Über 2.000.000m² Leerstand, ständig anwachsende Bodenpreise, repräsentative und unnötige Neubauten, lasche oder gar nicht erst vorhandene Regulierungen der Mietsteigerung: Das sind Anzeichen der derzeitigen Umstrukturierungspolitik in der Stadt Frankfurt. Sie ist von der Verdrängung vielfältiger Lebensformen geprägt und treibt so eine Parzellierung des Stadtbilds nach Interessen des Marktes voran: auf der Zeil soll geshoppt werden, in Sachsenhausen wird von einer Bar in die nächste gestolpert, in Bockenheim/Westend gehen „Ruhestörung“ und „Hausfriedensbruch“ vor kulturelle Selbstverwaltung.
Um dem verwalteten (Über)Leben zu entgehen und sich eine Pause vor dem alltäglichen Zwang zu gönnen, brauchen wir Räume, in denen wir uns frei entfalten und über uns selbst bestimmen können!
Doch jegliche Bemühungen der Bürger*innen und der Protest gegen Marginalisierung und
Verdrängung werden erschwert, ignoriert oder gar kriminalisiert. Der
Versuch, alternative Kultur- und Wohnprojekte auf offiziellen Wegen
umzusetzen, wird verunmöglicht. Auf dem Geländes des zukünftigen
Kultur-Campus Bockenheim verdichtet sich dieser Prozess. Der Verein
Offenes Haus der Kulturen soll der Saalbau GmbH, einer
Tochtergesellschaft der ABG Holding, weichen und das von vielen
Bürger*innen gemeinschaftlich geplante Philosophicum aufgrund „fehlender
Mittel“ gar nicht erst realisiert werden. Selbst den offiziellen
Planungswerkstätten wird die Legitimität nachträglich abgesprochen.
Diese Stadtpolitik wollen wir nicht mehr ohnmächtig ertragen! Die
Hausbesetzungen der letzten Jahre verweisen allesamt auf den Widerspruch
zwischen Brauchen und Haben und sind angesichts solcher Umstände eine
legitime Protestform. Diese Protestform ermöglicht nicht nur den nötigen
physikalischen Raum sich anzueignen, sondern schafft viel mehr noch
einen sozialen Raum der Selbstermächtigung für mitmenschliche Praxis und
Träume. Sie produziert einen utopischen Überschuss, der über das
Bestehende hinaus verweist.
Am 15.03.2014 wurde die
Georg-Voigt-Straße 10 für wenige Stunden unter dem Namen L__rSt*ll*
besetzt, um für andere Möglichkeiten des gemeinsamen Lebens zu
demonstrieren. Gemeinsam wollte man am Kultur-Campus aus eigener
Initiative partizipieren und ein milieu- und generationsübergreifendes
Café mit offenen Plenum gründen. Für den Anfang war bereits ein
Workshopprogramm zu Kunstproduktion in Planung. Das Projekt wurde lieder
ohne jegliche Verhandlungen am selben Tag aus dem Haus geräumt.
Nun geht die Staatsanwaltschaft auf Antrag der städtischen ABG Holding
gegen die 27 Aktivist_innen vor. Die Besetzer*innen der Villa sollen
jetzt wegen Hausfriedensbruch vor Gericht gestellt werden, für manche
wurde die Strafe von 600 Euro bereits verhängt. Derartige Repression soll
jedes soziale Engagement einschüchtern, Widerstand unmöglich machen und
der aktuellen Stadtpolitik freies Spiel gewähren.
Das werden wir nicht auf uns sitzen lassen! Kommt am 04.09. um 18.30Uhr zur Bockenheimer Warte und demonstriert gegen die Kriminalisierung legitimer Proteste und für eine demokratische Stadtumstrukturierung!
Alles Weitere und Zukünftiges auf: http:// raumstattrepression.blogspo rt.eu/
Die Facebook-Veranstaltung zur Demo: https://www.facebook.com/events/1476239735970912/?ref=22
gez. ein solidarisches Kollektiv zur Unterstützung der angeklagten
Aktivist_innen, die am 15.03.2014 die leerstehende Georgt-Voigt-Straße
10 besetzt hielten.