Hessens schwarz-grüne Landesregierung zeigt sich bereit, Atommüll zwischenzulagern. Ein Transport von Castor-Behältern ins stillgelegte Kernkraftwerk Biblis sei denkbar, sagte Wirtschaftsminister Al-Wazir: "Irgendwo muss das Zeug ja hin."
Frankfurt/Main - Hessens Landesregierung ist bereit, Castor-Behälter mit Atommüll zwischenzulagern. "Wir werden das in aller Ruhe klären", sagte der neue hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Damit zeichnet sich ein Kurswechsel in Hessen ab. Vor dem Regierungswechsel hatte das schwarz-gelbe Kabinett die Aufnahme von Atommüll in dem Bundesland verweigert. Selbst zu Jahresbeginn hatte Ministerpräsident Volker Bouffier eine Lagerung von Atommüll in Hessen noch abgelehnt. "Irgendwo muss das Zeug ja hin", sagte nun aber der hessische Vize-Regierungschef Al-Wazir im "FAZ"-Interview.
"Atommüll kennt keine Parteigrenzen"
Ab 2015 werden 26 Castoren mit Atommüll zurückerwartet, der im Ausland wiederaufbereitet wurde. Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg - rot-grün und grün-rot regiert - sind zur Aufnahme bereit, wenn mindestens ein weiteres Bundesland mitmacht.
Bundesumweltministerin Barbara Hendricks hatte am Donnerstag in einem SPIEGEL-ONLINE-Interview an die Solidarität der Bundesländer appelliert. "Der Atommüll kennt keine Parteigrenzen, sondern muss nach fachlichen Kriterien möglichst sicher gelagert werden", sagte die SPD-Politikerin. "Wir alle sind in der Pflicht, mit den Hinterlassenschaften einer energiepolitischen Fehlentscheidung der sechziger Jahre verantwortungsvoll umzugehen."
Die Endlagerung von Atommüll in Hessen schloss aber auch Al-Wazir aus. "Das Endlager wird sicher nicht in Biblis sein, weil der geologisch am besten geeignete Standort nicht im Rheingraben ist."