Gerechtigkeit durch Recht? Gegen das Gefängnis und eine Gesellschaft, die es benötigt.
Vom 11.Dezember bis Silvester wird es eine Reihe von Veranstaltungen gegen das Gefängnis und anderen unterdrückende Institutionen der Gefängnisgesellschaft geben. Abschluss ist wie voriges Jahr die „Silvester zum Häfen“-Demo.
(Einen Aufruftext und ausführlichere Informationen zu den Veranstaltungen findet ihr weiter unten)
Mi. 11. Dezember, 19.00Uhr, dasBaeckerei Tannegasse 1 1150 Wien
Schubhafthäfn Vordernberg: Film und Diskussion zu Privatisierung des Gefängnisses in Österreich
mehr dazu http://dasbaeckerei.net/
Sa. 14. Dezember, 15.00Uhr, Unirampe U2 Schottentor Wien
Demonstration: „Gerechtigkeit durch Recht? Gegen das Gefängnis und eine Gesellschaft die es benötigt“
So. 29. Dezember, 20.00Uhr, Radio Orange
Radiosendung im anarchistisches Radio zum Thema Knast und Silvesterdemo
Di. 31. Dezember, 18.00Uhr, Justizanstalt Wien-Simmering, Kaiser Ebersdorfer Strasse 297, 1110 Wien
“Silvester zum Häfen“-Demo
Ankündigungsplakat auf der Homepage von Anarchist Black Cross Wien
Ein Aufruftext:
Unbestritten
gibt es viele Formen von (Un)gerechtigkeit. Die dominanteste Form ist
sicherlich jene, die vom Rechtsstaat durch Justiz und Polizei definiert
und exekutiert wird. Das staatliche Institutionen wie Gerichte,
Gefängnisse, Bundesheer und Polizei keine neutralen Instanzen sind, die
mit dem Vehikel des “Rechts” für “Gerechtigkeit” sorgen wollen, ist wohl
allen bewusst die jemals mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. Die
Polizei ist meist keine Freund und Helfer, zumindest nicht für
diejenigen, die vorherrschenden Wertvorstellungen nicht entsprechen
wollen oder können.
Das Verbrechen wird bereits begangen, wenn keine vorgeschriebenen Existenzen und Lebensformen erfüllt werden.
Die
Ideologie von Gut und Böse, von Recht und Unrecht wird sichtbar, sobald
einem_r bewusst wird, dass Menschen aufgrund von Herkunft, Hautfarbe,
Geschlecht und Geld mehr Privilegien haben und somit mehr Möglichkeiten
ihre Existenzen frei zu wählen als Menschen, welche diskriminiert,
unterbezahlt und illegalisiert werden. Diese Ideologie der Gerechtigkeit
basiert auf Ausbeutung und Einschüchterung, sie kann den
Lebensrealitäten nicht entsprechen und gehört überwunden. Gerichte sind
keine neutralen Orte der Gerechtigkeit, sondern unterstützen eine
Gesellschaft, die Geldlose kriminalisiert und andere Wert- und
Lebensvorstellungen verunmöglicht. Die Behauptung, dass in Gefängnissen
hauptsächlich Mörder und Vergewaltiger sitzen entspricht nicht der
Realität. Die meisten Zellen werden gefüllt von Menschen, deren
Überlebensstrategien sich jenseits einer etablierten Ordnung befinden.
Viele dieser Menschen werden durch eben diese Ordnung in die sog.
“Kriminalität” gedrängt.
Wenn
ich aufgrund von meiner Staatsangehörigkeit, nicht legal arbeiten kann,
hab ich keine Wahl und muss illegalisiert arbeiten. In einer ähnlichen
Logik steht das sog. “Fremdenrecht”. Menschen werden in Schubhaft
gesperrt, weil sie nicht den richtigen Pass haben. Das bedeutet, dass
nur die Menschen ein Anspruch auf die Ideologie der westlichen
Gerechtigkeit haben, die an dem richtigen Ort (sprich Westeuropa oder US
Amerika) geboren sind, genug sozialen Rückhalt, genug Geld, eine
normative sexuelle Ausrichtung haben und somit in einer
gesellschaftlichen Hierarchie relativ weit oben stehen.
All
die anderen, die sich nicht dieser wertenden Schubladenlogik
unterwerfen werden diszipliniert, in den vielen Institutionen wie
Schule, Universität, Arbeitsplatz ect. umerzogen und schlussendlich in
Gefängnissen eingesperrt, was einer sozialen Isolierung und Zerstörung
gleicht.
Sind
diese Druckmittel nicht ausreichend, die von subtilen Drohungen bis hin
zum schmerzlich spürbaren Entzug der Freiheit reichen, gibt es noch ein
Militär, welches zum blinden Gehorsam ausgebildet ist und sein Übriges
zu all dem beiträgt. Die geplanten Themenabende und Demonstrationen,
sollen den Knast also solches aber auch den Knast innerhalb der
Gesellschaft ins Zentrum unseres Bewusstseins rücken. Ein Thema welches
so leicht vergessen wird, weil es hinter dicken Mauern eingeschlossen
ist und dazu gemacht wurde undurchschaubar zu sein. Denn diejenigen die
hinter den Gefängnismauern sind, sind unsichtbar und diejenigen die
außerhalb der Mauern sind würden nur zu gerne vergessen, dass diese
existieren.
Die
Formen unserer Gefangenschaft sind so vielfältig, dass wir sie nicht
nur auf das Gefängnis beschränken sollten, nur so wird es möglich
irgendwann aus diesem Knast auszubrechen.
Näheres zu den Veranstaltungen:
Am
Mi. 11. Dezember gibt es um 19.00Uhr eine Veranstaltung zur
Privatisierung von Gefängnissen in Österreich anhand des Beispiels
Schubhäfn Vordernberg. Filmvorführung mit anschließender Diskussion.
Sa.
14. Dezember gibt es ab 15.00Uhr vom Schottentor/Unirampe weg eine
Demonstration „Gerechtigkeit durch Recht? Gegen das Gefängnis und eine
Gesellschaft die es benötigt“ durch die Wiener Innenstadt mit einer
Vielzahl von Redebeiträgen an noralgischen Ort der
Gefängnisgesellschaft.
Bei
der UNI, vor einem Sitz des Securityunternehmens G4S, vor dem
Hauptsitz des LANDESAMT FÜR VERFASSUNGSSCHUTZ, bei der POLIZEISTATION
DEUTSCHMEISTERPLATZ, bei der POLIZEIKASERNE, beim POLIZEIANHALTEZENTRUM
ROSSAUERLÄNDE und schließlich beim WIENER LANDESGERICHT werden
Redebeiträge zu den jeweiligen Institution, sowie Redebeiträge
bezüglich der Kriminalisierung der Wiener Refugee Camp Vienna Bewegung
und den Auslieferungen der politischen Aktivisten* Yuzuf und Özgür
geben.
Am
So. dem 29. Dezember gibt es im Rahmen des anarchistischen Radios auf
Radio Orange ab 20.00Uhr eine einstündige Sendung zum Thema Knast und
zur „Silvester zum Häfn“ Demo.
Zu
Silvester gibt es ab 18.00Uhr vor dem Justizzentrum Wien-Simmering,
Kaiser Ebersdorfer Strasse 297. Erreichbar mit öffentlichen
Verkehrmitteln mit der Tramway 71 (z.B. vom Ring weg), mit dem Bus
Linie 73 (z.B. von U3 Simmering) oder mit Bus Linie 80B (z.B. von U2
Donaumarina).
"Lasst uns die Isolation der Gefangenen durchbrechen! Kommt zahlreich, malt Transparente, Überlegt euch Parolen und mehr!
Last die Gefangenen im Häfen Simmering spüren und hören, dass wir zusammen kämpfen bis alle frei sind!“