Gestern hieß es in Bochum wieder einal "Nazis aus der Anonymität reißen". Dieses mal wurden die Bürger_innen über die Aktivitäten der parteiunabhängigen Nazis Dominik Herwig und Jannick Reckwald aufgeklärt. Die Briefkästen des aus antifaschistischer Sicht schwierigen Stadtteils Bochum-Weitmar-Mark wurden mit einem Flugblatt über die beiden problematischen Anwohner eingedeckt.
Der Text lautete wie folgt:
Keine Freiräume für Nazis!
Rechten Aktivitäten in Weitmar-Mark ein Ende setzen!
Seit geraumer Zeit versuchen rechtsradikale Jugendliche und junge Erwachsene in Weitmar-Mark das Straßenbild mitzuprägen. Neben einem recht hohen Aufkommen an Naziaufklebern und Schmierereien, findet an Sommerabenden hin- und wieder auch mal ein Saufgelage von rechten Jugendlichen im Stadtteilzentrum statt. Allerdings treten diese nicht im klischeehaften Skinhead-Outfit auf, sondern sondern im Stil deutlich "angesagteren" sogenannten "Autonomen Nationalisten".
Der Höhepunkt der Aktivitäten war eine Feier im Weitmarer Holz bei der die rechtsradikalen Jugendlichen es nicht lassen konnten, ihre Hakenkreuzfahne herauszuholen und verbotene Nazi-Musik abzuspielen und zu grölen. Dafür fanden sie sich später gemeinsam vor Gericht wieder.
Zwei engagierte BürgerInnen verschafften dieser gruseligen Entwicklung einen Dämpfer, indem sie den oben genannten Vorfall zur Anzeige brachten. Diese Art von zivilgesellschaftlichen Engagement und andere Formen des Widerstands gegen die Nazis sind äußerst wichtig, um Entwicklung, wie z.B. in der Nachbarstadt Dortmund zu vermeiden. Das Engagement gegen Naziaktivitäten im Bochumer Ehrenfeld könnte hierfür als positives Beispiel dienen. Rassismus geht alle etwas an.
Jannick Reckwald
Jannick Reckwald (20) wohnt im Kuhlenkötterweg 11 in Bochum Weitmar und ist schon seit einigen Jahren an verschiedenen Orten als Nazi in Erscheinung getreten. Seine zweifelhafte „Laufbahn“ begann an der Graf-Engelbert-Schule, wo er bis zu seinem Verweis in der 10. Klasse offen als Neonazi auftrat. Anschließend holte er seinen Realschulabschluss an der Abendschule nach und wechselte dann zur Kaufmännschen Schule. Bereits mit ca. 13 Jahten wurde er Mitglied der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) und fiel in Weitmar-Mark durch das Verteilen von Nazipropaganda an Jugendliche auf. Im Stadtteil ist er als Spieler von Weitmar 09 fest verankert. Bei den erwähnten Treffen und Saufgelagen der Nazis in Weitmar-Mark war Reckwald oft dabei und als seine „Kameraden“ wegen ihres „Exzesses“ im Weitmarer Holz vor Gericht standen, saß er in den Zuschauerreihen. Reckwald nahm auch zusammen mit dem stadtbekannten Rechtsradikalen Stefan Büscher und anderen einschlägig bekannten Personen an Cocktailparties der Kirchengemeinde im Stadtteil teil. Auch scheinen Reckwald und andere Nationalsozialisten sich im Bermuda Dreieck nicht unwohl zu fühlen. Bei der Übertragung der Fußball-EM 2008 veranstalteten sie ein nationales Saufgelage unter Anwesenheit des Bochumer NPD-Bundestagskandidaten Markus Schumacher am Engelbertbrunnen. Offensichtlich hält sich Reckwald auch des Öfteren in der bei Rechtsradikalen beliebten Kneipe Brinkhoff's im Bermuda Dreieck auf. Zuletzt wurde er Anfang 2009 bei einem eher peinlichen Auftritt der „Kameraden“ dort gesichtet.
Dominik Herwig
Dominik Herwig, Anfang 20, genaues Alter unbekannt, wohnt in der Karl-Friedrich-Straße 84 in einer eigenen Wohnung bei seinen Eltern im Haus. Der Friedhofsgärtner auf dem Hauptfriedhof in Altenbochum war Mitglied der Nazigruppierung "Freie Nationalisten Bochum/Hattingen" und war einer derjenigen, die sich 2008 vor dem Amtsgericht verantworten mussten. Er hatte nochmal Glück, denn sein Verfahren wurde gegen eine Zahlung von 150 € eingestellt. Auch er gehört zu der Nazi-Bande, die Weitmar-Mark zu ihrem Ort für die gemeinsamen Treffen und Alkohol-Exzesse auserkoren hat. Herwig ist öfters mit seinen "Kameraden" auf Naziaufmärschen in der Region und im Bermuda Dreieck anzutreffen. Im Dezember 2007 offenbarte er seine Gewaltbereitschaft gegenüber alternativen Jugendlichen, als er zusammen mit anderen Nazis (u.a. Stefan Büscher), eine Gruppe solcher in der Bochumer Innenstadt anzugreifen versuchte. Im nicht-politischen Umfeld behauptet Herwig eine "konserative" Einstellung zu haben. Aber er ist ein gewaltbereiter und überzeugter Neonazi, der eine Gefährdung für seine Mitmenschen darstellt.
Anhand dieser Beispiele lässt sich eindeutig erkennen, dass sich in Weitmar-Mark regelmäßig Personen einfinden, die sich nicht nur dem Alkohol und leeren Parolen verschrieben haben, sondern etablierter Bestandteil der Bochumer Naziszene sind.
Diese rechtsradikalen Ansätze in Weitmar-Mark gilt es zu bekämpfen, um einer weiteren Ausbreitung dieses menschenfeindlichen Gedankenguts zuvor zu kommen. Wenn Ihnen rechtsradikale Aktivitäten auffallen, informieren Sie lokale Antifa-Gruppen. Sollten die Nazis wieder einmal Straftaten begehen, bringen Sie diese zur Anzeige. Außerdem ist es immer eine gute Idee Nazis auf verschiedene Art und Weise klarzumachen, was man von ihrem menschenverachtenden Weltbild hält und ihnen somit zu zeigen, dass sie nicht willkommen sind.
Für ein nazifreies Weitmar-Mark!
Nazis aus der Anonymität reißen!
V.i.S.d.P.: Kurt Tucholsky, Rosenstraße 33, 44044 Bochum