Rund 120 Neonazis aus ganz Deutschland haben sich gestern zu einem Konzert in Söllingen (Landkreis Rastatt) getroffen. Vor zwei Jahren hatten sich die badische Gemeinde und der Landkreis noch dagegen wehren können, dass sich Rechtsextreme im Gasthaus "Rössle" versammeln.
Das Gasthaus inmitten eines Wohngebiets von Rheinmünster-Söllingen ist seit Jahren Treffpunkt von Rechtsextremen und Neonazis. Nachdem der Landkreis Rastatt und die Gemeinde vor zwei Jahren erfolgreich dagegen vorgingen, war es tatsächlich ruhiger geworden - bis vor kurzem: Innerhalb der vergangenen vier Wochen fanden vier Konzerte in Rheinmünster statt.
Die Autokennzeichen der Konzertbesucher am Samstagabend lasen sich wie eine Deutschlandkarte: Sachsen, Brandenburg, Berlin, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Bürgermeister Helmut Pautler (parteilos) findet es "beschämend, beängstigend, ekelerregend", dass die Gemeinde offenbar wieder zum Treffpunkt von Neonazis wird.
Die Anwohner ringsum hatten vorsichtshalber die Rollläden heruntergelassen. "Es ist ruhig, es passiert nichts, aber ich als Anwohner möchte das generell nicht", sagte ein Mann dem SWR. Ein Polizeiaufgebot war im Einsatz um die Lage zu beobachten - vor der Gaststätte in Uniform, drinnen in zivil.
Von Dortmund ins Badische umgezogen
Das Konzert macht deutlich, wie vernetzt die Rechtsextremen sind: Eigentlich sollte die Veranstaltung in Dortmund stattfinden, um den Geburtstag eines Mitglieds der dortigen Szene zu feiern. Doch die Stadt konnte die Veranstaltung kurzfristig verbieten. Innerhalb von nur 24 Stunden wurde umdisponiert und es gelang, Band und Publikum zu informieren, dass man sich statt in Dortmund in Söllingen trifft. Das Zusammenkommen wurde als private Geburtstagsfeier angemeldet - dagegen konnte die Gemeinde nichts machen. "Die Einwohner werden von einem Gastwirt, der seine Räume an diese Leute vermietet, in Gemeinschaftshaftung mit reingenommen", beklagte sich Bürgermeister Pautler.
Bürgermeister will sich Hilfe holen
Die Gemeinde allein könne wenig unternehmen, um sich gegen einen bundesweiten Neonazi-Treffpunkt zu wehren. Der Bürgermeister will sich deshalb Hilfe von weiter oben holen: "Wir werden versuchen, das Innenministerium Baden-Württemberg zu sensibilisieren und bitten, dass wir Unterstützung erhalten."