[W] Gathe: Moscheebau soll Signal für eine bessere Zukunft setzen

Erstveröffentlicht: 
18.08.2014

Viele WZ-Leser erinnern sich noch an bessere Tage der Straße. Elberfeld. Der WZ-Beitrag vom vergangenen Samstag über die Zukunft der Gathe hat bei den Lesern unserer Zeitung hohe Wellen geschlagen. Dabei fürchten offenbar viele, dass auch der geplante Neubau einer Moschee mit Geschäftsräumen, Begegnungszentrum und Wohnungen kein Befreiungsschlag für Straße werden kann.

 

Für die Stadt Wuppertal und den Stadtrat sind die Würfel gefallen. Die Moschee soll gebaut werden, sobald die Fläche frei ist. Dafür muss allerdings noch ein Domizil für das Autonome Zentrum gefunden werden. Dessen Nutzer verweigern den Umzug, solange sie keine aus ihrer Sicht angemessene Ersatzadresse haben. Die Stadt sucht.

 

Der Integrationsbeauftragte ist von den Moschee-Plänen überzeugt


Für die Moschee hat Oberbürgermeister Peter Jung gestern noch einmal die Forderung erneuert, dass sie „stadtverträglich und in einer modernen Architektur“ entstehen muss. Das spricht womöglich gegen Minarett und Kuppeln. Beides ist für Moscheen eigentlich üblich. Jung hat außerdem die Hoffnung, dass „es ein Miteinander von Autonomem Zentrum und Moschee“ geben könnte. Wie das aussehen soll, ließ er offen.

 

Gemessen an den Leserreaktionen sehen viele Wuppertal den Moschee-Neubau an der Gathe kritisch. Dabei sind sie offensichtlich nicht von Ressentiments gegen Muslime getrieben, sondern sie sorgen sich um das Miteinander der Bevölkerungsgruppen an der Gathe. So verweist eine Leserin auf die Geschehnisse um den Moscheebau in Köln, wo auch der türkisch-islamische Verband Ditib federführend ist. Dort hatte es Streit mit dem deutschen Architekten gegeben. Ursache waren unter anderem vermeintliche christliche Symbole in der Kuppel, wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete. Dass es in Köln noch gelingt, eine „transparente Moschee“ zu errichten, bezweifeln immer mehr Beobachter.

 

Für den Integrationsbeauftragten der Stadt Wuppertal, Jürgen Lemmer, geht jede Diskussion um eine neue Moschee an der Gathe fehl. Er meldete sich per Mail aus dem Urlaub bei der WZ. „Diese Moschee dient der Integration und ist eine Chance für die Gathe “, schreibt Lemmer. Die Muslime wollten „eine Moschee errichten, die äußerlich erkennbar zum Besuch und zum Dialog einlädt“.

 

Wie die Gathe heute auf viele Wuppertaler wirkt, beschreibt eine Leserin so: „Früher konnte ich zu Fuß die Gathe zum Uellendahl gehen. Heute traue ich mich das nicht mehr. Abends ist es für eine Frau erst recht zu gefährlich, allein über diese Straße zu gehen.“ Die einzelnen Bevölkerungsgruppen isolierten sich immer mehr. Von Integration könne da ja wohl keine Rede mehr sein.