Die Protestwelle, die Brasilien gerade durchzogen hat, ist vor zehn Jahren aus Demonstrationen gegen ein Gesetz über Fahrpreiserhöhungen im öffentlichen Nahverkehr entstanden. Im Jahre 2005 entwickelte sich hieraus die Bewegung zur Einführung des Nulltarifs (Movimento Passe Livre – MPL), die noch überwiegend von jungen StudentInnen getragen wurde. Die anarchistischen Wurzeln der Bewegung sind klar an ihren Aktionsformen und Organisationsmethoden erkennbar: Entscheidungen werden nicht hierarchisch getroffen, sondern auf Vollversammlungen; die direkte Aktion ermöglicht die Teilhabe aller Interessierten zugunsten ihrer eigenen Interessen ohne autoritäre Vermittlung von Institutionen und deren Vertretern.
Ein weiterer charakteristischer Aspekt ist der Widerstand gegen jeden Versuch einer Einmischung von Seiten politischer Parteien. Auf diese Weise versucht die Bewegung eine Art freies Spiel der Kräfte zu initiieren, bei dem alle teilnehmen können und für Fraktionen oder Führer mit ihren Anhängern keine Vorrechte gelten.
Der Referent, der Studien zum Anarcho-Punk und zur Geschichte des Anarchismus in Brasilien veröffentlicht hat, gibt einen Überblick über Geschichte und Gegenwart der anarchistischen Protestbewegung und versucht einen Ausblick in die Zukunft.
Der Vortrag wird in portugiesischer Sprache gehalten. Es gibt eine deutsche Übersetzung.
3. Mai | 20 Uhr | KTS (Baslerstr. 103)
Im Anschluss findet noch ein Konzert in der KTS statt.