Südbaden
Rechter Bombenbastler hat Komplizen
Von Volker Schmidt
Nach der Festnahme eines rechtsextremen mutmaßlichen Bombenbauers in Südbaden sucht die Polizei bislang vergeblich nach Mitwissern. Nach wie vor schweige der 22-Jährige aus Weil am Rhein, hieß es am Freitag. Die Ermittler hatten bei einer Hausdurchsuchung Waffen und Chemikalien gefunden, mit denen der Mann binnen Stunden Bomben hätte herstellen können.
Der polizeibekannte Mann gehört der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) an. "Dass noch andere Personen tatbeteiligt waren, dazu gibt es bislang keine Anhaltspunkte", sagte ein Sprecher der Lörracher Staatsanwaltschaft. Die Ermittler waren allerdings bei der Festnahme nach eigenen Angaben einem anonymen Hinweis gefolgt; bei den Informationen dürfte es sich um die selben handeln, die auch der Frankfurter Rundschau zugespielt wurden - und darin werden mehrere weitere Angehörige der rechten Szene schwer belastet.
Unter anderem liegen der FR Hinweise vor, dass der Verhaftete Thomas B. mit dem Lörracher NPD-Stützpunktleiter Christoph B. zusammen gearbeitet hat. In einem offenbar von den beiden stammenden E-Mail-Verkehr schreibt der NPD-Mann an den Verhafteten: "Du hast noch Chemikalien im Wert von ca. 76.- Eur. bei mir, die du über mich bestellt hast." In einer anderen Mail heißt es: "Ich habe schon einige Hausdurchsuchungen erlebt und alle Chemikalien zurückerhalten."
Aus den der FR vorliegenden Dokumenten, darunter ein Protokoll des Landesverbandes der Jungen Nationaldemokraten, geht hervor, dass Thomas B. Lörracher "Stützpunktleiter" der JN ist. Der neu gegründete Stützpunkt soll Freiburg, das Breisgau, den Hochschwarzwald und Emmendingen betreuen. In einer Mail, die der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende und JN-Bundesvizechef Alexander Neidlein an den Verhafteten geschrieben haben soll, heißt es: "Ich hoffe das wir mit euch einen fähigen Außenposten aufbauen können, von dem aus dann das südbadische Gebiet systematisch angegriffen wird. " Thomas B. schreibt, "das Potential würde ich im Landkreis Lörrach vor allem in den Dörflichen Regionen als enorm einschätzen".
Die Polizei geht davon aus, dass "Einrichtungen der linksgerichteten Szene in der Region" mögliche Anschlagsziele gewesen sein könnten. Aus dem offenbar abgefangenen Mailverkehr der Rechtsextremisten geht hervor, dass sie mehrfach versuchten, als Linke verkleidet ihre möglichen Opfer auszukundschaften.