Inhaftierungen, Festnahmen und Verhöre - die Eishockey Weltmeisterschaft 2014 in Minsk

Welcome to Belarus

In wenigen Stunden beginnt offiziell die Eishockey-Weltmeisterschaft 2014 in Belarus. Die Vergabe der WM an Belarus, welche während der Zeit des politischen Tauwetter zwischen dem Westen und Lukaschenko stattfand, erhielt fortwährend Kritik von NGO's und politischen Gruppen für die Unterstützung Lukaschenkos politischem Regimes. Viele Gruppen riefen Hockeynationalteams auf die Weltmeisterschaft zu boykottieren, dennoch entschied die Internationale Eishockey-Förderation das Sport und Politik nichts miteinander zu tun haben und behielt sich das Recht vor die Weltmeisterschaft an Minsk zu vergeben. Aber es ist unmöglich das Sportgeschäft und Politik zu trennen.

 

Für Lukaschenko ist dies eine einzigartige Möglichkeit seine Politik zu legitimieren im Namen der Teilnehmenden der WM. Einerseits sehen wir eine harte Kritik am Regime vom Westen, andereseits ist Minsk voll mit Nationalfahnen der Teams, die an dieser Show teilnehmen. In dieser Situation scheinen die politischen Spannungen nicht mehr wichtig und alle freuen sich über die Waffenruhe.


Während die Nationalteams eislaufen und im Eispalast spielen, der nur für dieses Event gebaut wurde und Tourist*innen, die die sich trauen nach Belarus zu kommen, ihr Geld ausgeben und damit die belarussische Ökonomie stabilisieren, wird die belarussische Polizei und der KGB die Repression gegen alle politischen Gegner Lukaschenkos verstärken. 
Mittlerweile befinden sich Dutzende Aktivist*innen im Gefängnis wegen erfundener Bagatelldelikte.

Anarchist*innen sind da keine Ausnahme in dieser Repressionswelle. Sechs Anarchist*innen sind bereits für 15 bis 25 Tage im Gefängnis für Bagatelldelikte, vier antifaschistische Ultras für 10 Tage. Viele Aktivist*innen stehen in den letzten Tagen unter konstantem Druck: die Polizei versucht sie per Telefon oder Hausbesuchen  zu informellen Verhören zu bewegen. Einige Menschen wurden mitten am Tag verhaftet, gekidnappet und von unbekannten zivilen Personen in ein Auto gestossen, die selbe Art und Weise wie zu Hochzeiten des KGB Terrors in der Sowjetunion. Letzte Woche wurden 25 dieser Fälle dem ABC Belarus gemeldet. Es ist unklar wieviele Menschen auf der Liste der Polizei stehen. Aber wir können mit Sicherheit sagen, das es über hundert sind -  das sind letztendlich all die Menschen, die mit der anarchistischen und antifaschistischen Bewegung verbunden und bei der Polizei als solche bekannt sind, auf grund verschiedener Quellen. Bisher haben wir nur Berichte von Fällen in Minsk und Brest erhalten, aber es ist offensichtlich, das das Ausmaß der Repression das ganze Land betrifft.

Während dieser Verhöre fragt die Polizei nach dem Arbeitsplatz, Mitgliedschaft in Organisationen, Teilnahme in politischen Bewegungen, Mitgliedschaft in Fußballhooligan Gruppen, Zugehörigkeit zur anarchistischen Bewegung, den Interessen und Hobbys. Ausserdem ist die Polizei an den Freundeskreisen der Menschen interessiert, Wohn- und Arbeitsort der Freund*innen, Telefonnummern, Pläne für Aktivitäten während der Weltmeisterschaft und deren Accounts in sozialen Netzwerken. Die Inhalte dieser Gespräche sind uns bekannt, da Menschen leider nicht verhindern konnten an diesen informellen Verhören durch die Polizei teilzunehmen.  

Alles in allem ist zu erwarten, das mehr Menschen festgenommen und zu zeitlich begrenzten Gefängnisstrafen verurteilt werden. Das ist die Taktik der belarussischen Polizei um jeglichen Protest oder politische Aktivität während der Eishockey-Weltmeisterschaft zu verhindern. Es ist jetzt bereits völlig klar, dass das sogenannte unpolitische Sportereignis nur ein weiterer Auslöser für Repression innerhalb Belarus ist.

http://abc-belarus.org/?p=4612&lang=en
Übersetzt aus dem original Englischen.