Fürstenwalde ist eine Brandenburger Kleinstadt mit ca. 31.000 Einwohnern, nur etwa 50km östlich von Berlin. Wie die meisten Orte in Brandenburg hat Fürstenwalde ein Naziproblem. Und wie in den meisten Orten in Brandenburg wird dieses großzügig unter den Teppich gekehrt. In der zentralen Einkaufsmeile vertickt der „British Corner“ Thor-Steinar-Klamotten, zahlreiche Naziaufkleber pflastern die Stadt und regelmäßig meldet die NPD Kundgebungen an, am liebsten gegen „Asylmissbrauch“ und gerne vor Geflüchtetenunterkünften. Davon gibt es in Fürstenwalde bisher zwei, eines davon ist das Haus Hoffnung mit 235 Plätzen. Ein drittes mit ca.180 Plätzen soll noch diesen Monat eröffnet werden. Außerdem gibt es in Fürstenwalde ein Heim für allein reisende Kinder und Jugendliche (ALREJU) in dem etwa 45 Geflüchtete leben. In der Umgebung der Unterkünfte verteilen die Nazis ihre Propaganda und versuchen die Einwohner gegen die Geflüchteten aufzuhetzen.
Letzte Woche Freitag hielt die NPD eine Kundgebung mit ca. 30 Teilnehmenden in Fürstenwalde-Süd ab. Nur 10-15 Fürstenwalder_innen kamen um dagegen zu protestieren. Danach zogen die Faschos weiter zu einer zweiten, unangemeldeten Kundgebung vor dem Haus Hoffnung, wo Sebastian Schmidtke (Vorsitzender des Berliner Landesverbandes der NPD) und zwei seiner Mitstreiter eine kleine Gruppe Antifaschisten angriffen. Schmidtke und seine Anhänger_innen wurden nicht zum ersten Mal handgreiflich gegenüber Gegendemonstrierenden. Im August 2013 wurden In Eisenhüttenstadt beispielsweise 4 Menschen bei Protesten gegen die NPD von Nazis verletzt.
Nicht nur die offen als Nazis auftretenden Faschos sind in Fürstenwalde und in ganz Brandenburg ein Problem. Erschreckend sind auch die rechtsoffene Masse, die alten (aber nicht harmlosen) Dorfnazis und die immer noch vergleichsweise hohen Wahlergebnisse rechter Parteien. Bei den Kommunalwahlen im Mai diesen Jahres wählten 62.471 Menschen die NPD. Im Landkreis Oder-Spree, zu dem Fürstenwalde gehört, kam die NPD auf 4,1% der Stimmen, die AfD auf 5,1. In Gemeinden im Umland von Storkow, nur 17km von Fürstenwalde entfernt, erzielt die NPD zweistellige Ergebnisse. Am Sonntag, also einen Tag nach der Demo, finden in Brandenburg übrigens Landtagswahlen statt.Der Kreisverband „NPD-Oderland“ ist einer der aktivsten im Land Brandenburg. Insbesondere im Raum Storkow (Mark), Fürstenwalde (Spree) und Schöneiche ist der Verband stark aufgestellt. Kader mit langjähriger politischer Erfahrung wie Klaus Beier (ehem. Bundespressesprecher und Bundesgeschäftsführer der NPD), Manuela Kokott (wohnhaft in Fürstenwalde), Frank Odoy, Frank Maar, Marcel Teske, Florian Stein, Andreas Kavalir und Antje Kottusch bilden das Rückgrat der regionalen NPD-Strukturen. Zudem sind in Brandenburg etwa 9 Gruppierungen der „Freien Kräfte“ aktiv.
Trotz der offenkundigen Naziproblematik in Brandenburg sieht der Widerstand meist mau aus. Antifaschistische Organisierung gibt es nur in größeren Städten. Auf dem Land können die Faschos quasi ungestört ihr Unwesen treiben. Wo in Berlin bei Nazikundgebungen mit ein paar Hanseln oft Hunderte Gegendemonstrierende auftauchen, kommen in Fürstenwalde auf z.T. 50 Faschos wenn es gut läuft 80, wenn es schlecht läuft gar keine.
Das muss sich ändern!
Kommt mit uns zusammen auf die Straße um ein Zeichen gegen die örtlichen Nazistrukturen zu setzen! Zeigen wir uns solidarisch mit den Betroffenen faschistischer Gewalt und Hetze!
Demo am 13.9. um 15 Uhr in Fürstenwalde (Spree)
Treffpunkt in Fürstenwalde: Grasnickbrunnen (in der Eisenbahnstraße)
Zugtreffpunkt Berlin: Ostbahnhof 13.45, Gleis 1; Abfahrt 14.03 RE1 Richtung Frankfurt (Oder), Ankunft in Fürstenwalde 14.35
Kein Fußbreit den Faschisten!
Siehe auch: http://www.inforiot.de/fuerstenwalde-spree-ein-ruhiges-hinterland-darf-es-nicht-geben/
über Verantwortung...
Das ist die erste antifaschistische Demo in Fürstenwalde, wenn ich mich recht erinnere! Es gibt hier nicht sehr viel Unterstützung für linke Positionen, hoffentlich kann diese Demo etwas daran ändern. Daher wäre es wünschenwert, wenn es die Demo schafft den Einwohnern ihre Standpunkte zu kommunizieren, inhaltlich etwas rüberzubringen und die Anwohner einzubeziehen. Wenn die Demo die Leute hier nur abschreckt, müssen die wenigen hier lebenden Antifaschisten und die Geflüchteten den Ärger ausbaden, denn die können danach nicht wieder in den Zug steigen und in der Großstadtszene untertauchen sondern sind in hohem Maße vom politischen Klima hier abhängig. Zudem würde das den Faschos hier nur entgegenkommen. Die Demoteilnehmer sollten sich dieser Verantwortung bewusst sein!