Treffen gegen Einsperrung und soziale Kontrolle anlässlich des 6. Internationalen Symposiums Forensischer Psychiatrie
Zum 6. Mal findet vom 4. bis zum 6. Juni 2014 im World Trade Center in Schwamedingen ZH das internationale Symposium forensischer Psychiatrie statt. Organisiert wird das Ganze massgeblich durch das Unternehmen Fotres, namentlich Jérome Andress (seit Oktober 2013 stellvertretender Leiter des Psychiatrisch-Psychologischen Dienstes [PPD] im Amt für Justizvollzug des Kantons Zürich und leitet an der Universität Konstanz die Arbeitsgruppe Forensische Psychologie), Astrid Rossegger (wissenschaftliche Mitarbeiterin beim PPD im Amt für Justizvollzug des Kantons Zürich, seit 2013 leitet sie den Bereich Evaluation & Entwicklung und ist Mitglied der Geschäftsleitung des PPD) und Frank Urbaniok (seit 1999 Mitglied der Geschäftsleitung des Amtes für Justizvollzug, Leiter des PPD, Erfinder des PC-Evaluations-Programmes FOTRES).
Im Vordergrund dieses Treffens steht die Wirksamkeit von
Psychotherapien von Gewalt- und Sexual-Straftätern. In ihrem
öffentlichen Einladungstext schreiben die OrganisatorInnen dieses
Symposium selbst, dass der “naive” Anspruch “we help them all” heute
keine Zielsetzung mehr ist. Statdessen ist ihr Slogan “no cure but
control” (dt. Übersetzung: “Keine Heilung, sondern Kontrolle”). Und in
diesem Punkt muss man diesen pseudo – neutralen WissenschaftlerInnen ja
fast recht geben, hier geht es um die Ausarbeitung von neuen Dimensionen
der totalen Überwachung und Kontrolle.
Die psychiatrische
Forensik ist ein Teil des Forschungsgebietes der Kriminologie. Konkret
wird dieses Wissenschaftsgebiet dazu benötig, Menschen, die sich nicht
an die Gesetze der Herrschenden halten, zu psychotherapeutischen
Massnahmen zu zwingen. Somit sind die forensischen ForscherInnen die
Hauptverantwortlichen, die anhand ihrer psychiatrischen Gutachten die
Rechtfertigung für das Wegsperren, Isolieren, die medikamentösen
Behandlungen und das Abtöten des eigenen Willens bereitstellen. Ihre
Funktion beschreibt eine grundlegende Entwicklung des gesamten
Knastsystem, welche beispielsweise bereits Foucault in den 70er Jahre
erkannte: Von der Bestrafung und Isolierung des Körpers zur Kontrolle
der individuellen Psyche. Damit erhalten die Gefängnisse eine neue
Dimension der Überwachung. Die Rechtfertigung der Einsperrung des
Individuums beschränkt sich demnach nicht mehr auf eine sogenannte
“kriminelle” Tat, sondern darauf, durch die psychiatrischen Gutachten
die Identität an sich kontrollierbar zu machen. Somit geht es also nicht
wie sie uns vorgaukeln wollen, um eine Bestrafung einer Handlung,
sondern um die pure soziale Überwachung. Die Art. 59a und Art. 65 im
Strafgesetzbuch der Schweiz der zeitlichbeschränkten
Massnahmenverordnung oder lebenslangen Verwahrung, sind das juristische
Instrument, Menschen ein lebenlang wegsperren zu können. Beispielsweise
Hugo Portmann, der seit 27 Jahren im Knast eingekerkert ist, weil er
Banken ein paar Mal um Geld erleichtert hat. Während die Polizei als
Repressionsvertreterin ihre unterdrückende Funktion offensichtlich
zeigt, verstecken sich die PsychiaterInnen und ÄrztInnen immer noch
unter ihrem heuchlerischen humanen Deckmantel. Umso wichtiger ist
demnach nicht nur die Kritik an deren Tätigkeiten, sondern sie
spezifisch als Verantwortliche der ganzen Repressionscheisse zu
betrachten und erst recht zu bekämpfen.
Wir lehnen jegliche
Herrschaft ab und wollen unsere Leben nicht kontrollieren lassen,
sondern uns von den Normen und Vorstellungen der Herrschenden befreien.
Der Knast und die verabscheuenswürdigen Forensiker sind dabei ein
offensichtlicher Teil der Kontrolle und Überwachung dieser Gesellschaft,
die es zu zerstören gilt. Dabei gibt es keine Kompromisse, denn sie
sind der repressive Ausdruck dieses autoritären Systems, welches zum
Ziel hat uns der herrschenden Logik zu unterwerfen. In diesem Sinne sind
die Knäste nur die Spitze der Einsperrung und Isolierung. Seit unserer
Geburt wird versucht uns nach den Norm- und Moralvorstellungen dieser
lebenszerstörenden, profitorientierten und expansionssüchtigen
Zivilisation zu domestizieren. Tagtäglich stehen wir vor den
Widersprüchen, was wir wirklich wollen, was unsere Bedürfnisse sind, im
Gegensatz zudem was sie uns zu zwingen probieren: Unsere Zeit für
Lohnarbeit zu opfern, unsere persönlichen Kontake zu digitalisieren, um
sie besser überwachbar zu machen, uns mit Informationen zu überfluten,
damit wir nicht mehr wissen was eigentlich unser Leben bestimmt, usw.
Es
gibt unzählige Beispiele wie sich die Zwänge der Gesellschaft äussern,
doch eines ist allen gemein: Sie sollen uns brechen, isolieren,
kontrollierbar und fügsam machen. In diesem Sinne ist das Gefängnis der
Herrschenden in seinen unterschiedlichen Ausdrucksformen überall und
gilt deshalb auch in allen Bereichen unserer Leben zu zerstören!
Darum
treffen wir uns am 5. Juni 2014 um 18.00 Uhr auf dem Kanzleiareal in
Zürich. Wir laden alle ein, um uns über unsere Ideen auzutauschen und
über verschiedene Kämpfe gegen die Knastgesellschaft zu diskutieren.