Am heutigen 19. Februar 2014 findet um 15 Uhr in Göttingen am Gänseliesel eine kleine Kundgebung anlässlich der Urteilsverkündung gegen einen Göttinger Journalisten statt. Der Hintergrund: Am 14. Juni 2012 filmte ein Göttinger Journalist im Informationszentrum des Atomkraftwerks Grohnde Aussagen des dortigen E.On Sprechers. Die Aufnahmen fanden sich im Anschluss unter anderem auf der Videoplattform Youtube - dort ist das Video nach wie vor unter dem Suchbegriff "E ON Sprecher verquatscht sich" zu finden.
Verschiedene Anti-Atom-Webseiten und Blogs bindeten dieses Video in ihre Webseiten ein. Nur wenige Wochen später wurden Blogbetreiber*innen "kostenpflichtig" von der Anwaltschaften Vertretung des E.On Sprechers abgemahnt. Ein Teil der Plattformen entfernte den eingebundenen Inhalt, andere widersprachen der Abmahnung und beließen den Content in ihrer Seite. Das wirre an der Abmahnung: Den Blogbeitreiber*innen wurde eine "Urheberrechtsverletzung" vorgeworfen. Wie im Anschluss bekannt wurde, wurde der Eon Sprecher mittlerweile vom Kraftwerksbetreiber geschasst, weil er das gesagt hat was alle in der Anti-Atom-Bewegung wissen:
Die haben gar nicht vor in zehn Jahren abzuschalten!
Der Eon Sprecher äußerte unter Anderem: "...weil wir nicht glauben, dass wir in 10 Jahren abschalten" Auch sagte er im Info-Zentrum des Kraftwerk: "...Politik ist das Eine, der sichere Betrieb von Anlagen ist das Andere."
Eine Anfrage an Eon ob denn ein Filmverbot im zwischenzeitlich geschlossenen Infozentrum des AKW Grohnde besteht, blieb bisher unbeantwortet. Lediglich der Nachfolger des geschassten eon Sprechers äußerte in verschiedenen Blogs als Kommentar das Eon mit der Sache gegen den Journalisten nichts zu tun habe - "E.ON respektiert selbstverständlich die politischen Entscheidungen zum Ausstieg aus der Kernenergie."
Wie glaubhaft das ist, darf Mensch selbst entscheiden!
Für Eon scheint sich der Sprecher zu offen geäußert zu haben, er wurde – wie schon erwähnt - gekündigt und bekam eine Abfindung. Darauf hin lies er durch seinen Anwalt Blogs abmahnen und stellte zudem noch eine Strafanzeige gegen den filmenden Journalist - nunmehr mit dem Vorwurf seine "Persönlichkeitsrechte" seien verletzt, er sei Aufgrund der Veröffentlichung erkrankt. Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelte mehrere Wochen, stellte aber Strafermittlungen ein. Der Eon Sprecher strengte daraufhin eine Zivilklage gegen den Göttinger Journalist an - die Sache wurde Anfang Februar verhandelt - und die Urteilsverkündung folgt am heutigen Mittwoch.
Repression und Zensur haben viele Facetten!
Das Urteil wird heute vor Ort bekannt gegeben. Kundgebung: "Pressefreiheit: Sekt oder Selters?" | 15 Uhr | Gänseliesel | Göttingen