derzeit nicht kennt. Als fraktionsloser Abgeordneter sitzt er nun im Europaparlament – und kann aus dem vollen Schöpfen.

Für den 18. Oktober lässt Voigt daher über die „Büroleiterin“ des Europaabgeordneten politische Weggefährten nach Berlin einladen. In Köpenick will er sein Bürgerbüro eröffnen, bezahlt aus den Mitteln, die ihm als Europaabgeordneter zustehen. Das Geld fließt in die Partei, denn Voigt mietete sein Büro in der Seelenbinderstraße 42 an – also in der NPD-Parteizentrale.

 

Parteivorsitz wenig attraktiv

Damit das Bürgerbüro aber im neuen Glanz erstrahlt, sollten die Räume wohl zunächst auf Vordermann gebracht werden; von einem neuen Fußboden war in der Partei die Rede, auch von einem kleinen Vordach für den Eingang. Für seine Feier zur Eröffnung dürfte etwa mit 50 Gästen im Bürgerbüro gerechnet werden, darunter viele vom „Freundeskreis Udo Voigt“. Neben Sekt soll ein kleiner Stadtrundgang sowie möglicherweise ein Gastredner auf dem Programm stehen. Wie aus Parteikreisen zu hören ist, sollte der bisherige Chef der „British National Party“, Nick Griffin, auftreten. Allerdings scheint dieser Plan nicht umsetzbar gewesen zu sein.

Angesichts der Schwäche der Gesamtpartei dürfte Voigt durch sein Mandat und das dazugehörige Bürgerbüro sowie sein Mitarbeiterstab in der NPD wieder an Einfluss gewinnen. Neben der Büroleiterin Bettina Bieder gehören Karl Richter, Uwe Meenen sowie Florian Stein zu seinen Mitarbeitern. Gute Voraussetzungen, um die Position in der Partei weiter auszubauen.

Für eine Kandidatur um den Bundesvorsitz auf dem im November in Weinheim geplanten Parteitag soll Voigt aber kein Interesse haben. Der Zustand der NPD, die andauernden internen Streitigkeiten, das anstehende Verbotsverfahren sowie die schlechte finanzielle Lage macht den Posten des Vorsitzenden nicht attraktiver. Voigt hat mit seiner Kampfkandidatur bei der Europawahl einen guten Instinkt bewiesen und ist nun erst einmal abgesichert und in der Partei somit unverzichtbar.