Touristen im touristischen Viertel unterhalb der Akropolis fanden sich im Kugelhagel wieder
Mit einer Aufsehen erregenden Aktion gelang es der griechischen Polizei den zweiundvierzigjährigen Top-Terroristen und Anführer des "Revolutionären Kampfs", Nikos Maziotis, im Athener Zentrum zu verhaften. Beim Schusswechsel, der von beiden Seiten offenbar ohne Rücksicht auf die anwesenden Touristen durchgeführt wurde, kamen ein Deutscher und ein Australier zu Schaden. Das touristische Viertel rund um den Kapnikarea-Platz, buchstäblich am Fuß der Akropolis gelegen wurde abgesperrt. Es handelt sich um Griechenlands größte Einkaufsmeile, die Ermou, die wegen des am Montag begonnenen Sommerschlussverkaufs mit Menschenmassen geradezu überfüllt war.
Die gute Nachricht zuerst. Der deutsche Tourist, der per Kreuzfahrtschiff in die Region Attika gekommen war, ist offenbar nicht besonders schwer verletzt worden. Zahlreiche oberflächliche Schürfwunden, von denen einige von Querschlägern des Kugelhagels stammen können, wurden als nicht bedrohlich eingestuft. Der Mann zog es vor, auf eigene Verantwortung zum Schiff zurückzukehren und sich den Aufenthalt in Athener Krankenhäusern zu ersparen. Der überwiegend am Bein verletzte jugendliche Australier wurde dagegen mit nicht lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Seine Verletzungen stammen von Querschlägern.
Ebenfalls ins Krankenhaus und direkt in den OP-Saal wurde Nikos
Maziotis gebracht. Der bekennende Anarchist und Terrorchef, auf dessen
Konto unter anderem der Anschlag im Aprilauf die Notenbank in Athen
geht, war seit Juni 2012 flüchtig. Er wurde offenbar schwerer verletzt
als zunächst angenommen. Die Rede ist von einer schweren
Schulterverletzung und einer Kugel im Bauchbereich. Der Terrorist, der
beim Versuch, mit einem Taxi zu flüchten, gestellt wurde, entging dem
gezielten Kopfschuss nur durch instinktives Hochziehen der Schulter.
Über das Schicksal eines ebenfalls angeschossenen Polizisten wurde nur
die Einlieferung ins Militärkrankenhaus bekannt gegeben.
Die
Umstände, die zur Festnahme und dem Schusswechsel führten, werden nach
und nach bekannt. Demnach fiel der mit einer Perücke verkleidete
Terrorist einem Polizisten auf. Maziotis, der sich in Begleitung
weiterer, noch flüchtiger Gefährten befand, bemerkte den Polizisten und
versteckte sich in einem Geschäft. Die Verkäuferin dort witterte Gefahr
und rief ihrerseits die Polizei an. Als Maziotis das Geschäft verließ,
rief der nun verletzte Beamte ihn auf, sich zu ergeben. Der Terrorist
hüpfte eilig in ein Taxi und schoss den Polizisten nieder. Lediglich
aufgrund der kugelsicheren Weste entging der Beamte einer tödlichen
Verletzung. Motorradstreifen mischten sich ein und als Ergebnis wurde
der Kapnikarea Platz mit einem Kugelhagel überzogen.
Die panisch flüchtenden Touristen und Schaufensterbummler liefen weiteren durch die Fußgängerzone rasenden Motorradstreifen entgegen. Das Taxi mit Maziotis wurde von mehreren Kugeln getroffen. Der verletzte Terrorist wurde herausgezerrt und der Taxifahrer entschloss sich im Getümmel zur Flucht. Ob dies aus Panik oder wegen einer eventuellen Mittäterschaft stattfand, ist derzeit Thema polizeilicher Untersuchungen. Fest steht, dass der Taxichauffeur in Windeseile ermittelt und in Handschellen zum Polizeipräsidium geführt wurde.
Seltsam mutet jedoch an, dass Zeugen über eine Anfahrt von Maziotis mit der Athener Metro berichten, was eigentlich eine Mittäterschaft des Taxifahrers unwahrscheinlich macht. Einige Medien sprechen von einer geplanten Aktion der Polizei und einer bereits vorher stattgefundenen Überwachung. Der Bericht eines in Griechenland bekannten Regisseurs und Schauspielers, Laertis Vasiliou, der als Augenzeuge beinahe Geisel des flüchtenden Terroristen geworden wäre, belegt, dass die Aktion wie durch ein Wunder glimpflich abgelaufen ist. Es hätte leicht in einem verheerenden Blutbad enden können, weil auch eine nicht explodierte Handgranate im Spiel war.