Frank Henkel, Bananenflüchtling

Frank Henkel, der “migrationskritische” Innensenator ist selbst “Wirtschaftsflüchtling”. 1981 “floh” er als Bub mit seinen Eltern per Ausreiseantrag aus der DDR nach Westberlin. “Sogar ihren tragbaren Farbfernseher” durften sie mitnehmen, berichtet die Berliner Zeitung. Der Antrag war vier (!) Jahre in Bearbeitung, währenddessen wurde Familie Henkel massiv vom Staat schikaniert.

 

Real existierende Residenzpflicht, Leben von Stempel zu Stempel – Henkel weiß also wie sich das anfühlt, der Krupp-Lehrling und Schlagerfan. Die schlimmsten Folterknechte sind eben die, die selbst schon gefoltert wurden, so hat er weder Erbarmen noch Solidarität mit “nichtdeutschen” Migrant_innen. Merry Christmist!

 

Ideologien sind nur so gehaltvoll, wie die Kartoffeln, die sie produzieren und die christlich-sozialistische Kartoffel ist genauso ein Frankensteinmonster wie die nationalsozialistische. Keine Hoffnung also, nur weil Gauck und Merkel, evangelikale Gotteskrieger aus dem preußischen Morgenland, die katholischen Südländer von der CDU-Spitze verdrängt haben. Diese Gottmenschen werden die ca. 100 Mauertoten (plus 30 Verunglückte) in 28 Jahren bald in den Heiligenstand erheben. In Lampedusa wären 100 Tote eine “ruhige Woche”. Vielleicht wird Europa die Toten noch fürs Schonen der Sozialkassen selig sprechen, immerhin wurde der italienische Staat schon mit 30 Millionen Euro belohnt, weil er Geflüchtete ersaufen lässst.

 

Henkel hatte eine “extrem schöne Kindheit”, in dem “Unrechtsstaat” DDR. “Materiell ging es uns gut, wir haben nicht gelitten.” Weiter schreibt die Berliner Zeitung, ein degeneriertes Arbeiterorgan, dass nach der Wende “umstrukturiert” wurde: “Doch die Zufriedenheit stellt sich nicht automatisch ein, nur weil warmes Wasser aus der Wand kommt. Die Eltern fühlen sich eingeengt, sie wollen reisen, sie wollen die Welt entdecken. Man kam ja ohne Visum nur nach Polen oder in die Tschechoslowakei, sagt Henkel im Büro.” Wollte Frank seine “Freiheit” ausüben in Malle oder Phuket?

 

Henkels Vater, ein Ingenieur, konnte ohne Parteimitgliedschaft keine Karriere machen, seine Mitschüler haben ihn gehänselt, weil er religiös war, sein Lehrer nannte ihn “kriminell”, weil er sich nicht nur eine Jeansjacke leisten konnte, sondern auch noch ne deutsche und amerikanische Flagge draufklebte. Die reinste Todesangst muss er gehabt haben.

 

Im Westen wurden die Henkels dann offenherzig empfangen, vielleicht dank der “Rolex am Arm”. Wer Gott und Gold so schätzt, wie Henkel, wird die DDR als einzige Menschenrechtsverletzung erlebt haben und alles, was sein Privateigentum, also “abendländische Kultur”, bedroht wohl ebenso.

So mahnt er: “Ich finde es unerträglich, dass Bürgerrechtler zwanzig Jahre nach dem Mauerfall zusammengeschlagen werden, und skandiert wird, 'Wir kriegen euch alle!'” Die “Rechte” von denen er spricht sind Vorrechte. Für die grundlegenden Privlegien der deutschen Staatsbürgerschaft kämpfen wir doch auch. Wir Aktivist_innen tun was für die Armen, aber nichts gegen die Reichen, das gehört sich einfach nicht. So gesehen sind wir auch Antikommunist_innen, Henkel sollte uns lieb haben.

 

Aber der Banenflüchtling Henkel ist nicht nur für die Reichen, sondern auch gegen die Armen. Sein Rassismus ist Verachtung – nicht Furcht – aus der Perspektive des über die “Billiglohnkonkurrenz” Erhabenen. Und so repräsentiert er genau das, was Ronald M. Schernikau 2 Monate vor dem Mauerfall trieb, die BRD zu verlassen: “Wer Bananen essen will, muss [Schwarze]* verhungern lassen.”

 

* Schernikau benutzte 1990 das N-Wort, was auch zu seiner Zeit schon Nazischeiße war. Auch sind nicht alle Bananenproduzent_innen schwarz, die Handelsmonopole, ob Bio oder nicht, sind aber sehr wohl weiß.

Aber globaler Antirassismus im Ostblock äußerte sich eben in den Bananenpreisen und nicht in humanitären Apellen oder besonderer Willkommenskultur. Ob man den Ausgebeuteten gegenüber also Liebe oder Hass predigt ändert erstmal wenig an der Ausbeutung.

Schließlich erleben die meisten Einwohner_innen des Trikonts seit dem Abzug der Europäer_innen ihre Dominanz nur in Form niedriger Löhne und hoher Lebensmittelpreise. Neonazis, die Hauptfeinde der deutschen Antiras, treffen sie erst in Europa. Globaler Antirassismus darf aber nicht zum Glatzenfetisch verkümmern. Die Endgegner sitzen im Hochhaus, nicht im Plattenbau.

Diese ökonomistische Rassismusdefinition wird vielen Kolonialwarenkonsument_innen in Europa nicht gefallen, aber sie verdeutlicht, dass es mehr braucht als Naturromantik, um die Bastionen des Abendlandes zu sprengen.