In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 2009 verlor der Journalist Sven Klein fünf Zähne – nachdem eine Polizeieinheit die St.Pauli-Fankneipe „Jolly Roger“ an der Budapester Straße gestürmt hatte. Klein, der FC St. Pauli und seine Fans hatten mehrfach Aufklärung gefordert, passiert ist nichts. Klein verklagte deshalb die Stadt auf 20.967 Euro Schadensersatz und 15.000 Euro Schmerzensgeld. Am Dienstag, fast fünf Jahre nach dem Vorfall, startete der Prozess.
5. Juli 2009: Wegen des Schanzenfestes ist sehr viel Polizei im Viertel. Klein schildert die Nacht wie folgt: Gegen 1 Uhr morgens sei er ins „Jolly Roger“ gegangen, das wegen einer Geburtstagsparty überfüllt gewesen sei. Nach kurzer Zeit habe er den Laden verlassen und davor einige „Club Mate“ getrunken.
Gegen 3 Uhr hat die Polizei versucht, das „Jolly“ zu stürmen – angeblich als Reaktion auf einen Flaschenwurf. Dabei sprühte sie massiv Reizgas in die Kneipe. „Viele Gäste“, sagte Klein, „haben den Laden mit Augenreizungen fluchtartig verlassen, einige sind zusammengebrochen.“
Er sei in die völlig vernebelte Kneipe geeilt, um Wasser zum Ausspülen von Augen zu holen – habe den aussichtslosen Versuch aber schnell abgebrochen. Auch er hatte Reizgas abbekommen. Kurz darauf sei eine Gruppe Bereitschaftspolizisten an ihm vorbeimarschiert, einer habe ihm plötzlich mit einem Schlagstock in den Mundbereich geschlagen.
Ein Zeuge, der den Vorfall von der gegenüberliegenden Straßenseite beobachtet hatte, bestätigte Kleins Angaben: „Es gab keinen Grund, es hätte jeden treffen können.“ Es existieren auch polizeiliche Videosequenzen aus dieser Nacht. Doch ausgerechnet die Minuten mit der Szene fehlen auf dem Band – die Batterie der Kamera sei leer gewesen, so die offizielle Erklärung.
Der Prozess wird fortgesetzt. Das Urteil soll am 27. Mai fallen. Neue Zähne hat Klein immerhin: Die bisherigen Zahnbehandlungskosten in Höhe von rund 20.000 Euro wurden größtenteils durch Spenden aus St. Pauli-Fankreisen getragen („Braun-Weiße Hilfe“).