Neue V-Mann-Affäre im Berliner Landeskriminalamt: Die Verwicklungen werden immer dubioser

Erstveröffentlicht: 
29.01.2014

Der frühere Neonazi Nick Greger behauptet, dass ihn im Herbst 2013 zwei Berliner Beamte aufforderten, keine Auskünfte zum früheren V-Mann „Piatto“ des Brandenburger Verfassungsschutzes zu geben. Sollte vertuscht werden, dass es einen weiteren Neonazi-Spitzel des LKA gibt? von Alexander Fröhlich.

 

Die Verwicklungen in der neuen V-Mann-Affäre im Berliner Landeskriminalamt werden immer dubioser. Ausgelöst wurde sie offenbar durch eine Panne des Berliner LKA vor dem sächsischen Untersuchungsausschuss zum NSU-Mördertrio im Oktober. In dessen Folge wurde der frühere Neonazi Nick Greger, wie er in einem Interview behauptet, im Herbst 2013 von zwei Berliner Beamten in Thüringen besucht und von diesen aufgefordert worden zu sein, keine Auskünfte zum früheren V-Mann „Piatto“ des Brandenburger Verfassungsschutzes zu geben.

Sollte weiterer Neonazi-Spitzel vertuscht werden?

Angaben der Linksfraktion im sächsischen Landtag lassen die Aussage der früheren LKA-Vertrauensperson Greger zumindest plausibel erscheinen.

 

Demnach waren zwei LKA-Staatsschutzbeamte im Oktober 2013 als Zeuge in den NSU-Untersuchungsausschuss geladen. Sie sollten Auskunft über den Berliner V-Mann Thomas S. geben. S. war von 2000 bis 2011 Vertrauensperson (VP) des Berliner LKA, platziert im NSU-Umfeld, das war 2012 bekannt geworden.

 

Doch über Thomas S. konnte der VP-Führer gar nicht sagen, weil er für zwei andere V-Personen in Sachsen zuständig gewesen sei. Damit räumte der Beamte ein, dass das Berlin LKA weitaus mehr Spitzel in der sächsischen Neonaziszene platziert hatte als bislang bekannt – nämlich mindestens drei.

 

Der Untersuchungsausschuss fragte schließlich beim LKA nochmals nach den Namen der VP-Führer von Thomas S. an. Im Ergebnis räumte das LKA an, dass es mindestens sechs VP-Führer für S. gab. Von vier VP-Führern nannte das LKA die Namen, die Namen zweier weiterer Neonazis fielen unter Geheimnisschutz.

 

Die Linke hat nun den Verdacht, dass die Beamten Greger wegen des Patzers im sächsischen Landtag besucht haben. Möglicherweise, so der Verdacht, sollte vertuscht werden, dass es einen weiteren Neonazi-Spitzel des LKA gibt. Warum Aussagen Gregers zum V-Mann „Piatto“ möglichst verhindert werden sollten, warum Akten mit Verweisen auf Piatto oder ihn selbst angeblich geschwärzt wurden, dafür gibt es nur Indizien.

Es gab Pläne, ein militärisches Schulungszentrum einzurichten

Greger war im Jahr 2000 in Berlin verurteilt worden, weil er zusammen mit Carsten S. alias „Piatto“ einen Sprengstoffanschlag auf politische Gegner vorbereitet hatte. Piatto war im direkten Umfeld des Neonazi-Terrortrios Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) tätig und lieferte Hinweise zum NSU-Trio, dessen Untertauchen, der Suche nach Waffen, geplanten Banküberfällen und einer Flucht nach Südafrika. Mit den Hinweisen hätte das Neonazi-Trio frühzeitig gestoppt werden können, die Behörden erkannten aber die Brisanz nicht.

 

Und auch bei Greger gibt es eine Südafrika-Spur. Er war 2000 im Gefängnis angeworben und 2003 abgeschaltet worden. Nach seiner Haft ging er nach Afrika, lebte auch einige Zeit in Südafrika. Dort machte er bei der rechtsterroristischen Gruppe mit, die für mehrere Bombenanschläge verantwortlich gemacht wird. Es gab enge Verbindungen deutscher Neonazis nach Südafrika und Pläne, ein militärisches Schulungszentrum einzurichten.