Leipzig. Auch in Leipzig wurde eine Einrichtung für Asylsuchende durch die Firma European Homecare betrieben. Das Essener Unternehmen, gegen das am Sonntag Misshandlungsvorwürfe laut wurden, trat als institutioneller Betreiber der Asylbewerberunterkunft in der Löbauer Straße auf. Die Einrichtung im ehemaligen Fechner-Gymnasium im Stadtteil Leipzig-Schönefeld war von vornherein nur als Interim geplant. Für den Zeitraum von vier Monaten im Winter und Frühjahr 2014 lag der Betrieb in den Händen des Unternehmens.
Auffälligkeiten gab es in dieser Zeit offenbar nicht. Robert Dobschütz von der Initiative „Leipzig hilft!“, die sich mit Spenden und Unterstützung für die Flüchtlinge in der früheren Schule eingesetzt hat, weiß von keinen Problemen während dieser Zeit. „Wir als Leipziger Initiative können von keinen negativen Erfahrungen berichten“, so Dobschütz gegenüber LVZ-Online. Bei Besuchen vor Ort sei ihm nichts aufgefallen.
Am Sonntag wurde bekannt, dass Sicherheitsmitarbeiter in Einrichtungen, die von European Homecare betrieben wurden, Flüchtlinge angegriffen und gedemütigt hätten. Nach Informationen des WDR seien die Securityleute bei der Firma SKI angestellt gewesen, einem Tochterunternehmen der European Homecare. Die Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln inzwischen gegen vier Beschäftigte. Auf einem Video, welches den Behörden zugespielt wurde, sind uniformierte Mitarbeiter zu sehen, die einen Flüchtling mit den Füßen drangsalieren. Auf den Telefonen der Verdächtigen wurden auch Fotos gefunden, auf denen die Männer mit ihren Opfern posieren.
Nach Medienberichten wurden bei zwei Wachleuten verbotene Waffen wie Schlagstöcke gefunden. Am Montag sollen die Bewohner der Unterkunft befragt werden. Auch aus zwei weiteren Heimen in Essen und Bad Berleburg wurden Übergriffe auf Flüchtlinge gemeldet.
Sowohl die zuständige Bezirksregierung als der Betreiber zogen noch in der Nacht Konsequenzen. Der Vertrag mit dem Sicherheitsunternehmen SKI wurde gekündigt.
European Homecare betreibt in Sachsen weitere Einrichtungen, so zum Beispiel in Chemnitz und Hoyerswerda. Auch in Thüringen sind die Essener aktiv. Die Thüringer Ausländerbeauftrage Petra Heß forderte am Montag eine Überprüfung des Unternehmens und seiner Aktivitäten im Freistaat.