Die Vorabenddemo am 30. April und die Autonome 1. Mai Demo in Wuppertal sind neben vielen anderen Themen, für die wir auf die Straße gehen, auch der Auftakt der “AZ Bleibt an der Gathe!” Kampagne. Neben der Kampagne für das Autonome Zentrum gibt es auch noch andere “Recht auf Stadt” Kämpfe in Wuppertal. Wenn wir eine schlagkräftige “Recht auf Stadt” Plattform entwickeln und die verschiedenen Kämpfe in der Stadt miteinander verknüpfen können, dürften die Erfolgschancen für jeden einzelnen dieser Kämpfe deutlich steigen. Also, “Döpps 105″ meets AZ?
Nachdem der Stadtrat Anfang der Woche während einer Ratssitzung entschied 13.000 Unterschriften für ein Bürgerbegehren für die Kostendeckelung vom Bauprojekt Döppersberg zu ignorieren, gab es am Samstag, den 12. April eine kleine Demonstration “gegen die fortgesetzte Ignoranz der Stadtspitze und für mehr Beteiligung der Menschen in Wuppertal!” in der Elberfelder Innenstadt. Die TeilnehmerInnen kamen aus verschiedenen aktiven Wuppertaler Gruppen: wie z.B. die Bürgerinitiative “Döpps 105“, die Initiative für das Schauspielhaus, das Soli-Komitee Wuppertal, die Initiative die sich mit den Ikea Plänen in der Stadt beschäftigt, einige AktivistInnen aus dem AZ und anderen. Eine bunte Mischung von Menschen aus der bürgerlichen Mitte bis hin zum linksradikalen Spektrum die gemeinsam auf die Straße gingen. Auch radikalere Redebeiträge fanden viel Beifall, so wurde von jemandem vom Soli-Komitee aufgerufen eine “Recht auf Stadt” Plattform zu gründen und alle Anwesenden wurden zu der Veranstaltung “Die Stadt als Beute” eingeladen, die am 16. April in der Alten Feuerwache stattfindet. Sie wird gemeinsam von der Initiative “Döpps 105″ und dem Soli-Komitee organisiert. Eine Gruppe jüngerer AktivistInnen bekamen viel Zustimmung als sie Parolen wie “Döppersberg kostet viele Millionen, gebt’s den Menschen die hier wohnen!” skandierten. Ja, es war eine sehr kleine Demonstration, dennoch war es genau die bunte Mischung die eine breit aufgestellte “Recht auf Stadt” Plattform braucht.
MieterInnen-Kämpfe gegen Privatisierungen und steigende Mieten, die Mehrkosten für das Bauprojekt am Döppersberg, die Situation rundum das vor sich hin rottende Schauspielhaus, welches von der Stadtspitze wegsaniert wurde, die eventuelle Ausbreitung der City-Arkaden, aber auch der Druck auf das AZ, das für einen Neubau weichen soll, sind Kämpfe, die sich verknüpfen lassen. Alle Kämpfe könnten durch gegenseitige Unterstützung an Kraft gewinnen. Nur sämtliche InvestorInnen und eine Stadtspitze die sich eher für InvestorInnen als für EinwohnerInnen der Stadt interessiert, können dabei verlieren.
Es gibt in Wuppertal keine Gentrifizierungsprozesse in der Größenordnung wie z.B. in Düsseldorf, aber auch hier wird die Stadt von vielen Entscheidungsträgern wie ein Objekt zur Gewinnmaximierung behandelt und auch hier bleiben immer mehr Menschen auf der Strecke. Es wird Geld für Großprojekte wie den Döppersberg ausgegeben. Die Mehrkosten, die dabei entstehen werden zwangsläufig die nächste Runde von Kürzungen nach sich ziehen, da die Stadt Wuppertal nach wie vor pleite ist. Immer mehr Mietswohnungen werden privatisiert und dienen als Kapitalanlage. Die u.a. dadurch steigenden Mieten verdrängen auch hier immer mehr Menschen aus dem Stadtzentrum.
“Döpps 105″ meets AZ
In der kurzen Einleitung und im Titel thematisierten wir schon die Autonome 1. Mai Demo und die am 30. April stattfindende Vorabend Nachttanz Demo. Es ist der Auftakt für die “AZ Bleibt an der Gathe!” Kampagne, denn durch Neubaupläne der DITIB ist das Fortbestehen des Autonomen Zentrums (AZ) an der Gathe bedroht. Das AZ ist ein selbstverwaltetes Zentrum. Es ist ein Raum, in dem Menschen sich nach ihren Interessen organisieren können. So entstehen verschiedene Gruppen, die mal für kurze Zeit, mal über Jahre hinweg, nach ihren Ideen zusammenarbeiten. Was dort passiert, entscheiden diejenigen die sich dort engagieren. Wichtig ist, dass es ein nicht-kommerzieller Raum ist; die Gruppen können die Räume des AZs also nutzen, ohne dass sie dafür bezahlen müssen.
Letztes Jahr feierte das AZ sein 40-jähriges Bestehen. Seit dem Jahr 2000 befindet sich das AZ im Gebäude in der Markomannenstraße 3, direkt an der Gathe. Es wurde in den 80-er Jahren hart erkämpft, teilweise auch mit militanten Mitteln. Auch die Gebäude, in denen sich das AZ früher befand, lagen immer in der Elberfelder Nordstadt. Die Menschen dort kennen das Autonome Zentrum und viele schätzen es auch.
Orginal Artikel auf dem Eisbrecher Blog:
Das regelmäßig stattfindende Sperrmüllfest, die jeden Mittwoch stattfindende VoKü, wo Menschen gegen eine Spende eine gut schmeckende Mahlzeit geniessen können, sind nur einige der Aktivitäten des selbstverwalteten Zentrums. Das AZ spielt eine wichtige Rolle bei vielen Auseinandersetzungen in der Stadt. Ohne das AZ wäre z.B. der massenhafte Widerstand gegen die Naziaufmärsche in den letzten Jahren in Wuppertal schlicht nicht denkbar gewesen. Zudem sind es die Strukturen aus dem Autonomen Zentrum, die maßgeblich mit dafür sorgen, dass der alltägliche Kampf gegen die Nazis kontinuierlich weiter geführt wird. Auch spielt das AZ immer wieder eine Rolle in der Organisation des Widerstands gegen sozialen Kahlschlag und beschäftigt sich mit anderen politischen Auseinandersetzungen.
Schon lange, bevor die Initiative “Döpps 105″ entstand, engagierten sich Menschen gegen das geldfressende Projekt “Döppersberg”. Dies wurde vom damaligen Aktionsbündnis Basta vorangetrieben, in dem auch das Autonome Zentrum vertreten war.
Jetzt rückt das AZ selbst in den Fokus der urbanen Auseinandersetzungen in Wuppertal. Es soll für ein islamisches Zentrum weichen, obwohl dieses auch neben dem AZ gebaut werden könnte und die beiden Zentren nebeneinander existieren könnten. Die Stadt hat zwar verlauten lassen, dass das Autonome Zentrum möglicherweise “nur” umziehen soll, aber es ist völlig unklar wohin, denn in der Elberfelder Nordstadt sind schlichtweg keine verfügbaren, angemessenen Gebäude. Es gibt bis jetzt auch kein konkretes Angebot seitens der Stadt. Das Einzige was immer konkreter wird, ist die Eckrandbebauung der Markomannenstraße und Gathe wo jetzt das AZ steht. Denn auch diese Ecke der Stadt soll aufgewertet werden. Außerdem ist davon auszugehen, dass es in der Stadtspitze Kräfte gibt, die diese Gelegenheit nutzen wollen das Autonome Zentrum ein für alle mal los zu werden.
Es ist höchste Zeit all diese “Recht auf Stadt” Kämpfe zu verknüpfen.Die vielen AktivistInnen in den diversen, oben genannten und weiteren Gruppen sind vielleicht sehr unterschiedlich und haben über viele Themen verschiedene Meinungen, aber es gibt durchaus auch Punkte die sie vereinen: sie wehren sich alle gegen eine auf Profitmaximierung ausgerichtete Stadtpolitik, die sich überhaupt nicht mehr an den Menschen die hier leben orientiert. Die Verschiedenheit der diversen Menschen und Gruppen kann auch ihre Stärke sein: Vielfalt! Die vielen Widerstandsformen können sich gut ergänzen und eine “Recht auf Stadt” Plattform könnte als Bündnis gemeinsame Kampagnen planen und durchführen. Dies würde die Stadtspitze erheblich mehr unter Druck setzen und die Erfolgsaussichten auf eine Stadt für alle deutlich steigern.
Die Stadt gehört uns allen!
Heraus zum Autonomen 1. Mai!
Termine:
Die Stadt als Beute: Mittwoch, 16. April, 19 Uhr, Wagenhalle in der Alten Feuerwache, Gathe, Wuppertal-Elberfeld.
Eintritt frei (Spenden sind willkommen…)
Veranstaltung mit Knut Unger, Aktivist des «Europäischen Aktionsbündnisses für das Recht auf Wohnen und die Stadt», MieterInnenverein Witten
Vorabend Nachttanzdemo: Mittwoch, 30. April, 19 Uhr, Deweert’scher Garten, Wuppertal-Elberfeld
Autonome 1. Mai Demo: Donnerstag, 1. Mai, 18:00 Uhr, Gathe/Höhe AZ, Wuppertal-Elberfeld
Orginaler Artikel auf dem Eisbrecher Wupeprtal Blog:
http://eisbrecherwuppertal.wordpress.com/2014/04/13/recht-auf-stadt-kamp...
Mobi Video zum autonomen 1.Mai in Wuppertal:
https://www.youtube.com/watch?v=q1bHea_uGV8
Neuigkeiten aus Wuppertal:
https://www.rebelmouse.com/EisbrecherWuppertal/