Die Polizei schnappt den Top-Terroristen Nikos Maziotis in Athen

Erstveröffentlicht: 
16.07.2014

Touristen im touristischen Viertel unterhalb der Akropolis fanden sich im Kugelhagel wieder

Mit einer Aufsehen erregenden Aktion gelang es der griechischen Polizei den zweiundvierzigjährigen Top-Terroristen und Anführer des "Revolutionären Kampfs", Nikos Maziotis, im Athener Zentrum zu verhaften. Beim Schusswechsel, der von beiden Seiten offenbar ohne Rücksicht auf die anwesenden Touristen durchgeführt wurde, kamen ein Deutscher und ein Australier zu Schaden. Das touristische Viertel rund um den Kapnikarea-Platz, buchstäblich am Fuß der Akropolis gelegen wurde abgesperrt. Es handelt sich um Griechenlands größte Einkaufsmeile, die Ermou, die wegen des am Montag begonnenen Sommerschlussverkaufs mit Menschenmassen geradezu überfüllt war.

 

Die gute Nachricht zuerst. Der deutsche Tourist, der per Kreuzfahrtschiff in die Region Attika gekommen war, ist offenbar nicht besonders schwer verletzt worden. Zahlreiche oberflächliche Schürfwunden, von denen einige von Querschlägern des Kugelhagels stammen können, wurden als nicht bedrohlich eingestuft. Der Mann zog es vor, auf eigene Verantwortung zum Schiff zurückzukehren und sich den Aufenthalt in Athener Krankenhäusern zu ersparen. Der überwiegend am Bein verletzte jugendliche Australier wurde dagegen mit nicht lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Seine Verletzungen stammen von Querschlägern.

 

Ebenfalls ins Krankenhaus und direkt in den OP-Saal wurde Nikos Maziotis gebracht. Der bekennende Anarchist und Terrorchef, auf dessen Konto unter anderem der Anschlag im Aprilauf die Notenbank in Athen geht, war seit Juni 2012 flüchtig. Er wurde offenbar schwerer verletzt als zunächst angenommen. Die Rede ist von einer schweren Schulterverletzung und einer Kugel im Bauchbereich. Der Terrorist, der beim Versuch, mit einem Taxi zu flüchten, gestellt wurde, entging dem gezielten Kopfschuss nur durch instinktives Hochziehen der Schulter. Über das Schicksal eines ebenfalls angeschossenen Polizisten wurde nur die Einlieferung ins Militärkrankenhaus bekannt gegeben.

Die Umstände, die zur Festnahme und dem Schusswechsel führten, werden nach und nach bekannt. Demnach fiel der mit einer Perücke verkleidete Terrorist einem Polizisten auf. Maziotis, der sich in Begleitung weiterer, noch flüchtiger Gefährten befand, bemerkte den Polizisten und versteckte sich in einem Geschäft. Die Verkäuferin dort witterte Gefahr und rief ihrerseits die Polizei an. Als Maziotis das Geschäft verließ, rief der nun verletzte Beamte ihn auf, sich zu ergeben. Der Terrorist hüpfte eilig in ein Taxi und schoss den Polizisten nieder. Lediglich aufgrund der kugelsicheren Weste entging der Beamte einer tödlichen Verletzung. Motorradstreifen mischten sich ein und als Ergebnis wurde der Kapnikarea Platz mit einem Kugelhagel überzogen.

 

Die panisch flüchtenden Touristen und Schaufensterbummler liefen weiteren durch die Fußgängerzone rasenden Motorradstreifen entgegen. Das Taxi mit Maziotis wurde von mehreren Kugeln getroffen. Der verletzte Terrorist wurde herausgezerrt und der Taxifahrer entschloss sich im Getümmel zur Flucht. Ob dies aus Panik oder wegen einer eventuellen Mittäterschaft stattfand, ist derzeit Thema polizeilicher Untersuchungen. Fest steht, dass der Taxichauffeur in Windeseile ermittelt und in Handschellen zum Polizeipräsidium geführt wurde.

 

Seltsam mutet jedoch an, dass Zeugen über eine Anfahrt von Maziotis mit der Athener Metro berichten, was eigentlich eine Mittäterschaft des Taxifahrers unwahrscheinlich macht. Einige Medien sprechen von einer geplanten Aktion der Polizei und einer bereits vorher stattgefundenen Überwachung. Der Bericht eines in Griechenland bekannten Regisseurs und Schauspielers, Laertis Vasiliou, der als Augenzeuge beinahe Geisel des flüchtenden Terroristen geworden wäre, belegt, dass die Aktion wie durch ein Wunder glimpflich abgelaufen ist. Es hätte leicht in einem verheerenden Blutbad enden können, weil auch eine nicht explodierte Handgranate im Spiel war.