Auf einer Waagschale das x-te Projekt als Überbringer von Zerstörung und Vergiftung so abscheulich wie konkret; die Bemühung es als normalen Ablauf, als „glückliches Ende des italienischen Atomabenteuers“ zu verkaufen, verschleiern sie mehr schlecht als recht die Abscheulichkeit eines Erbes, das die Last einer abertausend Jahre alten Zivilisation und Abrichtung des Lebens in sich birgt. Die Rede ist von der letzten Oktober und immer noch laufenden Entleerung von 750.000 Liter radioaktiven Wassers in den Kanal der Navicelli, der von Pisa ins Meer bei Livorno mündet; das Wasser kommt aus dem Kühlbecken des Versuchsreaktors des CISAM (Centro Interforze Studion e Appolocazioni Militari) der in der Rückbauphase steckt.
Auf der anderen Waagschale eine Handvoll Oppositionelle, die sich unter Vermeidung der Profis des demokratischen Dissens und der institutionellen Wege organisiert und versucht haben die Nadel der Waage zu bewegen. Von den AnarchistInnen wurden einige Versuche zur Anprangerung der Medienkampagne über die Transparenz des Vorgehens gestartet, die vom CISAM in Kollaboration mit ARPAT (d.Üb: Gemeindebehörde und Forschungsanstalt Pisa?) vorangetrieben wurde. Eine Kampagne der Beteuerungen, mit Daten und natürlich Lügen, Heucheleien und der hässlichen Selbstverständlichkeit jener, die die Erde vergiften und als Preis für Partizipation und Tod unterwürfigstes Stillschweigen fordern. Also: Mahnwachen, Konzerte, Flugblätter, Kundgebungen...Was allerdings wenig bewegen konnte. Dann die gute Idee den eigenen Dissens anders auszudrücken: zuerst ist auf den Mauern der Stadt ein Manifest aufgetaucht, das mit dem Logo der Gemeinde Pisa und dem ARPAT die Bevölkerung wegen der Gefahren einer solchen Ausschüttung warnte: weiter gab es am 26. November diese Gruppe von „unbekannten Vermummten“, die in das ARPAT eindrangen, den Angestellten der Umweltzerstörung deren Verantwortung ins Gesicht schleuderten und vor der Ankunft der Ordnungskräfte Parolen sprayten und gingen.
Die Nadel der Waage hat kein bisschen ausgeschlagen, das ist allen klar: gegenüber denen, die uns Tod und Verheerung bringen, kam es nur zu einem raschen Aufkeimen von Wut und das wars dann. Ganz was anderes wäre diesen Herrschaften zurück zu geben was sie so grosszügig verteilen, wie es einige unserer grossmütigen Genossen zu tun imstande waren: Alfredo und Nicola indem sie Roberto Adinolfi das Hinken beibrachten, Marco Camenisch indem er mit Dynamit die Baustellen der AKWs sabotierte und viele weitere RebellInnen früher und heute durch ihren Widerstand in unendlich verschiedenen Kämpfen gegen den nuklearen Tod.
Nicht fehlen konnte, und das schnell, die Reaktion der Institutionen, die den Akt als Werk der üblichen „Terrorprofis“ verurteilten. Eifrig riefen sie nach dem strengen Henkersbeil der Repression, um dem aufmüpfigen Geist dieser Vermummten den Garaus zu machen, die es gewagt hatten, in einem befriedeten Kontext, wo Klagen und Eingaben geschickt entschärft und einverleibt werden, Widerstreit auszudrücken.
Und, fix, das „Henkersbeil“ (das in diesem Falle eher an ein Plastikspielzeug denn an ein waschechtes Henkersbeil erinnert): am vergangenen 4.Februar durchsuchten Beamte der politischen Polizei -DIGOS- von Pisa die Wohnungen einer Genossin und eines Genossen mitsamt dem Lokal Garage Anarchico.
Auf der Suche nach erdrückenden Beweisen beschlagnahmten sie Kleider, Computer, Festplatten, Broschüren, Flugblätter, Dossiers und Kopien des Lokalblattes Controtempo. Die erhobenen Anklagen: Drohung gegen Beamte, Schmierereien, blinder Alarm und Panikmache.
Das System produziert, beutet aus, kontaminiert und bereichert sich, während sich die Folgen dieser Prozesse im Wasser das wir trinken, in der Luft die wir atmen, in den Nahrungsmitteln die wie essen, manifestieren. All das verdient nur Hass und Wut, als Motoren einer organisierten Antwort gegen diese so bösartige wie feige und eklige Fratze der technoindustriellen Herrschaft.
Unsererseits bekräftigen wir den festen Willen in der Bekämpfung dieses Projektes weiterzumachen. Ihr Plastikhenkersbeilchen kann auf unseren harten Köpfen nur kaputt gehen.
Kein Schritt zurück!
Revolutionäre Solidarität mit den kämpfenden Gefangenen!
Garage Anarchico
Üb. mc, Lenzburg 13.02.2014