Die Häuser und Wohnungen denen, die darin wohnen!

Wer soll etwas verändern wenn nicht wir?

Kleines Ratespiel: Von wann ungefähr stammt folgender Text? Die Häuser und Wohnungen denen, die darin wohnen! Anarchie heißt leben in Glück und Wohlstand - ohne Ausbeutung und Herrschaft!


Ja, schön wär's, denkst Du und ich. Doch die Realität sieht leider anders aus. Schlechte Wohnbedingungen, Arbeitshetze, Reichtum weniger, Müllberge, verseuchte Nahrung, Luft, Gewässer, Ozonloch, Verkehrsinfarkt, Sexismus, AusländerInnenfeindlichkeit, Nationalismus, Armut, Hunger und und und...


Darüber brauchen wir nicht zu jammern, das und noch viel mehr ist allseits bekannt. Doch wie so oft im Leben gilt: Es gibt nichts gutes, außer mensch tut es!

Denn diese Mentalität, über die ganzen Sauereien zu klagen und dann resigniert die Hände in den Schoß zu legen, bringt doch nichts, außer noch mehr Frust. Und Verdrängung der Probleme hilft inzwischen auch nicht mehr viel weiter, da immer mehr unser ganzer Alltag davon betroffen ist.


Also auf geht's, Ärmel hochgekrempelt, Leistung ist wieder gefragt. Aber nicht Leistung, die uns durch Lohnarbeit oder sonst wie abgezwungen wird, nein selbstbestimmte Leistung. Arbeit und Aktivitäten, die Spaß machen, die trotz allem Lust und Freude am Leben bereiten.


Wem gehört der Grund und Boden?

Ja, eigentlich Dir und mir und allen BewohnerInnen. Oder?
Nein, wie wir alle wissen besitzen Versicherungen, Banken, SpekulantInnen, ImmobilienhändlerInnen, eben wenige Reiche ganze Straßenzüge und teilen die Stadtviertel unter sich auf, damit sie über Mieten und Verkauf immer mehr Gewinne auf Kosten anderer machen können. So weit, so schlecht.

Doch woher kommt dies? Die Erde gehört doch eigentlich niemanden. Wir kommen doch ohne nichts auf die Welt und gehen auch wieder ohne nichts. Die Erde, die Natur ist doch nur eine Leihgabe, mit der wir schonend umgehen müssen. Ein Stück Land kann doch nicht Besitz einer Person, einer Gruppe/Firma sein, mit dem mensch machen kann, was mensch will. Wer verantwortunglos mit Grund und Boden umgeht, ihn verseucht, ihn zur persönlichen Bereicherung nutzt und andere von der Nutzung und dem Reichtum des Bodens ausschließt, dem muß das Nutzungsrecht entzogen werden!

Eine Umorientierung der herrschenden Stadtpolitik kann es ohne die Problematisierung dieses Verhältnisses von Eigentum nicht geben. Sinnvoll wäre eine Auflistung der Eigentumsverhältnissen an Grundstücken in den Stadtteilen. Denn gerade die Eigentumsverhältnisse, wie sie heute herrschen, wurde doch mit Gewalt, Krieg, Morden, fiesen Tricks etc. durchgesetzt. Und das sollen wir akzeptieren? Das Faustrecht nach dem Motto: Der Stärke hat immer recht sollen wir akzeptieren? Was ist das für ein Menschenbild?

Nein, so stellen wir uns eine menschliche, freie Gesellschaft nicht vor.

Keine Angst, niemand soll aus seinem mühsam erarbeitenden Haus oder seiner Eigentumswohnung raus. Für die persönliche Nutzung muß allen angemessener Wohnraum gelassen bzw. geschaffen werden.

Es geht darum, daß allen denen, die ihre Wohnungen und Häuser nicht persönlich nutzen können, das Verfügungsrecht genommen wird und den Menschen gegeben wird, die in diesen Häusern und Wohnungen leben.

Schließlich dürfte doch feststehen, daß an Eigentum, das mensch nicht persönlich nutzen kann, mensch kaum ein anderes Interesse entwickeln kann, als das nach möglichst viel persönlichen Profits. Dann ist es schließlich egal ob Gelände brach liegt, als Gewerbegebiet genutzt wird oder zu als Wohnungsbaugebiet, das Verhalten von Grundstücksspekulanten richtet sich nach den zu erwartenden Gewinnen.


Marktwirtschaft oder Planwirtschaft?

Diese Frage stellt sich für uns so nicht.

An dieser Stelle muß nämlich das alte Vorurteil ausgeräumt werden, daß die "freie" Marktwirtschaft durch Angebot und Nachfrage die anstehenden Probleme lösen kann. Die "freie" Marktwirtschaft ist allenfalls das kleinere Übel gegenüber der zentralistischen Planwirtschaft, wie sie in den ehemaligen Ostblockstaaten exerziert wurde. Durch die zentrale Planung und die Beschneidung jeglicher Basisinitiativen war es kein Wunder, daß dort ganze Städte zerfallen konnten.

Doch auch in der kapitalistischen Marktwirtschaft zerfallen Städte, Dörfer und Wohnungen. Hier wird der Arbeits- und Wohnungsmarkt unter das zentrale Kommando des Geldes und der Profite genommen. So haben letztendlich viele Menschen kein Recht auf ein selbstbestimmtes Zuhause.

Es ist doch offensichtlich, daß, wer etwas produzieren will, planen muß. Und daß ein Markt da sein muß, wo die produzierten Güter abgesetzt werden können. Es geht dann doch wohl darum, daß wir selbstbestimmt arbeiten, die Betriebe also selbstverwalten sowie Hierarchie und Herrschaft bei Markt und Planung verhindert werden.


Selbstbestimmt und ohne Herrschaft wohnen

Eine an den Bedürfnissen der Menschen orientierte Perspektive ist die Zur-Verfügung-Stellung der Grundstücke und Häuser an die NutzerInnen. Nur wer tatsächlich auch persönlich/gemeinsam in einem Haus/einer Wohnung wohnt oder einen Garten/Acker bebaut, hätte somit ein Verfügungsrecht. Das persönliche/gemeinsame Eigentum soll jedem Menschen garantiert sein. So wird sich ein achtsamer Umgang mit Dingen entwickeln können und die Menschen werden erkennen, daß sie, wenn sie aus freiem Entschluß zusammenarbeiten, zu Kreativität fähig sind und Wohlstand und Glück für alle möglich ist.

Einem Einzelnen fällt es schwierig ein ganzes Haus instand zu halten, für alle HausbewohnerInnen zusammen, mag es ein leichtes sein. Den BewohnerInnen eines Hauses kann es Probleme bereiten, eine Straße nach ihren Vorstellungen zu gestalten, alle AnwohnerInnen zusammen, wenn sie selbstbestimmt und gleichberechtigt ihre Ideen und Vorschläge einbringen können, werden sicher großartiges leisten können.

Sicher sind dann auch Kompromisse notwendig und müssen Entscheidungen getroffen werden. Aber wenn alle in den Entscheidungsprozeß einbezogen werden können, wird es auch für diejenigen, deren Ideen nicht verwirklicht werden, leichter fallen, dies zu akzeptieren.

Wichtig im Gesamtkonzept "herrschaftsfreies, selbstbestimmtes Wohnen" ist die Eigeninitiative der Menschen. Von nichts kommt nichts! Auch kleine Schritte sind wichtig!


Um so besser wenn Menschen sich zwecks Aktivitäten zusammenschließen.

  • Zu überlegen wäre, ob der GenossenInnenschaftsgedanke beim Wohnungsbau und bei der Wohnungsverwaltung nicht wieder verstärkt werden könnte, aber mit klarer basisdemokratischer Kontrolle.
  • Sozialer Wohnungsbau wird erst dann sozial, wenn die Menschen nicht in genormte Wohnblocks gepreßt werden, sondern wenn sie schon in der Planungsphase ihr zukünftiges Zuhause mit planen können. D. h. auch daß der freifinanzierter Wohnungsbau abgeschafft werden muß, da Wohnungsbau immer nur nach sozialen und ökologischen Gesichtspunkten angegangen werden sollte.
  • Das Wohnungsumfeld muß genutzt werden können. Also kein Beton und steriler Rasen, sondern Spielmöglichkeiten, Teiche, Hügel, Gemeinschaftstreffs, Bäume, billige Einkaufsmöglichkeiten...
  • Der motorisierte Individualverkehr muß zu Gunsten der Wohnqualität zurückgedrängt werden.
  • Hochhäusern und Trabantenstädte muß der Kampf angesagt werden.
  • Gettobildung sollte vermieden werden.
  • Sobald Neubauten, Umbauten, Sanierungen etc. geplant werden, müssen diese mit allen Informationen offengelegt werden und ohne Zeitdruck diskutiert werden können.
  • Die Menschen wollen aus dem Zuschauerraum auf die Bühne: Laienschauspiel statt Profittheater!

Dies läßt sich alles kurz auf folgende Schlagworte bringen:

* Von den gigantischen Lösungen zu den kleinen, dezentralen Schritten
* Von der Neuanschaffung zur Reparatur
* Vom Abriß zur Bestandserhaltung
* Von der Trennung zur Mischung
* Vom Stein zum Grün
* Vom Risiko zur Sicherheit
* Von der Planungsbeteiligung zur Eigeninitiative
* Von den hohen Kosten zu den billigen Lösungen
* Vom Beschauen zum Benutzen
* Vom Bewundern zum Gestalten
* Vom Konsumieren zum Erarbeiten


Menschen müssen ein prinzipielles Recht auf Wohnraum haben!

Die Abhängigkeit der MieterInnen von den HausbesitzerInnen

  • führt zu Verängstigung
  • verhindert Selbstentfaltung
  • erzeugt erzwungenes Verhalten zu PartnerInnen und Kindern
  • erzeugt im Konfliktfall Härten bis hin zur Entwurzelung aus der "Heimat" (Mietsteigerung, Kündigung)
  • bestärkt die Lethargie gegenüber der vorgegebenen Umwelt
  • erlaubt keine Anpassung der Wohnung an die Veränderungen der darin Wohnenden z.B. Nachwuchs
  • gibt Gelegenheit zur Ausbeutung durch ZwischenhändlerInnen (MaklerInnen)

Die Schaffung von Teileigentum in größeren Gemeinschaftsanlagen

  • verleiht Sicherheit
  • ermöglicht Identifikation mit der Wohnumwelt
  • fördert bewußte, selbstbestimmte Anpassung an die Gemeinschaft
  • stärkt die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, einem Stadtteil, Straße, Haus durch "Heimatgefühle" Vertrautheit)
  • fördert Wertschätzung gegenüber fremden und eigenen Bereichen
  • fördert die Eigenhilfe
  • Entwickelt Initiative bei veränderten Wohnansprüchen, beim Schrumpfen oder Vergrößern der Lebens/Wohngemeinschaft
  • schafft die Grundlage zur Kreativität im eigenen Raum
  • ermöglicht selbstbestimmte Kosten/Nutzen-Einstellung

Die Verbesserung der Wohnsituation, rein baulich gesehen, kann aber nur ein Anstoß sein für eine insgesamt menschlichere Stadt. Hinzu kommen müssen z. B.

  • neue Formen stadtteilbezogener Sozial- und Kulturarbeit, die Dezentralisierung von Verwaltungen, die Delegation von Entscheidungen auf die kleinst mögliche Ebene, lokale Medien...
  • Das Anspruchsverhalten der Menschen gegenüber den staatlichen Stellen einerseits und der kontrollierenden Fremdvorsorge der Verwaltungen andererseits muß geknackt werden.
  • Es muß ein kritisches Vertrauen zu den in den Verwaltungen Arbeitenden hergestellt werden, solange diese zur ehrlichen Zusammenarbeit bereit sind.
  • Auf die Kontinuität von fortschrittlicher Stadtteilarbeit sollte geachtet werden.
  • Die Vielfalt der baulichen Gestaltungen und des sozialen Zusammenlebens sollte gefördert werden. Einheitslösungen ade.
  • Ohne Identifikation keine selbstbestimmte Wertschöpfung, ohne Wertschöpfung kein Zufriedenheit.
  • Selbstverwaltete Stadtteilzentren/läden wären Orte des Kennenlernens, Forum von Gesprächen und der Organisation von Aktivitäten.

Es gibt also genügend Gelegenheiten und Arbeit, gegen die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen anzugehen. Packen's wir an!

Da wir keine Partei sind und nicht nach Macht streben, ist es uns auch nicht so wichtig, daß sich alle AnarchistInnen nennen und bei uns mit machen. Uns geht es um ein besseres Leben. Wer so denkt und fühlt wie wir, kann sich überall engagieren. Gleichwohl freuen wir uns über alle, die bei uns mitmachen wollen.

Für ein selbstbestimmtes, herrschaftsfreies Leben!

Anarchie, Wohlstand und Glück für Alle!