100.000 Euro im Rathaus Freiburg unterschlagen

Erstveröffentlicht: 
06.12.2013

Eine Mitarbeiterin der Stadtkasse soll mindestens 100.000 Euro unterschlagen haben. Der Frau, die sich bereits in Altersteilzeit befindet, wurde sofort gekündigt.

 

Eine altgediente Mitarbeiterin der Stadtkasse soll mindestens 100. 000 Euro unterschlagen haben. Das haben Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ergeben. Die Stadtverwaltung hat der Frau, die sich in der Freizeitphase der Altersteilzeit befindet, sofort gekündigt.

Fassungslos sei Stadtkämmerer Bernd Nußbaumer gewesen, berichtet Rathaussprecherin Edith Lamersdorf. Die heute 60-jährige Fachfrau für Buchungs- und Rechnungswesen habe hohe Verantwortung getragen und als absolut zuverlässig gegolten. "Ein Muttertyp."

Seit Herbst 2010 ist sie nicht mehr im Büro. Im vergangenen März stellte die Stadtkasse ihre Abrechnungsverfahren um und ließ die Software aktualisieren – dabei wurden Merkwürdigkeiten entdeckt. Ein ganzes Expertenteam der "Kommunalen Informationsverarbeitung Baden/Franken" (KIVBF), eines Zusammenschlusses regionaler Rechenzentren, habe Tage gebraucht, um der Frau auf die Schliche zu kommen, berichtet Sprecherin Lamersdorf. Es sei ihr gelungen, Schecks an sich selbst auszustellen und auszubezahlen.

 

So etwas soll laut Stadt nicht wieder vorkommen können

Am 15. März erstattete die Stadtverwaltung Strafanzeige, kündigte außerordentlich und stellte die Lohnfortzahlung ein. Die Staatsanwaltschaft hat inzwischen die Ermittlungen abgeschlossen. Vergangene Woche informierte Oberbürgermeister Dieter Salomon die Spitzen der Gemeinderatsfraktionen, dass Anklage erhoben worden sei.

Nach Angaben von Michael Mächtel, Sprecher der Freiburger Staatsanwaltschaft, seien nur die Jahre 2008 bis 2010 untersucht worden. Grund: Alle früheren Taten sind verjährt. Den Ermittlungen zufolge handelt es sich um mehrere Fälle von "veruntreuender Unterschlagung", Urkundenfälschung und Urkundenunterdrückung. Der Schaden allein in diesen drei Jahren liege bei knapp 100 000 Euro. Laut BZ-Informationen soll die Gerichtsverhandlung im nächsten Frühjahr stattfinden.

Die Stadtverwaltung hat nach dem Kriminalfall die KIVBF beauftragt, nach weiteren Lücken zu suchen. Ergebnis: Solche "Verschleierungsbuchungen" seien nicht mehr möglich. Auch ist das städtische Rechnungsprüfungsamt dabei, die Vorgänge aufzuklären. Außerdem seien, so Rathaussprecherin Edith Lamersdorf, Befugnisse in der Stadtkämmerei neu geregelt worden.