Gastarbeiter in Katar-Für die WM in den Tod

Erstveröffentlicht: 
26.01.2014

Der internationale Protest verpufft offenbar. Laut "Guardian" sind auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 in Katar erneut 36 ausländische Arbeiter ums Leben gekommen. Allein die Zahl der Toten aus Nepal summiert sich bereits auf 185.

 

Die Vorbereitungen für die Fußball-WM 2022 in Katar fordern weit mehr Menschenleben als bisher bekannt. Neu aufgetauchte Dokumente belegen: Die internationalen Proteste gegen die menschenunwürdigen Bedingungen auf den WM-Baustellen in dem Wüstenland haben nichts bewirkt - es sterben nach wie vor Dutzende ausländischer Arbeiter.

Über die skandalösen Umstände in Katar wurde erstmals im vergangenen September berichtet. Doch in den vier folgenden Monaten registrierten allein die Behörden des Himalaya-Staates Nepal laut "Guardian" 36 Landsleute, die auf katarischen Baustellen den Tod fanden. Insgesamt waren es im Jahr 2013 nach offiziellen Zahlen 185 Nepalesen. Beim Pravasi Nepali Coordination Committee (PNCC), das sich im Auftrag der nepalesischen Regierung um die Rückführung der Toten kümmert, würden allerdings immer noch Fälle gemeldet, die das vergangene Jahr beträfen. Mindestens acht Fälle seien noch in Bearbeitung, was die Zahl auf 193 erhöhen würde.

Die Gesamtzahl der Opfer, die das umstrittene Großereignis inzwischen gefordert hat, dürfte wesentlich höher liegen. Denn die Regierungsdokumente, die dem "Guardian" vorliegen, stammen nur aus Nepal. Die Nepalesen stellen aber lediglich ein Sechstel der insgesamt rund zwei Millionen Mann starken Gastarbeiterarmee in Katar - Tote aus weiteren Nationen sind also sehr wahrscheinlich.

 

Alarmsignal für die Fifa

Für die Fifa sind diese Zahlen ein Alarmsignal. Denn sie zeigen, dass sich die katarischen Scheichs von den internationalen Protesten kaum irritieren ließen. Sie beuten die Gastarbeiter weiterhin systematisch aus, pferchen sie in armselige Unterkünfte und scheren sich nicht um die Sicherheit auf den WM-Baustellen. Und die Fußballfunktionäre setzen ihnen kaum etwas entgegen.

Im vergangenen September hatte der "Guardian" erstmals über die Missstände auf den Baustellen für die Fußball-Weltmeisterschaft berichtet. Allein zwischen Juni und August sollen mindestens 44 ausländische Arbeiter bei Unfällen tödlich verletzt worden sein. Die Zustände hatten international heftige Kritik ausgelöst. In einer Untersuchung über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Gastarbeiter stellte Amnesty International ein "alarmierendes Ausmaß an Ausbeutung bis hin zu Zwangsarbeit" fest und prangerte katastrophale Wohn- und Arbeitsbedingungen, indiskutable Hygienebedingungen, nicht bezahlte Gehälter und Perspektivlosigkeit an.

 

An Menschenrechtsfragen nicht interessiert

Zunächst schien es auch, als wolle die Regierung in Katar die Missstände abstellen. Die offizielle Nachrichtenagentur QNA berichtete unter Berufung auf Außenministeriumskreise, dem Emirat sei der Schutz von Menschenrechten wichtig. Man arbeite daher daran, diesen durch neue Gesetze und zuständige Institutionen weiter zu verbessern.

Das Ministerium fügte hinzu, dass im Oktober internationale Rechtsanwälte von den Behörden des Landes beauftragt worden seien, einen unabhängigen Bericht über die Situation zu verfassen. Die Untersuchungen sollten auch Vorwürfe einschließen, die im aktuellen Bericht von Amnesty International enthalten sind.

Der Chef des WM-Organisationskomitees, Hassan al-Thawadi, verkündete in der vergangenen Woche via "Bild"-Zeitung erste Erfolge. So sei eine Charta für den Arbeitsschutz entwickelt worden, die mit Human Rights Watch und Amnesty International besprochen worden sei. Bei den Organisationen ist das Papier allerdings bislang nicht angekommen. In der "Süddeutschen Zeitung" dementierten Sprecher beider Organisationen, ein entsprechendes Papier gesehen zu haben.