Proteste gegen das Bundeswehr-Konzert in Freiburg

stbarbara

+++ Kein Anklang für die Bundeswehr: Etwa 80 AntimilitaristInnen protestieren gegen Bundeswehrkonzert +++ Städt erlässt Allgemeinverfügung +++ Cops unterbinden Kundgebung direkt vor der Kirche +++

 

Für Dienstagabend, den 10.12.13, hatte das Luftwaffenmusikkorps 2 der Bundeswehr ihr alljährliches Adventskonzert in der St. Barbara Kirche in Freiburg-Littenweiler angekündigt.

Der Arbeitskreis gegen Krieg und Militarisierung (AKM) Freiburg rief in unmittelbarer Nähe zu Protesten auf und wendete sich gegen eine verharmlosende Darstellung der Bundeswehr als wohltätige Musikkapelle. Den Aufruf unterstützen einige Gruppen, die nicht willens waren diese Kriegswerbung unwidersprochen hinzunehmen. Letztes Jahr gab es erstmals Proteste dagegen.

 

Bei den Protesten gegen das Bundeswehrkonzert machten rund 80 AntimilitaristInnen ihre Kritik deutlich. Die Polizei bedrängte die Demonstrierenden teils massiv, um zu verhindern, dass diese ihre Kundgebung vor dem Kircheneingang abhalten konnten. Das völlig unverhältnismäßige Polizeiaufgebot versuchte die Demonstrierenden außer Hör- und Sichtweite der Kirche zu drängen. Hierzu war eine Allgemeinverfügung der Stadt Freiburg erlassen worden (siehe Anhang).

Ziel des Protestes, der auch von Stadtratsfraktionen, Parteien und Verbänden unterstützt wurde, war es auch in diesem Jahr, der Kriegswerbung die Stirn zu bieten. Krieg, so wurde deutlich gemacht, darf kein Mittel der Politik sein. Wir denken, dass wir an dem Abend den Kriegstreibern auch durch unseren in erster Linie symbolischen Protest in die Suppe gespuckt haben. Da sich das Luftwaffenmusikkorps II zum März 2014 auflöst, dürfen wir gespannt sein, ob diese unsägliche Tradition eines Bundeswehrkonzert in der Adventszeit in Freiburg nun endlich vorbei ist. 

 

So veranstaltete ein breites Bündnis vor der Kirche St. Barbara ein buntes Spektakel. Mit Die-Ins, Samba-Band, Jingle, Kriegsgeräuschen, antimilitaristischen Laternen, Transparenten und Schildern wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die Bundeswehr zunehmend durch Veranstaltungen wie diese Imagepflege in der Öffentlichkeit betreibt. In Redebeiträgen des Arbeitskreises gegen Krieg und Militarisierung (AKM) Freiburg, des Friedensforums Freiburg, der Antifaschistischen Linken Freiburg und des SDS Freiburg wurde unter anderem kritisiert, dass der Bundeswehr eine derartige Plattform zur Selbstinszenierung geboten wird. Nach den Aktionen in der Kälte vor der Kirche, klang der Abend im KuCa bei Vokü und Gesprächen auf angenehme Art und Weise aus.

 

Im Vorlauf zu den Protesten hatten zwei Aktivisten des AKM noch ein Interview bei Radio Dreyeckland zu den Protesten gegeben, das in leicht veränderter Form zwei Mal gesendet wurde. Aber auch die Anderen meldeten sich zu Wort: Bereits im Vorfeld des Konzertes hatten die Bundeswehr und der Gemeindepfarrer Johannes Kienzler, an den auch in diesem Jahr wieder ein Offener Brief geschrieben worden war, in einem Zeitungsbeitrag versucht, die Bundeswehr als Katastrophenhelfer möglichst harmlos darzustellen oder auf die vermeintliche Rechtmäßigkeit der Mandate für Auslandseinsätze hingewiesen. Diese Argumentationsweise fügte sich nahtlos in das Bemühen ein, die Bundeswehr als humanitären Hilfsdienstleister zu verklären. Passenderweise hatten wir im Vorfeld, gemeinsam mit der Linksjugend [solid] Freiburg eine Veranstaltung zu diesem Themenkomplex veranstaltet. Zudem wollen wir noch klarstellen: „Die Bundesrepublik und die Bundeswehr sind an dreckigen Kriegen in aller Welt beteiligt, auch wenn diese zu gerne als Einsätze für Menschenwürde, Freiheit und Demokratie dargestellt werden. Und ja, wenn der Pfarrer Kienzler der Bundeswehr die Bühne zur Selbstdarstellung überlässt, dann ist er verdammt nochmal der richtige Adressat und braucht nicht so zu tun, als würde es ihn nichts angehen.“

 

Alles in Allem ziehen wir ein positives Resümee. So war es auch in diesem Jahr durch bunte und laute Aktionen gelungen, der Bundeswehr und den KonzertbesucherInnen entgegenzuhalten, dass ein solches Spektakel in Freiburg nicht gewollt ist. Allein, dass ein derart überdimensioniert großes Bullenaufgebot nötig war, werten wir als Erfolg. Für die KonzertbesucherInnen und die AnwohnerInnen war der Protest unübersehbar. Die Beteiligung an der Kundgebung war zufriedenstellend, allerdings hätten wir uns eine größere Beteiligung angesichts des zahlreichen, in der Stadt verteilten Mobi-Materials gewünscht. Aber wir konnten auch so in die Atmosphäre vor Ort eingreifen, den Zugang zur Kirche teilweise blockieren und so verdeutlichen, dass das Konzert nichts mit besinnlicher Adventszeit zu tun hat. „Die Bundeswehr und die Stadt Freiburg tun alles, damit ihre Propagandaveranstaltung nicht von kritischen Stimmen gestört wird,“ erklärte Daria Jakatsch, Sprecherin des AKM und macht zugleich deutlich: „Dennoch haben wir heute gezeigt, dass die Bundeswehr eine Armee ist, die Krieg führt und Menschen tötet, auch wenn sie sich zunehmend als ganz normaler Teil der Gesellschaft zu inszenieren versucht. Und wir werden uns nicht einschüchtern lassen: Protest gegen laufende und zukünftige Kriege und eben auch gegen derlei Werbeveranstaltungen bleibt legitim und richtig!“

 

Arbeitskreis gegen Krieg und Militarisierung (AKM) Freiburg

a-km [ät] riseup.net