Lampedusa-Kundgebung in Bremen

Bereits letzten Samstag hat in Bremen auf Initiative von Afrique-Europe-Interact (http://www.afrique-europe-interact.net/?clang=0) auf dem Marktplatz eine Kundgebung anlässlich der beiden jüngsten Boots“unglücke“ vor Lampedusa stattgefunden. Mit der Kundgebung sollte nicht nur der Toten gedacht werden, vielmehr sollte auch der Stimmungsumschwung hinsichtlich Abschottung aufgegriffen werden, der zur Zeit in gewissen Teilen der Medien bzw. der Gesellschaft zu beobachten ist. Die Aktion stand daher unter dem Motto „Massensterben beenden, Fluchtwege öffnen!“, wobei als konkreter Bezugspunkt der von italienischen Gruppen und Netzwerken lancierte „Appell zur Öffnung eines humanitären Korridors für ein europäisches Asylrecht“ fungierte.

 

Die Kundgebung begann mit einer 6-minütigen Schweigeminute, während derer eine Toncollage mit Originaltönen von Flüchtlingsbooten abgespielt wurde, die bereits anlässlich des „Karawane-Festivals in Erinnerung an die Toten der Festung Europa“ (http://karawane-festival.org/de/) im Juni 2010 entstanden war. Es folgten anschließend diverse Redebeiträge, nicht nur zur verlogenen europäischen Debatte nach den beiden jüngsten Katastrophen in Lampedusa, sondern auch zur Situation in Calais, in Marokko und in (Lampedusa-)Hamburg. Darüber hinaus gab es musikalische Beitrag von makombe und der Sambaband, und auch legten viele Leute Blumen an einer Liste nieder, auf der die Namen von über 18.000 Menschen dokumentiert sind, die durch die Festung Europa zu Tode gekommen sind (wobei darauf hingewiesen sei, dass die Blumen überwiegend von Blumenständen auf dem Markt gespendet worden waren).

 

Nochmal zurück zum Appell zur Öffnung eines humanitären Korridors: Der Appell spricht zwar nicht von Bewegungsfreiheit (wie wir das tun), er formuliert aber die klare Forderung, dass Flüchtlinge zunächst einmal Europa sicher erreichen können müssen, außerdem fordert er ein europäisches Asyl (im Unterschied zur aktuellen Dublin II-Verordnung, wonach Flüchtlinge nur dort Asyl beantragen können, wo sie erstmalig europäischen Boden betreten haben - vorausgesetzt,sie werden nicht direkt wieder abgeschoben, etwa nach Marokko, in die Ukraine oder die Türkei). All dies ist im Licht der aktuellen Situation bereits verdammt viel, vor allem sehen wir in diesem in kurzer Zeit von knapp 20.000 Menschen unterzeichneten Appell eine gute Chance, transnational mit einer gemeinsamen Forderung aktiv zu werden – eine Notwendigkeit, die sich im Lichte der weiterhin auf Repression und Abschottung setzenden Politik der europäischen Regierungen besonders dringlich stellt, wie die letzten Tage einmal mehr schmerzlich gezeigt haben.

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Die lokalen Medien waren den Protesten vergleichsweise gewogen: Die taz hatte die Kundgebung angekündigt, der Weserkurier hat am Sonntag berichtet und die Abendnachrichten von Radio Bremen haben einen kurzen Clip gemacht, der das ganze Wochenende oben auf der Startseite von Radio Bremen stand: http://www.radiobremen.de/mediathek/index.html

Das Flugblatt von der Aktion (inklusive des Appells aus Italien) ist hier dokumentiert: http://www.afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=1085&clang=0

Schließlich noch ein Link zu einigen Bildern von der Aktion: http://www.afrique-europe-interact.net/index.php?article_id=1086&clang=0