Deutschland im Visier der Islamisten: Bei seiner Terror-Warnung vergangene Woche hat Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Woche vom 22. bis 28. November als Ziel-Korridor für mögliche Anschläge in Deutschland genannt.
Die Sicherheitsmaßnahmen in ganz Deutschland sind hochgefahren worden, Polizei und private Sicherheitsdienste sind in Alarmbereitschaft und kontrollieren verschärft öffentliche Plätze, Bahnhöfe, Züge und Flughäfen. Und Weihnachtsmärkte!
Heute öffnen in ganz Deutschland die Märkte – die Frage ist: Verzichten die Deutschen angesichts der Terrorgefahr auf ihren Glühwein?
Offenbar NEIN!
In einer BILD.de-Blitz-Umfrage sagen 75 Prozent der Befragten, dass sie „keine Angst“ haben und sich „nicht anders verhalten als sonst“. Grund: Sie wollen sich durch die Terror-Gefahr „nicht beeindrucken“ lassen!
Auch Terror-Experte Rolf Tophoven rät den Deutschen, sich nicht einschüchtern zu lassen. Tophoven zu BILD.de: „Die Bürger sollen zum Weihnachtsmarkt gehen. Das ist sogar wichtig! Denn sie senden damit ein ganz deutliches Signal an al-Qaida: 'Wir lassen uns nicht einschüchtern, wir knicken nicht ein und ihr könnt uns nicht niederringen'!“
In der ARD-Sendung „Anne Will“ warnte Innenminister de Maizière gestern vor überzogenen Reaktionen in der Bevölkerung und davor, die Sicherheitsmaßnahmen auf Weihnachtsmärkten zu übertreiben: „Ich möchte auch nicht in einem Land leben, in dem hinter jedem Weihnachtsmarkt 100 Polizisten stehen. Das wollen wir gar nicht, denn das hieße ja, unsere Lebenskultur zu ändern.“
Auf den Weihnachtsmärkten sind in diesem Jahr deutlich mehr Streifen unterwegs als in den vergangenen Jahren.
So beginnt ab Montag unter strengsten Sicherheitsauflagen der Freiburger Weihnachtsmarkt. Dort werden sich diesmal besonders zahlreich Polizisten unter die Marktbesucher mischen.
Der Grund: Im Rathaus nebenan wird am 10. Dezember der deutsch-französische Gipfel mit Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel tagen. Diese werden dabei wohl auch einen der 111 Verkaufsstände mit Glühwein oder Handgefertigtem besuchen.
Freiburgs Polizeisprecher Ulrich Brecht: „Wir sind mit starken Kräften, vor allem in Uniform, präsent. Der Weihnachtsmarkt war bisher sicher und er wird es diesmal auch sein.“
Schon am 9. Dezember kommt zudem SPD-Chef Sigmar Gabriel nach Freiburg, und am 16. Dezember werden dort Bundespräsident Christian Wulff und seine Frau Bettina erwartet.
Auch im Rest der Republik reagieren Händler und Fahrgeschäftebetreiber mit erhöhter Aufmerksamkeit, sagt der Präsident des Bundesverbands Deutscher Schausteller und Marktkaufleute (BSM), Hand-Peter Arens.
Der Bundesgeschäftsführer des BSM, Werner Hammerschmidt, verwies darauf, dass nicht nur Weihnachtsmärkte, sondern „jede Menschenansammlung“ mögliches Ziel eines Anschlags sein könnte: „Wir dürfen uns nicht aus Panik und Überreaktion dem Diktat der Terror-Gefahr unterordnen.“
Wenn die Polizei die Weihnachtsmärkte mit Waffen beschützen müsste, „wären wir nicht glücklich“, sagte Arens, „aber wenn es sein muss...“. Die Händler und Fahrgeschäftebetreiber jedenfalls könnten nicht viel zum Schutz beitragen. „Außer Aufmerksamkeit haben sie nicht viele Möglichkeiten.“
Dasselbe gilt natürlich auch für die Besucher der Weihnachtsmärkte...
Übrigens: Die Polizei geht in diesem Jahr nicht nur zum Schutz auf die Weihnachtsmärkte, sondern in ihrer Freizeit natürlich auch privat! Das bestätigte der Chef der Bundespolizei, Matthias Seeger, jetzt BILD.de.
Seeger: „Natürlich werden wir dahin gehen, denn wir dürfen uns von Terroristen nicht einschüchtern und unseren Alltag diktieren lassen, sonst hätten sie ja schon erreicht, was sie wollen. Ehrlich gesagt freut sich die Bundespolizei aus Potsdam schon auf die Weihnachtsmärkte in Berlin. Aber: Wir werden ein besonders wachsames Auge für die Besucher haben, aber auch auf die Besucher.“
Darf ich jetzt noch auf den Weihnachtsmarkt gehen?
Ja,
denn wer sein normales Leben nicht einfach weiterführt, verhilft den
Terroristen schon zu einem psychologischen Sieg. Zur konkreten Gefahr,
einem Anschlag zum Opfer zu fallen, sagte ZDF-Terror-Experte Elmar
Theveßen: „Es besteht ein höheres Risiko, sich bei einem Unfall im Auto
oder im Haus zu verletzen als Opfer eines Terror-Anschlags zu werden.“