Mit diesem Text wollen wir einige Dinge rund um die Hausbesetzung am Wall 92 in Bremen, vom 29.08.14 erklären und Informationen, die es vielleicht schon gibt, ergänzen. Außerdem sollen hier einige Erfahrungswerte weitergeben und wichtige Punkte, die uns bei der Reflektion der Aktion aufgefallen sind, betont werden. Der Text behandelt dabei die Presse-Arbeit und den Kontakt mit den Bullen. Dann wollen wir etwas dazu sagen wie die Verhandlungen gelaufen sind und zuletzt was bei der Vorbereitung mitgedacht werden sollte
Klar sollte sein, dass dies hier kein Maßstab oder eine Anleitung fürs Häuser besetzen sein soll und dass jede Gruppe und jedes Haus unterschiedlicher Vorbereitung bedarf. Wir halten unseren Versuch aber für recht erfolgreich und wollen unsere gemachten Erfahrungen weiter geben. Hoffentlich werden auch andere Menschen aktiv.
Der Anlass für die Aktion waren die Squatting Days, doch ging es uns darüber hinaus auch darum auf die, in vielerlei Hinsicht, bestehende Raum- und Wohnungsnot in Bremen aufmerksam zu machen und Besetzungen – als praktische Maßnahme gegen diese-zu bewerben.Zum anderen wollten wir aber auch ganz konkret dieses leerstehende Haus um es wieder mit Leben zu füllen. Wie genau wollten wir dann im Nachhinein mit allen Benutzer_innen gemeinsam klären. Es war eine bewusste Entscheidung die genaue Adresse des Hauses nicht zu veröffentlichen.
Wir wollten unbedingt, dass die Presse vor den Bullen da ist. Dies war ein zentraler Punkt der Aktion. Die Presse erzeugt mit ihrer Anwesenheit Öffentlichkeit, die-bei solch einer Herangehensweise – ein Schutz für die Menschen im und vor dem Haus bedeuten kann. So konnte man einerseits Druck auf die Bullen ausüben, aber vor allem auch eigene Inhalte vermitteln. Unerwarteterweise waren die Presse-Menschen sehr zahlreich und auch lange vor der Bullen vor Ort, was dazu geführt hat,dass sie ihre Informationen direkt von uns bekommen haben. So konnten wir eigene Inhalte setzen und es wurde nicht wie so oft einfach von der Bullenpresse abgeschrieben. Ergebnis war, dass in vielen Artikeln unsere eigene Pressemitteilung, oftmals direkt zitiert, aufgetaucht ist. Sehr nützlich war auch, dass einige Presseleute einen telefonischen Kontakt zu uns bekommen haben. Im Vorhinein, aber auch während Menschen im Haus waren, hat es Personen gegeben, die für die Presse und (leider auch gleichzeitig) für die Bullen ansprechbar waren. An dieserStelle ist zu erwähnen, dass man damit rechnen muss, dass auch Presse mit Kamera kommt, wenn man die TV-Presse einlädt und diese dann natürlich auch (z.B.Gesichter) filmen werden. Dass wir die Adresse nicht veröffentlicht haben hat natürlich auch dazu geführt, dass Unterstützer_innen nicht wussten wo sie hin sollten. Es war schön, dass es einige Leute, trotz der langen Suche, geschafft haben zum Haus zu kommen: An dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle, die da waren!!
Hier hätten wir von Anfang an transparent machen sollen dass, bis die Bullen da sind, kein Support gewünscht war. Es wäre super gewesen, ab dem Zeitpunkt, an dem die Bullen das Haus gefunden hatten, noch ein paar Leute mehr vor dem Haus zu sehen, was uns zum nächsten Punkt bringt.
Ein Ticker, ein aktueller Blog oder ein bestimmter Twitter-Hashtag zum richtigen Zeitpunkt hätten sicherlich dazu beitragen können, dass mögliche Unterstützer_innen schneller die Adresse erfahren und über das aktuelle Geschehen informiert werden. Eine kontinuierliche Berichterstattung ist also wünschenswert, aber auch mit personellen Kapazitäten verbunden. Wir wollten die Aktion mit möglichst wenig Menschen versuchen und so den Aufwand, aber auch die Repression möglichst gering zu halten. Allgemein lässt sich wohl sagen, dass es bestimmt sehr sinnvoll ist, die Aufgaben, die es gibt auf ein paar mehr Schultern zuverteilen und sich auch Gedanken darüber zu machen, dass irgendwann Müdigkeit einsetzt und es entweder Rückzugsräume zum Ausruhen geben muss oder „Schichtwechsel“, damit alle Aufgaben übernommen werden können.Konkret geht es um Aufgaben wie Support vor dem Haus, Email/Internet, Presse, Bullenkontakt und die eigentliche Besetzung.
Wir haben versucht direkt mit dem_der Eigentümer_inin Kontakt zu treten und finden dies auch nach wie vor richtig. Unserer Ansicht nachist dies die einzige Möglichkeit, ein Haus langfristig nutzen zu können. Dennoch denken wir, dass wir zu schnell in der Defensive waren und wir uns selbst noch ernster hätten nehmen sollen. Wir denken im Nachhinein, dass wir uns viel mehr Zeit hätten nehmen können und sollen; in Bezug auf den Kontakt mit den Bullen vor Ort, aber auch mit dem Erstgespräch, was mit der Person von der Brepark GmbH, der Eigentümerin des Hauses, geführt worden ist. Das Gespräch hätte man z.B. sicherlich auch durchs Fenster oder am Telefon abwickeln können. Von den Bullen hätte man sich nicht so unter Druck setzen lassen müssen. Vielmehr wäre es möglich gewesen, selbst Ansagen zu machen und Bedingungen zu stellen. Aus jetziger Sicht, denken wir, dass die Aktion insgesamt recht glücklich verlaufen ist und man sicherlich noch länger hätte im Haus bleiben können. Die starke Pressepräsenz und Bereitschaft sich das anzuhören, was wir zu sagen haben, überstieg unsere Erwartungen bei Weitem, so dass einfach auch irgendwann, nach über 10 Stunden, nicht mehr genug Kraft vorhanden war, sich dem weiter auszusetzen. Sehr bestärkend waren, neben den Unterstützer_innen aus der „Szene“, Passant_innen und Anwohner_innen, die die Aktion durchweg positiv beurteilten und uns Mut machten.Schön auch zu sehen, dass es möglich ist ohne Anzeigen aus so einer Sache raus zu gehen (Siehe die anhängende Pressemitteilung). Wir sind optimistisch, dass wir oder andere in Zukunft ein Haus für längere Zeit öffnen und nutzen können.
Die Besetzung hat gezeigt, dass Häuser besetzen in Bremen möglich ist!
Squat the world!
Links zur Besetzung:
http://endofroad.blogsport.de/2014/08/29/hausbesetzung-in-bremer-innenst...
http://endofroad.blogsport.de/2014/09/01/hausbesetzung-am-29-08-pressesp...