Die Versuchstierindustrie hat mit immer stärkerem Gegenwind zu kämpfen! Nach der spektakulären Tierbefreiung aus einem Labor in São Roque, Brasilien, dass in der Folge schließen musste, haben Proteste in Grimston, England, nun den Bau einer Zuchtanlage verhindert. In der Einrichtung sollten Beagle, Frettchen und Nager für Tierversuche gezüchtet werden.
Wie unter anderem die BCC, Huffington Post und Earth First berichten, hatten über 41.000 Menschen in den letzten Wochen und Monaten eine Petition gegen die Pläne unterzeichnet. Nach der Übergabe der Unterschriften durch die British Union for the Abolition against Vivisection (BUAV) entschied sich der zuständige Bezirksrat East Yorkshire
letztendlich gegen eine Genehmigung. Zusätzlich erreichten die Behörden
über 6.400 Einwendungen, deren Mehrheit die Anlage aus moralischen
Gründen ablehnte.
Anwohner*innen hatten desweiteren Bedenken
geäußert, dass Lärm und Verkehr vor der eigenen Haustür zunehmen
könnten. Andere befürchteten ständige Polizeieinsätze aufgrund
häufigerer Demonstrationen innerhalb der Ortschaft. Auch der Rat
begründete seine Entscheidung schließlich unter anderem damit, dass die
Lebensqualität der Menschen vor Ort durch den Bau beeinträchtigt werden
könnte. Wie in Brasilien hatten zudem einige Prominente, wie der
Comedian Rick Gervais die Proteste unterstützt.
Auch Jan Creamer von der Anti-Vivisection Society (NAVS) gratulierte den Ratsmitgliedern für ihre Entscheidung: "Das ist ein bedeutender Sieg für die Tiere, die öffentliche Meinung und die moderne Wissenschaft. Der Rat hat heute gezeigt, dass die Industrie, die Hunden in Experimenten sterben lässt, selbst im Sterben liegt."
Laut der NAVS müssen Hunde in Laboren beispielsweise giftige Substanzen durch Masken inhalieren und werden über Schläuche gefüttert, während die mit Gurten festgebunden werden, um ihnen Medikamente und Drogen zu injizieren.
Die Tierversuchslobby der Organisation Understanding Animal Research (UAC) zeigte sich dagegen "sehr enttäuscht, dass die Ratsmitglieder entgegen der Ratschläge der Beamten den Bauantrag zurückgewiesen haben."
"Während
Wissenschaftler weder Hunde noch andere Tiere für diese Angelegenheit
gebrauchen wollen, ist es Fakt, das [die Versuche] für sichere
Testverfahren neuer medizinischer Produkte unentbehrlich bleiben, bevor
sie an den Menschen weitergegeben werden können. Es wäre weitaus
besser für die Hunde, wenn sie vor Ort gezüchtet werden könnten und
nicht aus dem Ausland eingeflogen werden müssten", so UAC-Präsidentin Wendy Jarrett.
Dabei
dürfte Jarrett sicher auch im Hinterkopf gehabt haben, dass es zur
Zeit immer schwieriger für die Unternehmen wird, transportwillige
Flugunternehmen zu finden, die sich noch den Protesten der wachsenden Zahl von Tierversuchsgegner*innen auszusetzen bereit sind.
Tatsächlich
werden in ganz England ansonsten nur in den Laboren von Harlan in
Wyton bei Huntingdon Hunde für Laborzwecke gezüchtet. Bereits jetzt ist
B&K in Grimston ansässig und verschickt von dort Hunde und andere
Tiere an Versuchsanstalten im In- und Ausland. Schon 2012 hatten Pläne
des Konzerns für eine neue Zuchtanlage für einen Sturm der Empörung in
der Bevölkerung gesorgt, wurden jedoch letztlich von Außenminister Eric
Pickles abgewiesen.
Nun wurde die ursprüngliche Idee von vier
neuen Gebäuden gegen die einer einzigen 1.200 Quadratmeter umfassenden
Halle ersetzt. Immobilien Manager von Yorkshire Evergreen hatten
daraufhin im Auftrag der Firma B&K die Genehmigung beantragt. Doch
auch dieses Mal scheint der Widerstand schlicht zu groß gewesen zu sein.
Eine klare Absage an die Tierversuchsindustrie - Wieder einmal.
Vor diesem Hintergrund wirkt der Appell von B&K Sprecher David Gatehouse, die Ziele der Tierrechtler*innen endlich als "mittelalterliche Quacksalberei" zu entlarven, fast ein wenig hilflos.
http://www.stopvivisection.net