Feuer und Sitzblockaden bei NPD-Aufzug in Lindenau

Mülltonnen als Barrikaden, die zum Teil angezündet wurden, sollten den Demonstrationszug der NPD stoppen. Die Polizei räumte jedoch alle Hindernisse aus dem Weg, ging auch bei einer Sitzblockade an der Uhlandstraße nicht zimperlich vor. Fotos: Dirk Knofe
Erstveröffentlicht: 
19.05.2014

Polizei räumt Weg für 160 Rechtsextremisten frei / Etwa 500 Gegendemonstranten / Lazar und Kimmerle durch Reizgas getroffen

 

Von Jens Rometsch
Brennende Barrikaden und mehrere Verletzte gab es gestern Nachmittag bei einer Demonstration in Lindenau, welche die NPD-Jugendorganisation JN unter dem Motto "Linken Straßenterror stoppen! Medien-Verharmlosung und Polizei-Untätigkeit beenden!" angemeldet hatte. Ab Mittag warteten zunächst 22 Rechtsextremisten sowie die Ex-Bürgerrechtlerin Angelika Kanitz auf dem Lindenauer Markt. Gegen 13.45 Uhr trafen dort verspätet zwei Busse mit NPD-Anhängern ein. Laut Versammlungsleiter und Parteivorstand Maik Scheffler kamen die Insassen aus "allen Teilen Sachsens und aus Thüringen".


Ein Polizeigroßaufgebot hatte das Gebiet weiträumig - für Autofahrer bis zur Karl-Heine-Straße - abgesperrt. Als sich der NPD-Tross schließlich zur William-Zipperer-Straße in Bewegung setzte und Scheffler über Lautsprecher die Lindenauer warnte, ihr Stadtteil sei zu einer "Kloake des linken Terrors verkommen", folgten ihm 40 Polizeieinsatzwagen. Die beiden Gegen-Kundgebungen zählten laut den Anmeldern 1000 Teilnehmer, laut Polizeisprecher Uwe Voigt "450, wobei 250 als gewaltbereit einzuschätzen waren".

 

Bei strömendem Regen räumten die Beamten Mülltonnen, Baustellen-Absperrungen und Glascontainer beiseite, die Protestierer nach einer kurzfristigen Änderung der Wegstrecke als Barrikaden auf die Straßen gekippt hatten. Teils zündeten sie Tonnen an. Die Polizei nahm zwei 18-Jährige wegen Verdachts auf Brandstiftung fest. An der Uhlandstraße wurde eine Sitzblockade aufgelöst. Dort musste der NPD-Zug nach einer Kundgebung zum Markt zurückkehren. Ursprünglich sollte die Demonstrationsstrecke etwa doppelt so lang sein.


Nach Veranstaltungsende um 15.55 Uhr meldete die Polizei 13 Verhaftungen sowie fünf leicht verletzte Beamte. Leipzigs Grünen-Chef Jürgen Kasek kritisierte die Sachbeschädigungen und Barrikaden: "Mit den Nazis müssen wir friedlich fertig werden". Jedoch lobte er die vielen Transparente oder ironischen Musikeinspielungen, mit denen Lindenauer an ihren Wohnungsfenstern den NPD-Leuten eine Abfuhr erteilt hätten.


Frank Kimmerle, Anmelder einer der Gegen-Demos, und die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar wurden von einem Polizisten mit Reizgas verletzt. Sie prüfen nun juristische Schritte.