ZH: SBB-Immobilien angegriffen!

Schweizerische Bundesbahn

In der Nacht auf den 22. Februar haben wir bei der SBB (Abteilung Immobilien) an der Hohlstrasse 532 in Zürich mehrere Scheiben eingeschlagen, um dann Farbe ins Innere des Gebäudes zu werfen. Wir wählten für unseren nächtlichen Ausflug die SBB Immobilien, weil gerade diese Abteilung zeigt, dass die SBB viel mehr ist, als ein Unternehmen des öffentlichen Verkehrs. Längst geht es nicht mehr nur darum, Profit mit dem Personentransport zu generieren.

 

Mit über 97 km² Grundeigentum, wovon gut 1/5 nicht einer bahnbetrieblichen Nutzung dient, sind die SBB eine der grössten Immobilienbesitzerinnen der Schweiz. Aktuell planen und/oder bauen sie schweizweit auf 100 Arealen, wovon mehr als ein Dutzend Arealüberbauungen auf Bahnhofgelände oder in Bahnhofsnähe ausmachen. In Zürich lassen sich dazu einige bekannte Beispiele, wie etwa die Bauten in Altstetten, Schlieren oder Oerlikon nennen. Allein in der Deutschschweiz sind das gegen 300'000m² Nutzfläche, weitere mehrere 100'000 m² kommen in der Westschweiz dazu, wobei es sich oftmals um die letzten bebaubaren grossen Flächen der jeweiligen Städte handelt.

Wer nun aber denkt, die SBB als halböffentliches Unternehmen vertritt eine soziale Wohnbaupolitik, irrt gewaltig. So meinte eine Sprecherin der SBB vor kurzem, dass preisgünstiger Wohnraum bei allen Entwicklungsarealen der SBB geprüft werde, hängt dann aber weiter an, dass aus städtebaulichen Überlegungen und wegen der angestrebten Aufwertung des ganzen Bahnhofareals eine Ansiedlung von gemeinnützigem Wohnungsbau an diesen äusserst zentralen und bestens erschlossenen Arealen oft nur wenig Sinn mache.

Bekanntestes Beispiel für eines dieser Areale mit Grundeigentümerin SBB in Zürich ist die Europaallee mit Büros für 6000 Bankangestellte, einem Hotel, 400 edlen Wohnungen und Lofts, sowie einem Einkaufszentrum. Auch hier wird auf bezahlbaren Wohnraum verzichtet, um die Kapitalrendite hochzuhalten. Denn auch die SBB weiss: Im Gegensatz zum beschränkten Raum nimmt die Anzahl an BenutzerInnen zu. Die Europaallee ist aber noch viel mehr, als nur eine blankgefegte Flaniermeile und Wohnraum für Besserverdienende. Durch ihre Lage ist sie das Eintrittstor für das Kapital in den Kreis 4, welcher sich seit geraumer Zeit durch Aufwertung und Verdrängung im stetigen Wandel befindet. Der Kreis 1 und der "Chreis Cheib" werden durch Neubauten für zahlungskräftige Kunden, wie etwa die UBS, Credit Suisse oder Clariden Leu verbunden.

Für uns Gründe genug, uns den Militanten, welche anfang Jahr dazu aufriefen, die Europaallee anzugreifen, anzuschliessen. Nach dem bereits einige Verantwortliche (KCAP Architects & Planners, Architekturbüro Gigon-Guyer, Amt für Städtebau Zürich) und Profiteure (Credit Suisse) angegriffen wurden, erweitern wir nun diese Liste nur zu gerne mit der SBB als Grundeigentümerin des Areals.

Auf noch einen Bau mit der Beteiligung der SBB wollen wir hier weiter eingehen: Den Bau des Polizei- und Justizzentrums. Der Kanton Zürich kaufte das Areal des alten Güterbahnhofs der SBB ab, mit der Absicht einen modernen Glasbaukomplex mit über 300 Gefängnisplätzen, einer Polizeischule und über 30 weiteren Abteilungen für Polizei und Justiz aus dem Boden zu stampfen. Eine Hochburg der Abschreckung für all jene, welche sich nicht an die Spielregeln des Kapitalismus und dem staatlichen Gewaltmonopol halten wollen.

Wer sein Areal für solche Zwecke verkauft, zieht sich unserer Meinung nach nicht aus der Verantwortung, weshalb es für uns legitim ist, die SBB zusammen mit den Architekten Theo Hotz und der Baudirektion des Kanton Zürich als Verantwortliche des Bau des PJZ zu nennen und dementsprechend zu behandeln.

Wir wollen nicht zusehen wie die Stadt stetig aufgewertet und ihre EinwohnerInnen auf Kosten Besserverdienender und kapitalkräftigen Firmen vertrieben werden, wie die sich im Aufwertungsprozess befindenden Quartiere mit massiver Polizeipräsenz und Überwachung gesäubert werden. Stattdessen schlagen wir vor, sich zu organisieren und militanten Widerstand gegen die Verantwortlichen eben dieses Prozesses zu leisten.

Werten wir die Gebäude der Aufwerter durch unsere klirrend-farbigen Aktionen ab!

Der Kampf gegen Verdrängung ist möglich - Militanter Widerstand ist notwendig