Sinsheim: Anti-Nazi-Demo mit über 280 TeilnehmerInnen

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Am 19. September 2009 demonstrierten in Sinsheim (bei Heidelberg) über 280 Menschen unter dem Motto "Es gibt kein ruhiges Hinterland! Kein Fußbreit den Faschisten - in Sinsheim und anderswo!" die dortigen Nazi-Strukturen. Initiiert hatte die Demo die Anarchistische Initiative Kraichgau/Odenwald (AIKO). Getragen wurde die Bündnisdemonstration von Gewerkschaften, Antifa-Gruppen, der Partei DIE LINKE und Einzelpersonen.

 

Bereits im Vorfeld der Demonstration hatte das Ordnungsamt Sinsheim mit überzogenen Auflagen versucht, das Versammlungsrecht auszuhebeln.

Details dazu : http://de.indymedia.org/2009/09/260882.shtml

Eine Klage vor dem Verwaltungsgericht sowie Verhandlungsgeschick am Tag der Demo selbst führten jedoch dazu, dass die Demonstration ohne massive Polizeibegleitung oder gar Spalier durchgeführt werden konnte. Die Polizei fuhr mit einem Fahrzeug voraus und verzichtete sogar auf die Dokumentation der Demo mittels Foto und Video. In den Seitenstraßen hielten die Grün-Weißen jedoch ein massives Aufgebot inklusive BFE bereit.

Großmäulig angekündigte Störungen von Seiten der Nazis aus „Kameradschaften“ und NPD blieben aus. Lediglich 15 völlig verrückte Nazi-Skins versammelten sich in einem Parkhaus (!), um von dort aus zu agieren. Das blieb den anwesenden Antifas nicht verborgen. Die Faschisten wurden abgelichtet, und nachdem auch die Polizei auf sie aufmerksam geworden war, mussten sie ihre Personalien abgeben und in einem Polizeikessel dumm in der Gegend rumstehen.

Von den Rhein-Neckar-NPDlern ließ sich ebenfalls niemand blicken, obwohl noch am Morgen des 19. September in einer „Eilmeldung“ zu einem Treffpunkt für Sinsheim mobilisiert worden war.

Informationen zum NPD-Kreisverband Rhein-Neckar:

http://de.indymedia.org/2009/09/261118.shtml

http://www.akantifa-mannheim.de/archiv/090902Infoblatt-NPD-Rhein-Neckar.pdf

Der Anmelder der Demonstration, ein Mitglied von AIKO, begrüßte die anwesenden Leute und gab einen kurzen Überblick über die Nazi-Aktivitäten der vergangenen Wochen und Monate.

Als erster Redner trat Lars Castellucci von der SPD bei der Auftaktkundgebung am Sinsheimer Bahnhof auf. Seine Wahlplakate in Wiesloch wurden - wie auch zahlreiche Plakate der Grünen und der Linkspartei - mit den Worten „Judenknecht“ bzw. „Judenknechte“ und mit Hakenkreuzen beschmiert. In seiner kurzen Rede prangerte er die antisemitischen Schmierereien an und forderte eine tolerante Gesellschaft ohne Ausgrenzung.

In ihrem Redebeitrag ging die Antifaschistische Initiative Heidelberg detailliert auf die in Sinsheim und dem Kraichgau ansässigen Nazi-Strukturen und Personen ein und forderte die Anwesenden auf Nazi-Strukturen aufzudecken, zu thematisieren und konsequent zu bekämpfen.

Infos zu Nazi-Strukturen in Sinsheim (Kraichgau) und Umgebung:

http://de.indymedia.org/2009/09/261033.shtml

In völlig entspannter Atmosphäre, aber dafür umso lauter und entschlossener zog die Demonstration dann vom Bahnhof los durch die Sinsheimer Innenstadt. Die Front bildete ein Block aus GewerkschafterInnen, BürgerInnen und Einzelpersonen, gefolgt vom Antifa-Block. Diesem schlossen sich Unorganisierte und SchülerInnen an. Viele Sinsheimer BürgerInnen, vor allem solche mit Migrationshintergrund, bedankten sich für die Aufklärung über die Nazi-Strukturen mittels Flugblättern. Mehr als einmal wurde der Demo sogar Beifall zuteil.

Nach einer Zwischenkundgebung mit zwei Redebeiträgen am Rande der Innenstadt ging es weiter durch ein (fast) menschenleeres Wohngebiet. Hier wäre eine andere Route bestimmt besser gewesen.

Die Abschlusskundgebung in der Nähe des Bahnhofs wurde als „Rock gegen Rechts“ gestaltet. Hier traten nach zwei kurzen Redebeiträgen (einer davon war leider mehr als überflüssig) mehrere LiedermacherInnen auf.

Die Aktion hat es geschafft, das Thema „Nazis“ in die Sinsheimer Öffentlichkeit zu bringen. Damit ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt getan, das Herunterspielen und Totschweigen des Problems von Seiten der Stadtverwaltung und der Polizei zu durchbrechen.

Ein weiteres Ziel muss nun sein, verbindliche, kontinuierlich arbeitende Antifa-Strukturen vor Ort zu schaffen, die sich dem rechten Treiben tagtäglich entgegenstellen.

In diesem Sinne:

Es gibt kein ruhiges Hinterland!

Nazis haben Namen und Adressen. Nazi-Strukturen aufdecken und angreifen!

Weitere Bilder von der Demo gibt es bei der Antifaschistischen Initiative Heidelberg (AIHD):

http://www.autonomes-zentrum.org/ai/texte/bilder2009_0919_sinsheim.html