Geburtstagsparty mit Rangelei

In der Bertoldstraße drohte die Lage kurzzeitig zu eskalieren, als Demonstranten und Polizisten aufeinandertrafen.
Erstveröffentlicht: 
10.06.2014

Bei der weitgehend friedlichen "Love or Hate"-Parade geraten Demonstranten und Polizei kurzzeitig aneinander.

 

Von Sina Gesell

 

Ganz friedlich geblieben ist es nicht bei der unangemeldeten "Love or Hate"-Parade des autonomen Zentrums KTS (kurz für Kulturtreff in Selbstverwaltung) am Samstag. In der Freiburger Innenstadt kam es zu einem Gerangel zwischen Teilnehmern der Demonstration und der Polizei. Ansonsten war es eine entspannte KTS-Geburtstagsparty.


Die "Love or Hate"-Parade hatte friedlich angefangen: Am frühen Nachmittag versammelten sich einige Hundert Demonstranten vor der Johanniskirche. Mit entspannter Musik, pinken Luftballons und bunten Pappwagen feierte die KTS zum einen ihr 20-jähriges Bestehen, zum anderen setzte sie ein Zeichen für die Wagenburg "Sand im Getriebe", deren Fahrzeuge das städtische Ordnungsamt vor einigen Wochen beschlagnahmt hat (die BZ berichtete): "1,2,3, gebt die Wagen frei" war auf Plakaten zu lesen. Mit einem Dutzend Demowagen, die die KTS laut eigenen Angaben verteilt in der Stadt abgestellt hatte, wollten die Demonstranten einen Korso bilden und durch die Innenstadt ziehen. Doch das verhinderte die Polizei, die mit einem Großaufgebot vor Ort war, was viele Autonome als übertrieben ansahen.

Nach längeren Verhandlungen hatte die Polizei den Autonomen angeboten, einen Traktor symbolisch vor der Johanniskirche zu positionieren. Das reichte den Demonstranten nicht. "Die Polizei kam uns kein Stück entgegen", sagte ein Sprecher der KTS, der sich für die Presse Friedhelm nannte. Gerade im Hinblick auf die Situation der Wagenburger sei es wichtig, mit Wagen und Lautsprecher durch die Stadt zu ziehen.

Das Amt für öffentliche Ordnung hatte eine Allgemeinverfügung herausgegeben, um die unangemeldete Demonstration, die die KTS im Vorfeld im Internet und auf Plakaten beworben hatte, zu unterbinden. Dietmar Ernst, Pressesprecher der Polizei, sagte auf BZ-Anfrage, man wollte verhindern, dass die Demonstranten auf die gleichzeitig stattfindende Salafisten-Kundgebung stießen. "Wir wollten eine Konfrontation vermeiden", so Ernst. Die KTS wertete das als "reine Verzögerungstaktik".

Als sich der bunte Zug auch ohne Einigung mit der Polizei in Bewegung setzte, bildeten mehrere Beamte eine Mauer und hielten die Demonstranten ab, in die Innenstadt zu gelangen. Dabei kam es laut Polizei zu einer Festnahme, bei der eine Person leicht verletzt wurde. Ermittelt wird wegen Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte und Beleidigung. Die KTS spricht von "direkter Gewalt prügelnder Polizisten". Wegen der Blockade musste kurzzeitig die Basler Straße gesperrt werden. "Wir wollen doch nur feiern", sagte eine Teilnehmerin, die versuchte, an den Polizisten vorbeizukommen, aber scheiterte. Ein paar Meter weiter tanzten ein paar Demonstranten zu Elektromusik, andere aßen vegane "Wutburger".

Kleine Gruppen brachen lose Richtung Innenstadt auf.

Am frühen Abend bildeten sich kleinere Gruppen, die lose in Richtung Innenstadt aufbrachen. Sie zogen über die Kaiser-Joseph-Straße zum Bertoldsbrunnen, stets begleitet von einer Schar Polizei. Dort blockierten sie die Gleise, weshalb die Straßenbahnen eine Zeitlang nicht fahren konnten. Als die Teilnehmer der Demonstration durch die Bertoldstraße in Richtung Stadttheater zogen, kam es zu Rangeleien zwischen Demonstranten und der Polizei. Die Lage drohte kurzzeitig zu eskalieren. Vier Personen bekamen einen Platzverweis, wie die Polizei mitteilte. Der Zug mit Traktor und Lautsprecher konnte sich schließlich am Holzmarkt positionieren, wo die Autonomen eine Kundgebung abhielten.

"Die Stadt fährt eine repressive Linie", sagte Friedhelm, Sprecher der Autonomen. "Wir wollen uns das nicht gefallen lassen." Deshalb überlege sich die KTS, die ihr Grundrecht auf Versammlungsfreiheit beeinträchtigt sieht, rechtlich gegen die Stadt vorzugehen. Nach Mitternacht formierten sich nach Polizeiangaben noch einmal etwa 150 Personen zu einem Zug durch die Innenstadt und machten mit Musik auf sich aufmerksam. Auf dem Stühlinger Kirchplatz zündeten sie Feuerwerkskörper, wobei laut Polizei ein Streifenwagen beschädigt wurde.

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