Paukenschlag in Lörrach: Die heiß diskutierten Pläne, eine Flüchtlingsunterkunft im Stadtteil Brombach zu bauen, sind völlig überraschend gescheitert. Wie geht es jetzt weiter?
Das war ein echter Paukenschlag, der am Wochenende für Gesprächsstoff 
sorgte: Das Grundstück, auf dem der Landkreis in Brombach eine Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge
 bauen wollte, steht für diesen Zweck nicht mehr zur Verfügung. Wo sonst
 die Lösung liegen könnte, ist völlig offen. Die Stadt prüft nun bereits
 verworfene Areale neu. An der Doppelstrategie – 100 Plätze an der Gretherstraße, 200 am Ort X – wird festgehalten.
Auch sie sei von der Nachricht völlig überrascht worden, sagt Claudia 
Bachmann, eine Anwohnerin des Grundstücks an der Hofmattstraße. Sie 
hatte eine Online-Petition geschaltet,
 die sich nicht gegen die Aufnahme von Asylbewerbern, wohl aber gegen 
die geplante Dimension wandte. Zuletzt ging es verbindlich um 200 
Plätze. Ihre Stimmung sei angesichts der neuen Lage "gemischt", sagt 
Claudia Bachmann. Zwar sei sie erleichtert, dass die Unterkunft in der 
geplanten Größe nicht komme. Aber ihr sei klar, dass die Unterbringung 
von Flüchtlingen eine Aufgabe sei, die alle mittragen müssten: "Es geht 
ja um Menschen, und die müssen irgendwo untergebracht werden." Sie sei 
nicht die Einzige aus dem Kreis der Anwohner, die nun zu einer Sitzung 
des Arbeitskreises Asyl gehen wollen, um zu sehen, was man unterstützend
 tun könne. "Viele in Brombach sind hilfsbereit", versichert Bachmann.
Vitus Lempfert vom Arbeitskreis Miteinander, der vor allem individuell 
wohnende Flüchtlinge betreut, zeigt sich "sehr enttäuscht", dass das 
Projekt in Brombach nicht zustande kommt. Eine Unterkunft mit 200 
Plätzen an diesem Ort wäre "gut machbar" gewesen, ist er überzeugt, auch
 ein Dialog war in Gang gekommen. In der Debatte über die Dimension will
 er nicht Partei ergreifen – für ihn sei aber deutlich geworden, dass 
die Vertreter der Anwohner nicht grundsätzlich gegen Asylbewerber in 
ihrer Nachbarschaft gewesen seien. Nun gehe die Suche nach einem 
Grundstück für eine gesetzlich vorgeschriebene und in der Sache 
sinnvolle Gemeinschaftsunterkunft weiter, und die sei "unheimlich 
schwer". Sei ein neuer Ort gefunden, beginne die Überzeugungsarbeit von 
vorne.
Die Stadt prüft in enger Abstimmung mit dem Kreis bereits das gute 
Dutzend Grundstücke überall im Stadtgebiet neu, das bereits einmal in 
Betracht gezogen wurde, sagt Pressesprecherin Susanne Baldus-Spingler. 
Schließlich werde die Doppelstrategie weiter verfolgt, das Haus an der 
Grether-/Feldbergstraße soll nach und nach mit insgesamt 100 
Flüchtlingen belegt werden.
Damit wird nun irgendwo anders in der Stadt ein Grundstück nicht wie 
ursprünglich für 300, sondern für 200 Menschen gesucht. Also komme 
vielleicht eines der zunächst verworfenen Areale doch noch in Betracht. 
Auch sonst, so Baldus-Spingler, werde in der Stadt noch einmal ganz 
systematisch geprüft, wo eine solide Unterkunft mit guter Anbindung hin 
könne. Der Kreis, der für die Erstunterbringung zuständig ist, sucht 
darüber hinaus auch in allen anderen Kommunen.
Wer das ursprünglich vorgesehene Grundstück an der Hofmattstraße gekauft
 habe, sei der Stadt nicht bekannt, sagt Walther Schwenzer, der den 
Fachbereich Stadtplanung und Baurecht leitet. Es ist in Privatbesitz. 
Mehrmals gab es hier schon Bauanfragen, die aber zurückgezogen wurden. 
Ein Bebauungsplan muss hier erst aufgestellt werden, dem spricht aber 
nichts entgegen. Auch für die Flüchtlingsunterkunft hätte das ganze 
Verfahren noch bevorgestanden, darum war auch der Zeithorizont so lang.
Mehr zum Thema:
- Rückblick: Online-Petition gegen Flüchtlings-Unterkunft
