Langendreer.
Lange Zeit war es ruhig in Langendreer. Doch damit ist es seit letztem Freitag vorbei. Binnen weniger Tage kam es zweimal zu erneutem Ärger von Rechts. Wieder mit von der Partie: die im Ort bestens bekannten Brüder Timo und Dirk E. sowie deren Schwager. Ziel ihrer Angriffe war in beiden Fällen eine junge Frau, die sich seit langem im Bündnis „Langendreer gegen Nazis“ engagiert.
„Ich saß gegen Mittag in der Küche, als ich von draußen plötzlich üble Beschimpfungen hörte“, berichtet Sandra T.* von ihrem Erlebnis letzten Freitag. Vor ihrem Fenster machte sie einen jungen Mann aus, den sie als Timo E. identifizierte. Ihrem Vorschlag, doch einfach weiter zu gehen, kam er nach – um wenig später mit Eiern bewaffnet zurück zu kehren und das Fenster zu bewerfen.
Am Dienstag ging es weiter. Diesmal war es Dirk E., der mit seinem Schwager in Erscheinung trat. „Er fuhr mit dem Auto vor, hupte, machte in meine Richtung den Hitlergruß und brauste unter lauter rechtsgerichteter Rockmusik davon“, schildert Sandra T. den ungebetenen Kurzbesuch. Für sie waren es nicht die ersten Aufeinandertreffen mit dem Trio. „Vor zwei Jahren fing das an“, berichtet Sandra T., die sich dagegen wehrt, in die Antifa-Ecke gedrängt zu werden. „Für mich gibt es nicht Links und Rechts, sondern nur Täter und Opfer.“
Linke Symbole auf dem Kriegerdenkmal als Auslöser?
Das sehen auch Polizei und Staatsschutz so. „Wir werten die Übergriffe nicht als Links-Rechts-Konflikt, sondern als Straftaten von Rechts und gehen ihnen rigoros nach“, erklärt Polizeisprecherin Kristina Räß auf WAZ-Anfrage. Dazu arbeiten die hiesigen Beamten eng mit ihren Dortmunder Kollegen zusammen, schließlich haben die E.’s ihren Wohnsitz schon vor einiger Zeit hinter die Stadtgrenze nach Lütgendortmund verlagert.
Seitdem habe sich die Lage in Langendreer verbessert, ist Erdmann Linde vom Bündnis „Langendreer gegen Nazis“ nach wie vor der Meinung. Im Gegensatz zu der Zeit vor ein paar Jahren, als es hier noch nächtliche Aufmärsche gab, beschränke es sich jetzt „nur“ auf den harten, dreiköpfigen Kern. Von einem Rückfall in alte Zeiten wolle er von daher nicht sprechen: „Es stehen nur wenig Leute dahinter“. Einen möglichen Auslöser für die erneuten Zwischenfälle hat er auch ausgemacht: die linken Symbole, die auf das Kriegerdenkmal gesprüht worden sind.
So einfach abtun will Sandra T. die Sache nicht. Sie hat registriert, dass es in Langendreer alle paar Tage neue Nazi-Schmierereien gebe. „Jetzt“, sagt sie, „bin ich betroffen. Aber das kann sich ganz schnell wieder ausweiten.“
Gernot Noelle