Kreis Lörrach
Elitesoldat hatte Kontakt zum Weiler Neonazi
Ein Elitesoldat der Bundeswehr gehört zum Umfeld des mutmaßlichen Bombenbauers aus Weil am Rhein. Der 23-Jährige aus Lörrach war offenbar in der Jugendorganisation der NPD und pflegte Kontakt zu dem Neonazi, dessen Sprengstoff-Equipment die Polizei beschäftigt.
FREIBURG. Der 23-Jährige Zeitsoldat ist bei der Bundesmarine im schleswig-holsteinischen Eckernförde stationiert und gehört nach Recherchen des NDR der Einheit "SEKM Boarding Kompanie Team Nr. 5" an. Die Kämpfer dieser "Spezialisierten Einsatzkräfte Marine" sind laut Eigenwerbung "sportlich austrainiert, waffentechnisch hervorragend ausgerüstet und einzigartig in der Bundeswehr". Zu den Aufgaben der Spezialeinheit gehört der Kampf gegen Piraten im Golf von Aden.
In seiner Freizeit hat sich der junge Soldat anscheinend den Jungen Nationaldemokraten (JN), der Jugendorganisation der NPD, angeschlossen. Der Bundeswehr ist dies bislang offiziell nicht bekannt gewesen, ein Sprecher der Marine sagte der BZ, die Vorwürfe würden ernst genommen und untersucht.
FOTOS IM INTERNET
Bereits Ende August hatte die Freiburger Antifaschistische Aktion den Zeitsoldaten als JN-Mitglied geoutet. Die Mitgliedschaft wurde von der Organisation auch bestätigt. Abgefangene E-Mails belegen zudem, dass der seit 26. August inhaftierte mutmaßliche Bombenbastler aus Weil am Rhein den interessierten Marinesoldaten zu einer NPD-Schulung eingeladen hat. Dieser hatte bereits Anfang 2008 mitgeteilt, er wolle "gerne bei euch mitmachen".
In diesem Sommer erkundigte sich der Zeitsoldat auch, ob es noch Platz beim JN-Zeltlager in Heilbronn gebe und welche Bücher er zuvor lesen müsse. Ein Foto auf der JN-Homepage zeigt den Lörracher außerdem bei der Gründungsversammlung des südbadischen JN-Stützpunkts am 13. Juni, die vom JN-Landesvorsitzenden Lars Gold geleitet wurde. Zum Stützpunktleiter wurde dabei der mutmaßliche Bombenbauer aus Weil am Rhein bestimmt.
Einladung zu NPD-Schulung und Zeltlager
Dieser hat bereits eine Karriere als rechtsextremer Skinhead hinter sich und war zwei Jahre lang Soldat bei den Krisenreaktionskräften. Nach seiner Entlassung interessierte er sich auffällig schnell für den Ordnerdienst der NPD und trat als Aktivist des "Braunen Kreuzes", des neonazistischen Sanitätsdienstes, bei Neonazi-Aufmärschen in Erscheinung.
Wie inzwischen erwiesen ist, hat er über Monate hinweg gezielt chemische Substanzen zusammengekauft und sich Literatur und Zündmaterial besorgt. Einer seiner Helfer dabei soll der Lörracher NPD-Vorsitzende gewesen sein, der ihn ermahnte, die Chemikalien endlich abzuholen. Das Anschlagsziel sollte vermutlich der linke Treff KTS in Freiburg sein.
Vor einer Woche hatte die Polizei in Lörrach und Umgebung die Wohnungen von acht Personen durchsucht, um zu prüfen, ob der Bombenbastler weitere Helfer hatte. Nach BZ-Informationen wurde dabei auch die Bleibe des Lörracher Zeitsoldaten durchsucht.
VORWÜRFE GEGEN INNENMINISTER RECH
Die Staatsanwaltschaft Lörrach macht wegen der laufenden Ermittlungen derzeit keine Angaben zu Personen und ist, so Oberstaatsanwalt Dieter Inhofer, noch dabei, alle gefundenen Schriftstücke und Datenträger auszuwerten. Inhofer bestätigte jedoch, dass bei der Durchsuchung chemische Substanzen gefunden wurden, die zur Herstellung von Sprengstoff geeignet sind. Beschlagnahmt wurden zudem nicht näher benannte Gegenstände, bei denen kriminaltechnisch geprüft wird, ob sie unter das Waffengesetz fallen. Dabei dürfte es sich um Dekorationswaffen handeln. Beim Bombenbastler war eine unbrauchbare Kalaschnikow gefunden worden, aber auch ein scharfes Schweizer Sturmgewehr und mehrere Pistolen.
Unterdessen steht Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) in der Kritik: Die SPD-Fraktion warf ihm vor, das Frühwarnsystem des Landes gegen rechtsextremistische Bedrohungen habe versagt. Eine Landtagsanfrage habe ergeben, dass die Polizei vor dem anonymen Hinweis aus der Antifa-Szene ahnungslos gewesen sei.