Nächsten Freitag, den 25. April 2014, wollen die AnhängerInnen der Piusbruderschaft erneut in Freiburg aufmarschieren. Starten wollen sie um 17 Uhr mit einem „Kreuzweg der Ungeborenen”. Ihr sogenannter Gebets- und Demonstrationszug „zum Schutz des Lebens“, der sich gegen Abtreibungen und das Selbstbestimmungsrecht der Frau richtet, soll laut der Homepage der Bruderschaft um 17:30 Uhr in der Innenstadt beginnen. In den letzten Jahren hat ihr Aufmarsch stets in der Humboldstraße, vor der Beratungsstelle von pro familia, angefangen. Da pro familia sich nun in der Baslerstraße 61 befindet, ist der Startpunkt der Kundgebung noch unklar. Die Abschlusskundgebung soll aber auf jeden Fall um 18:45 Uhr auf dem Kartoffelmarkt stattfinden.
Update: Los gehts um 17 Uhr wie immer in der Humboldstraße bei der Universität!
Aufruf: Piusbrüder blockieren!
Die Piusbruderschaft wurde 1970 vom Erzbischof Lefebvre gegründet und fühlt sich dem katholischen Traditionalismus verbunden. Sie stellt sich dabei gegen Religionsfreiheit und lehnt die Anerkennung des Judentums ab. Vorbild für die Piusbruderschaft ist der konservative Papst Pius X, der am 20. August 1914 gestorben ist. Dieses Jahr feiert die Piusbruderschaft seinen hundertsten Todestag. Seit 1975 arbeitet die Piusbruderschaft ohne Erlaubnis der katholischen Kirche, wobei seit 2009 die Beziehung zur Kirche wieder intensiver wurde und sie ein paar rituelle Rechte zurück bekommen haben.
Weltweit zählt die Piusbruderschaft ca. 500.000 AnhängerInnen. In Deutschland betreibt sie etwa 50 als „Zentren“ bezeichnete Messestandorte, die meisten davon befinden sich im süddeutschen Raum. Auch in Freiburg gibt es eine „Kirche“ der Piusbrüder, in der Wichertstraße 2B in Betzenhausen.
Besonders großer Wert wird bei den Piusbrüdern auf den Einfluss auf junge Menschen gelegt. So unterhalten sie in Deutschland vier Grundschulen, eine Realschule und ein Gymnasium, für die sie regelmäßig finanzielle Unterstützung von Bund und Ländern bekommen. Außerdem betreiben sie vier Privatschulen in der Schweiz. Selbstverständlich veranstalten die Piusbruderschaft mehrmals im Jahr Ferienlager und Freizeiten jeweils für Jungen und Mädchen geschlechtlich getrennt.
Schutz vor LebensschützerInnen
Jedes Jahr gibt es überall in Deutschland und der Schweiz sogenannte „Gebetszüge für das Leben“. Damit möchte die Piusbruderschaft Frauen ihr Recht auf Abtreibung und damit das Selbstbestimmungsrecht absprechen. Mit dem Gleichsetzen von Abtreibungen und Mord wird der Wunsch deutlich, ganz konkret über die Körper und das Leben von Frauen entscheiden zu können. Wir denken, dass jede Person das Recht hat, selbst zu bestimmen, was mit ihrem Körper passiert. Nur eine schwangere Frau kann beschließen, ob sie die Schwangerschaft abbricht oder nicht.
Homosexualität – eine Sünde?
Im Vorfeld des Christopher Street Day 2013 in Stuttgart empörte sich die Piusbruderschaft darüber, dass „wieder eine Minderheit durch die Straßen von Stuttgart ziehen wird, um die Homosexualität zu propagieren“. Sie behaupten homosexuelle Handlungen würden gegen eine „Naturordnung“ sprechen. Im Mitteilungsblatt der Piusbrüder (November 2013) steht, als Reaktion auf die Aufweichung der Beziehung der Katholischen Kirche zu Homosexualität durch den Papst Franziskus, dass „Der Papst hätte sagen müssen, dass Homosexualität eine schwere Sünde ist.“
SexistInnen und HolocaustleugnerInnen
Ein Bischof der Piusbruderschaft, der sich durch seine antisemitischen und frauenfeindlichen Äußerungen besonders hervor tat, war Richard Williamson. 2001 sagte er beispielsweise: „Fast kein Mädchen sollte zu irgendeiner Universität gehen. […] Man braucht keine Universität, um das meiste von dem zu lernen, in was Mädchen unterrichtet zu werden brauchen, zum Beispiel Hauswirtschaft, Einrichtung und Unterhalt eines Heims, Pflege und Erziehung der Kinder, die geistige und soziale Vorbereitung auf die Ehe.“
Anfang April wurde er nach mehreren Revisionen in Regensburg wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilt. Williamson hatte in einem Fernsehinterview den Holocaust geleugnet und das nicht zum ersten Mal. Schon 1989 predigte er: „Die Juden erfanden den Holocaust, damit wir demütig auf Knien ihren neuen Staat Israel genehmigen […] Protestanten bekommen Befehle vom Teufel, und der Vatikan hat seine Seele dem Liberalismus verkauft.“ 2012 wurde Williamson wegen „mangelnden Respekts“ aus der Piusbruderschaft ausgeschlossen.
Der Antisemitismus der Piusbrüder lässt sich nicht nur an einzelnen Personen festmachen. Im November letzten Jahres unterbrachen AnhängerInnen der Piusbruderschaft eine katholisch-jüdische Veranstaltung in einer Kathedrale in Buenos Aires zum Gedenken an die Novemberpogrome der Nazis 1938. Der Leiter der Piusbruderschaft in Südamerika begrüßte die Störung der Veranstaltung und erklärte, katholische Kirchen dienten nicht dem Kult anderer Religionen.
Kirchen-Nazis sind auch Nazis
Auch halten die Klerikal-Faschisten gute Kontakte zu anderen Nazistrukturen weltweit. In Paris beispielsweise wurde die Saint-Nicolas-du-Chardonnet Kirche von AnhängerInnen der Piusbrüder in den 70er Jahren besetzt und anschließend der Piusbruderschaft offiziell übergeben. Seitdem ist es eine der wichtigsten religiöse Kultstätte der Nazis in Paris. So halten sie dort Trauerfeiern für bekannte VertreterInnen der französischen Rechten ab und Marine Le Pen von Front Nationale ließ hier ihre drei Kinder taufen.
Im Herbst 2013 wollten die Piusbrüder im italienischen Albano Laziale eine Trauerfeier für den Nazikriegsverbrecher Erich Priebke abhalten. Der endlich verstorbene SS-Sturmbannführer war an der Ermordung von 335 Geiseln, darunter 75 Juden, im März 1944 bei Rom beteiligt. Ein Priester der Piusbrüder bezeichnete Priebke als „treuen Soldaten“ und „Freund“. Priebke war nach dem Krieg vom deutlich gemäßigterem katholischen Franziskanerorden versteckt worden und bekam Unterstützung bei der Flucht nach Argentinien. Die Trauerfeier, an der auch zahlreiche FaschistInnen teilnahmen, wurde durch wütende Proteste gestört und musste abgebrochen werden.
Piusbrüder entgegentreten, blockieren, zurückdrängen!
Letztes Jahr kamen die AbtreibungsgegnerInnen mit 100 Personen. Dagegen stellen sich ca. 250 Gegendemonstrant*innen, die von einem massiv überzogenem Polizeiaufgebot gewaltätig aus dem Weg gedrängt wurden. Darüber hinaus werden jetzt, ein Jahr später, viele Aktivist*innen Strafanzeigen wegen „Widerstand gegen Polizeibeamte“ auferlegt. Wir lassen uns diese Kriminalisierung von Versammlungsrechten nicht gefallen und sagen: Jetzt erst recht, Pius blockieren!
Die klerikalfaschistische Bruderschaft bildet mit ihrem Hass auf Juden, Muslime, Homosexuelle und ihrer Leugnung des Holocaust eine Hochburg des rechten Katholizismus. Zeigen wir ihnen, was wir davon halten und kommt am Freitag um 17 Uhr Piusbrüder blockieren!
Bildet Bezugsgruppen!
Bezugsgruppen sind kleine Gruppen von Personen, die sich untereinander kennen und vertrauen. Die Stärke liegt darin, auf der Demo aber auch allgemein als Gruppe agieren zu können und nicht auf sich allein gestellt zu sein. Daher ist es wichtig, dass die Leute in der Bezugsgruppe aufeinander schauen, sich vorbereiten, kennenlernen, Grenzen abstecken, auch nachher füreinander da sind und das Geschehene reflektieren. Eine Bezugsgruppe sollte sich in ihrem Vorgehen immer an der Person orientieren, die die Rücksichtnahme am nötigsten hat, sonst erfüllt für diese Person die Bezugsgruppe ihren Zweck nicht und sie könnte genauso gut keine haben. Es ist wichtig, dass niemand allein übrig bleibt, wenn es brenzlige Situationen gibt.
Was Ihr übereinander wissen solltet:
- Vor- und Zuname
- Geburtsdatum
- Ziel der Aktion
- Grenzen des Einzelnen
Was sollte ich zu den Aktionen mitnehmen?
- Personalausweis, ggf. Pass und Aufenthaltsberechtigung
- Stift und Papier, um Gedächtnisprotokolle oder die Namen von Festgenommenen zu notieren
- Genügend Wasser, zum Trinken und Augen ausspülen (bei Tränengas- oder Pfefferspray-Einsatz)
- wetterfeste Kleidung
- Medikamente, die du regelmäßig brauchst, mindestens im Umfang für die nächsten 24 Stunden (für den Fall, dass du in Gewahrsam genommen wirst)
- Telefonkarte und Kleingeld, um die dir zustehenden Anrufe bei einer Festnahme zu machen
- Müsli-Riegel oder andere Snacks, um einen kurzfristigen Energiebedarf zu decken (gutes Frühstück am Morgen kann nicht schaden)
- Monatsbinden, wenn benötigt
- Kleingeld
- wichtige Telefonnummern (EA, Infotelefon)
- Beschäftigungen zum Zeitvertreib (Spiele, Luftballons, Bücher)
Was ihr auf jedenfall Zuhause lassen solltet:
- Jegliche Dinge, die persönliche Dinge über dich oder andere Menschen preisgeben (z.B. Adressbücher, Kalender, Handys usw.)
- Alkohol und andere Drogen
- Alle Waffen und „gefährliche Gegenstände“, wie Messer, Pfefferspray usw.
Flugblatt zum Konzept Bezugsgruppe
...we call it Bezugsgruppe [pdf]
Bezugsgruppen-Reader (Ausführlich):
Bezugsgruppen-Reader 1: Kleiner Ratgeber für Bezugsgruppen [pdf]
Bezugsgruppen-Reader 2: Orientieren u. Bewegen bei Aktionen [pdf]
Route vom letzten Jahr
Hier ist die Route, die die Piusbrüder letztes Jahr bei ihrem Aufmarsch gelaufen sind. Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie wieder zumindest Teile davon gehen werden. Gerade in den kleineren Gassen Richtung Münster sind die Blockade-Möglichkeiten viel größer, als auf der großen KaJo.
Ermittlungsausschuss (EA) und Demo-Sanis
Während Demonstrationen ist der Ermittlungsausschuss (EA) telefonisch über 0761/409 72 51 erreichbar. Menschen, die Festnahmen oder Polizeiübergriffe beobachtet haben, geben die Daten und Umstände der Vorfälle an den EA weiter. Der EA informiert daraufhin, wenn nötig, solidarische Anwält*innen. Diese nehmen dann Kontakt zu den Gefangenen auf. Je nach Verfahren und Vorwurf können Menschen in der Gefangenensammelstelle betreut oder vor den Haftrichter begleitet werden. Oft werden im Anschluss von Festnahmen bei Demonstrationen Zeug*innenaufrufe gestartet, um die Arbeit der Anwält*innen zu unterstützen. Keine Details am Telefon! Wichtig ist es auch, keine Aussagen bei der Polizei zu machen. Wie ihr bei einer Verhaftung vorgehen könnt und viele andere nützliche Tipps findet ihr in der Broschüre der Roten Hilfe: Was tun wenns brennt?!
Auch die Autonomen Demo-Sanis werden auf der Demo anwesend sein und sich um eventuell verletzte Menschen kümmern.
Nachtreffen
Am Sonntag, den 27.04 2014 findet um 14 Uhr ein Demo-Nachtreffen in der KTS, Baslerstraße 103, statt.
Kontakt
Falls ihr noch irgendwelche Fragen oder Anliegen habt, könnt ihr euch an piusblockieren@riseup.net (PGP-Key unter: https://keyserver2.pgp.com/) wenden. Während der Demo wird über @PiusAlarm getickert und mit dem #piusalarm neuste Informationen verbreitet.
ohne Worte und Sinn
"Vorbild für die Piusbruderschaft ist der konservative Papst Pius X, der am 20. August 1914 gestorben ist. Dieses Jahr feiert die Piusbruderschaft seinen hundertsten Todestag."
Die feiern den Todestag, freuen sich also darüber, dass er tot ist, haben aber das gleiche Gedankengut.
Zynismus + Widerspruch.
Wie auch immer, hinfahren+blockieren!
Ort steht fest:
Die Piusbruderschaft trifft sich wie jedes Jahr in der Humboldstraße, um ihren „Kreuzweg der Ungeborenen“ zu beginnen.
Zitat Piusbrief:
„Die Pro Familia ist zwar von edr Humboldstraße in die Baseler Straße umgezogen, aber trotzdem wollen wir uns – wie in den vergangenen Jahren – in der Humboldstraße treffen und dort als Auftakt unseres Gebetszuges den Kreuzweg der Ungeborenen beten. Der Grund für die Beibehaltung des Ausgangsortes ist die große Entfernung der Baseler Straße zum Zentrum.“
Hier der gesamte Brief im PDF (ist übrigens auch so ganz witzig ;) )
Jesus was a Communist
Die Highlights (oder auch Tiefpunkte) aus dem Aufruf der Bruderschaft:
Fotobericht
Fotobericht der Beobachter News...
Piusbrüder treffen sich zum alljährlichen Aufzug in Freiburg:
Zurück ins Mittelalter
http://www.beobachternews.de/2014/04/26/zurueck-ins-mittelalter/
Impressionen vom Aufmarsch und den Gegenprotesten
https://linksunten.indymedia.org/de/node/111758