(B) Die Wege, die wir gehen....

Leider sind wir einer Fehlinformation auf den Leim gegangen, was wir richtigstellen wollen. Die Aussage von uns, das das „Barrio Antifascista“ wissentlich durch Zivibullen aus dem angrenzenden Bezirksgebäude beobachtet wurde, hat sich als falsch herausgestellt. Wir bedauern, diese Information, welche durch eine vermeintlich vertrauenswürdige Quelle an uns herangetragen wurde, nicht weiter überprüft und so als Fakten hingestellt zu haben. Deshalb nun die 2.Fassung als PDF ohne diesen Textabschnitt.

 Sie nennen es den friedlichsten ersten Mai seit 1987, wir sagen: Schön für euch. Ihr mögt sogar recht haben, berücksichtigt man, mit welchen Zahlenspielereien solch ein Fazit gezogen wird. Anzahl der Festnahmen plus die Zahl der verletzten Bullen und vielleicht noch die Höhe des Sachschadens sind das Ausschlaggebende für die Herrschenden. Je nach dem was politisch gerade gewollt ist, wird entweder der friedlichste erste Mai beschworen oder aus einer brennender Mülltonne die wildeste Straßenschlachten herbei phantasiert.

 

Wie dem auch sei, wir schenken dem nicht sehr viel Beachtung, denn es ist klar, dass diese Zahlen alleine in ihren Händen liegen und vor Allem nur wenig damit zu tun haben, ob etwas qualitativ gut oder schlecht war.

Um diese Frage der Qualität zu beantworten macht es Sinn nochmal genauer darauf einzugehen, was wir uns vom ersten Mai erhofft haben, wieso wir als Gruppe daran Teil genommen haben und weshalb wir die Idee des anarchistischen Mobs mitgetragen haben.

 

Die "revolutionäre 1.Mai Demo"

 

Angeknüpft an die Diskussionen rund um die unangemeldeten Demos zum Todestag von Carlo und dem Polizeikongress, fanden wir den Gedanken, die „revolutionäre 1. Mai Demo“ mit ähnlichen Fragestellungen anzugehen, sehr reizend, denn schon lange können wir, in Anbetracht der Art und Weise wie diese Demo vom Bündnis organisiert und umgesetzt wird, eigentlich nur noch mit dem Kopf schütteln. Erstens wegen der inhaltlichen Ausrichtung, welche die letzten Jahre unverhältnismäßig von nur einigen wenigen Gruppen aus dem Bündnis dominiert wurde, zweitens aufgrund der Selbst-Inszenierung dieser Zusammenhänge und drittens wegen der Herangehensweise an diesen Tag: Anmeldung, Bullengespräche, Pressekonferenzen, Interviews.
Gekrönt wurde das diesjährige Spektakel mit einer Delegation der griechischen Linkspartei „Syriza“. Ein reiner Selbstzweck, um den internationalen Habitus am Leben zu halten. Und während die Szeneprominenz gegen Nationalismus wetterte, mussten sich einige beherzte DemoteilnehmerInnen immer wieder mit einem Menschen herum streiten, auf dass dieser doch endlich seine griechische Nationalflagge einpackt. Was solch reformistische, parlamentarische Kräfte – nicht nur aus Griechenland – auf einer revolutionären Demonstration zu suchen haben fragen wir uns jedes Jahr.


Wie so viele sind
wir trotzdem immer mit gelaufen, aber als „unsere Demo“ haben wir sie schon lang nicht mehr wahrgenommen. Das Einzige was einem blieb, waren die direkten Aktionen im Demoverlauf und eigene Aufrufe und Plakate im Vorfeld, mit denen wir die letzten Jahren versucht haben, die Revolten in Nordafrika und dem Südeuropäischen Raum mit unseren Kämpfen zu verbinden. Wir haben keine Lust darauf das selbe politische Spektakel durch zu spielen, wie es etwa die besagten Gruppen aus dem Bündnis tun, allein weil es im großen Gegensatz zu unserem anarchistischen Verständnis steht, weshalb wir einen anderen Weg eingeschlagen haben.
Ein Ziel unsererseits war es, auf der Demo und rund um den ersten Mai, eine anarchistische Präsenz zu schaffen, auch um nicht immer wieder hinter dem fragwürdigen Meer von Fahnen von irgendwelchen Gruppen hinterher zu latschen, die sich schlussendlich damit beweihräuchern, wie viele Menschen sie unter ihrem Banner versammeln konnten.
Eine anarchistische Präsenz aber auch um gewisse Widersprüche dieser Demo, welche unter dem Mäntelchen „revolutionär“ stattfindet, ans Licht zu fördern. Denn seit Jahren gelingt es nicht aus dem Verbalradikalismus auszubrechen (Ausnahme war vielleicht 2009) und dieser Radikalität ganz konkret Ausdruck zu verleihen. Damit meinen wir, dass an die Themen, welche diese Demo vermitteln will, durch unser Handeln auf der Straße militant und kreativ angeknüpft wird.
Bullen angreifen, Banken und Kaufhäuser einwerfen, Häuser und Büros besetzen oder blockieren, Supermärkte plündern oder Kameras zerstören. Nur einige Beispiele dafür, wie wir unsere Kritik an Stadtaufwertung, Überwachung, Autorität, Rassismus etc. Taten folgen lassen wollen. Dies setzt jedoch voraus, dass die organisierenden Gruppen auch gewillt sind, ihre Aufrufe ernst zu nehmen und diesen Anlass unter dem Aspekt zu planen, das eben auch Möglichkeiten entstehen die eine militante Auseinandersetzung zulassen.
Leider mussten wir feststellen, dass dies nicht gewollt war, auch wenn einzelne Gruppen das vielleicht ganz gut gefunden hätten. Doch sind sie nicht beweglich genug, um aus ihren festgefahrenen Organisationsstrukturen neue Wege einzuschlagen und damit experimentieren zu können. Viel zu wichtig scheint ihnen die Selbstinszenierung zu sein.
Die politischen Machtspielereien auf einer Ebene mit Polizei und Politik um die Demoroute, sind für immer zum Scheitern verurteilt. Dass sich dem, auf Biegen und Brechen unterworfen wird, nur um am Ende mit 15 000 Leuten unter völliger Kontrolle der Bullen ins „Herzen der Bestie“ zu latschen, können wir einfach nicht nachvollziehen. Und als offene Frage bleibt für uns nach wie vor, was man den mit diesen ganzen Leuten im dort, vorm Brandenburger Tor machen wollte? An die Regierenden appellieren? Die Touristen beeindrucken? Einfach mal „Hallo!“ sagen, um dann frustriert wieder nach Hause zu gehen?
Wir sind der Meinung, dass dieses „Biest“ nichts Anderes verdient, als das Feuer der Revolte
und dazu ist eine angemeldete Demo am 1.Mai unter totaler Überwachung der Autoritäten höchst ungeeignet für.
Natürlich können wir den Bezug zu den Rebellionen der südlicheren Ländern wie Griechenland, Spanien und Portugal verstehen, wo regelmäßig Demonstrationen vor die Regierungsgebäude ziehen. Nur finden diese unter ganz anderen Bedingungen statt. Hunderte Militante beteiligen sich dort an Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht oder versuchen in Anlehnung an die Revolten in Nordafrika diese Orte zu besetzen um die totalitäre Kontrolle der Herrschenden in ihrem Terrain zu durchbrechen. Da wir in Deutschland zur Zeit nicht auf eine große Beteiligung aus der Bevölkerung für solche Aktionen zählen können, bleibt unsere Stärke das Unberechenbare; wilde Demonstrationen oder Mobs, die sich spontan zusammenschließen, zuschlagen und wieder auseinander gehen.
Wir hatten die Hoffnung, dass sich dies auf irgendeiner Art und Weise mit dem ersten Mai verbinden lässt. Im Nachhinein können wir sagen, dass die von den Bullen diktierte Demoroute doch viel zum Scheitern einiger Pläne beigetragen hat. Es gab kaum Möglichkeiten an dieser Wegstrecke Aktionen umzusetzen, einerseits weil es im Kreuzberger Teil kaum etwas Geeignetes gab und andererseits, weil die Route auf ganzer Länge so verlief, dass es den Cops möglichst einfach gemacht wurde, die Demo taktisch in Schach zu halten.
Wir sehen dies als Resultat aus den Verhandlungen, dem Kniefall vor der Staatsmacht, welcher sich zusätzlich so stark in die Länge zog, dass kaum Zeit blieb gut vorbereitet wenigstens Teile der Strecke mitlaufen zu können. Natürlich kann jetzt auch behauptet werden, dass die Leute nicht entschlossen genug gewesen wären, aber wir dürfen auch nicht den Sicherheitsaspekt an diesem Tag ausblenden. Dementsprechend halten wir es auch für vernünftig, dass sich der schwarze Block nach den Angriffen auf die Cops an der Shell-Tankstelle, auflöste.. .

Zum anarchistischen Beitrag

Wir haben uns darüber gefreut das relativ schnell eine lebendige Diskussion unter autonomen/anarchistischen Gruppen in der Öffentlichkeit stattgefunden hat. Einige Beiträge fanden wir sehr beflügelnd, andere etwas weniger gelungen. Grundsätzlich finden wir es aber gut und notwendig, dass in letzter Zeit wieder vermehrt Debatten über Sinn und Unsinn von gewissen Aktionen, Ereignissen und Demos stattfinden, um unser Handeln in Frage zu stellen und neue Möglichkeiten auf de
m Weg in die Fröste der Freiheit auszuprobieren. Ebenfalls fanden wir die „Flugschrift zum 1.Mai für erlebnisorientierte Jugendliche“ sehr erfrischend, da sie verschiedenste Fragen in den Raum geworfen hat und den ersten Mai nicht nur historisch betrachtet, sondern auch versucht unsere Kämpfe mit Inhalt zu füllen.
Auch dass die unangemeldete Mieten-Demo wieder stattfand fanden wir richtig und wichtig, um zu zeigen, dass es am ersten Mai möglich sein kann, sich mit hunderten Leuten zu treffen und zu laufen. Für die Zukunft könnten wir uns vorstellen, den Versuch zu unternehmen, das Myfest zu verlassen und eine Route einzuschlagen, auf der uns die Bullen nicht erwarten. Wir sollten so unberechenbar sein, wie wir nur können, sonst „verkommt“ vielleicht auch dieser Ansatz zu einem kontrollierten Teil des Ersten-Mai-Spektakels. Denn es ist leider so, dass die anfängliche Euphorie schnell in die Routine, in das Schauspiel abrutschen kann, wenn wir uns der Selbstbestimmung berauben lassen. Als trauriges Beispiel sei das „Barrio Antifascista“ an dieser Stelle kurz genannt.
Nicht nur das es sich, wenn auch mit politischen Aspekten gespickt, in das Befriedungskonzept der Sauf-und Fressmeile „Myfest“ einreiht, sondern es sich auch wissentlich- nicht zum ersten Mal – von Zivis aus dem benachbarten bezirkseigenen Gebäude überwachen lässt, finden wir fragwürdig und nicht nachvollziehbar. Eine vom Myfest unabhängige, konsumfeindliche Veranstaltung fänden wir viel treffender und unterstützenswerter.

Ein Ziel, dass wir aus unserer Sicht definitiv nicht erreicht haben, war es eine anarchistische Präsenz außerhalb der Bewegung, außerhalb derer die sich die Texte im Internet durchlesen oder unsere Infoläden durchwühlen, herzustellen. Wir denken, dass viel zu viel Energie in die Planung eines möglichen Demoverlaufs verschwendet wurde, wir schlussendlich, nicht nur durch die dadurch entstandene Abhängigkeit zum Bündnis bezüglich der Route, kaum Ideen umsetzten konnten und uns auch nicht, oder nur marginal, mit anderen Dingen im Vorfeld beschäftigten.
Als Anarchisten sollte uns klar sein, dass die „Bewegung“ nur ein kleiner Teil dessen sein kann, wo wir unsere Bezugspunkte setzen, wo wir Leute treffen oder wo unsere Auseinandersetzungen stattfinden. Für mindestens genauso wichtig halten wir es, im öffentlichen Raum präsent zu sein. An den Orten, wo die Kommunikation stattfindet und Reibungspunkte entstehen, um da Verbündete zu finden, wo sich das Leben, fernab unsere Subkultur abspielt: in Cafés, an öffentlichen Plätzen, U-Bahnstationen und und und.
Mit Flyer, Zeitungen, Sprühereien und allem was uns sonst noch einfällt. Dies hat bei vergangenen Anlässen schon besser funktioniert und es wäre wünschenswert, wenn sich diese Tendenz fortsetzen würde.

Und es hat Boom gemacht


Erfreulich finden wir es, dass sich einige Leute nicht allein auf das Gelingen der Demonstration, was auch sehr naiv gewesen wäre, verlassen haben und in räumlicher Distanz zum Kreuzberger Ballermann ihrer Wut freien Lauf ließen. So gab es in Neukölln eine Scherbendemo, währenddessen H&M, eine Bankfiliale und Rossmann ihre Scheiben verloren. Wir finden es ermutigend, dass so was in unmittelbarer Nähe einer Bullenwache am ersten Mai möglich ist, und hoffen auf mehr Kontrollverluste dieser Art. Am frühen Morgen des zweiten Mai hatte dann die Berliner S-Bahn zum wiederholten Male einen Kabelbrand zu vermelden, der den ganzen Tag über den öffentlichen Nah- und Fernverkehr behinderte. Dazu gab es ein ausführliches schreiben das hier nachzulesen ist: https://linksunten.indymedia.org/de/node/85080
In der Nacht zum 2.Mai kam es dann im ganzen Stadtgebiet zu einer beachtlichen Anzahl von Anschlägen auf Jobcenter und Arbeitsagenturen, sowie auf die SPD-Zentrale, ein Bürogebäude und das Landgericht Mitte.
Mehr dazu gibt es hier: https://linksunten.indymedia.org/de/node/85247 und hier
https://linksunten.indymedia.org/de/node/85248


Und wie weiter...


Im großen Ganzen können wir sagen, dass wir gar nicht so unzufrieden sind. Auch wenn vieles hätte besser und anders verlaufen können, so denken wir, dass eine
n Schritt in die richtige Richtung getan wurde, bezüglich einer anarchistischen Auseinandersetzung rund um den ersten Mai.
Auch wenn größere militante Auseinandersetzungen ausblieben, können wir zumindest sagen, dass diese Dinge, die gelaufen sind, genauso wie in den vergangenen 2 Jahren, sehr gezielt stattfanden und so ihren Teil zur Qualität des Ganzen beitrugen. Vieles im Umgang mit den organisierenden Gruppen hat sich durch den ganzen Prozess verdeutlicht und unsere Einschätzungen bestätigt. Was dies für die Zukunft bedeutet wollen wir an dieser Stelle noch nicht festlegen, vielleicht führt es punktuell zu einem Umdenken bei gewissen Gruppen, was neue Möglichkeiten für andere Anlässe eröffnen würde, oder die Positionen und das Verhältnis zueinander hat sich dadurch nochmal verhärtet. Wenn dem so ist, bleibt nur zu akzeptieren, dass uns eben mehr Dinge trennen als verbinden. Wir hoffen weiterhin auf eine lebendige Debatte über unser Handeln, über das Wann, Wie, Wo und Warum.
Eine Bewegung die nicht fähig ist, sich mit diesen Fragen zu beschäftigen und bereit ist Konsequenzen daraus zu ziehen, hat diesen Namen nicht verdient und ist dem Stillstand preisgegeben.


Gegen das Bestehende! Gegen das Spektakel!
Für die soziale Revolte!
Für den unkontrollierbaren Flächenbrand!

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Na Ihr habt Probleme ...

 

Hier im Ruhrgebiet gab es in Dortmund einen Aufmarsch der FreienKameradschaften welche direkt in die NSU Morde verwickelt sind als neue Partei "Die Rechte". Na und nix war. Die Demo mit geschätzt 500 Leuten, davon kein Block, löste sich nach kurzer Zeit in der Nähe der Innenstadt auf. Es gab die Situation das über mehrere Minuten mehrere 100 Leute völlig unkonotrolliert durch die Innestadt liefen, keine Bullen nirgends. Und es passierte ... Nix. Keine einzige scheiß Scheibe hat geklirrt. Die Leute, großteils Kids, völlig fixiert auf Naziaufmarsch verhindern und dann das: Am 1.Mai alles total friedlich. Keine Spur von Krawall, Widerstand. Verdammt es hätte zig Ziele gegeben, aber Nein, Kleingruppen in Richtung komplett von Bullen abgesperrter Fascho-Route, und auch dort: Nix. Mal als Vorschlag zwischen Eure Hauptstadt-Probleme mit Reputations-Schwierigkeiten: Im Ruhrgebiet ziehen in den nächsten Jahren schätzungsweise 2 Millionen Leute weg, es gibt jetzt bereits Leerstand ohne Ende. Wenn es in Zukunft eine solche für Unsre Häuser gibt dann Hier, im Ruihrgebiet. Verlagert den Kampf um Mieten und Wohnen hierhin. Und vercheckt den Kids dass am 1.Mai selbst wenn die Faschos aufmarschieren nicht nur trotzdfem sodern auch deswegen alles in Scherben zu liegen hat. Nichteinmal der Grundkonsens "Wenn sie marschieren dann nur zu einem hohen Preis; Sachschaden als Argument" wurde realisiert. Das war ur bloß "zivilgesellschaftliches Engagement". Kommt nach Westen!

Liebe anarchistische GenossInnen,

 

mal abgesehen davon, dass e etwa 1000 politische Kritikpunkte gäbe, die man an diesem Papier formulieren könnte, nur ein Fakt, der in allen euren Papieren falsch ist, weil ihr offenbar so fest in eurer Szene steckt, dass ihr Anarchisten nicht erkennen könnt, wenn sie keine schwarze Kleidung anhaben und unter 30 sind: Die Delegation, die vorne lief, war keine "Syriza-Delegation", sondern bestand mehrheitlich aus Leuten, die in Griechenland dem "anarchistischen Raum" zugeordnet werden. Es war 1 Parlamentarier von SYRIZA dabei, alle anderen kamen aus Basisinitiativen. Wenn für euch sich eine Fabrik aneignen, oder selbst Gesundheitszentren organisieren, kein Anarchismus ist, bitte. Aber ein wenig informieren solltet ihr euch schon.

nun, ich denke die autorInnen würden sich doch freuen, wenn diese 1000 politischen kritikpunkte formuliert werden würden. das geht aber nunmal nicht so einfach schnell über die kommentarfunktion. da müsste man sich schon zeit nehmen.
dem "anarchistischen Raum" zu zuordnen? dazu schreibt die ARAB: "Eine Delegation von Gewerkschaftlern und linken Aktivist_innen aus Griechenland". ich glaube kaum, dass es sich dabei um AnarchistInnen handelt. Basisinitiativen, linke AktivistInnen und vielleicht auch die eine oder ander Gewerkschaft mögen libertäre Ansätze haben und in selbstorganisierten Strukturen verortet sein, aber revolutionär sind sie dadurch leider nicht. und das ist doch die kritik, die hier formuliert wird, denn sie richtet sich nicht nur an die griechischen TeilnehmerInnen, sondern auch an die Gruppen, die in berlin organisiert sind.
wieder mal waren "die linke", MLPD, DKP und SDAJ am start, die ganz klar konterrevolutionär sind und im falle eines aufstands glasklare linien vertreten werden.
Weiterhin würde ich mal behaupten, dass es einen weiteren fehler in der ganzen diskussion gibt: wer sagt denn, dass sich "die AnarchistInnen" prinzipiell schwarz kleiden und sich allein dadurch erkennen? wer sagt denn, dass der diesjährige schwarze block ausschließlich aus AnarchistInnen bestand? ich glaube das sind klischees und trugschlüsse, denn der schwarze block ist schließlich keine ideologie, sondern ein konzept, welches zu jeglichem zeitpunkt hergestelllt, wie auch aufgelöst werden kann. selbstbestimmt und situationsabhängig.
zu dem punkt, dass man in seiner szene so tief stecken würde, dass man alles um sich herum nicht wahrnimmt darf festgehalten werden, dass es dieses jahr eine recht starke diskussion um eine anarchistische präsenz gab. diese auseinandersetzung fand öffentlich statt und wurde von recht vielen leuten getragen. ganz bewusst haben sich anarchistInnen eingemischt und die demo-orga in frage gestellt. naja und schaut man sich die route an muss man einfach sagen, dass sich dieses jahr viele menschen gefragt haben, was denn dieser ganze klamauk soll, und in wie fern man denn überhaupt noch teilnehmen sollte.... ins herz der bestie. ganz toll und dann? selbst die orga hatte große zweifel, dass die demo bis zu ihrem endpunkt läuft. dabei haben sie sichtlich vergessen, was sie denn dann dort machen wollen. insofern finde ich die kritik völlig angebracht, diese vorgehensweise in frage zu stellen.

mal nicht alles was kritisiert wird sofort wieder kritisieren, sondern einfach mal drüber nachdenken, sacken lassen und mit der eigenen gruppe texte formulieren. dann entstehen auch qualitative diskussionen und auseinandersetzungen.
(A)

1.) Ok, stimmt, "Gewerkschafter" können ja keine Anarchisten sein, hab ich vergessen. Und Makis, der Vorsitzende der Arbeitergewerkschaft von Viome ist sicher auch nicht "revolutionär", weil die haben sich ja nur ne Fabrik angeeignet, während es wahrhaft "revolutionär" wäre, einen Stein in ne BVG-Haltestelle zu werfen.Wie dumm und arrogant Deine Argumentation ist, im wesentlichen sagst du: ICh hab keine Ahnung, wer da gelaufen ist, aber "revolutionär" sind die jedenfalls nicht. Und woher nimmst du diese Einsicht?

 

2.) "eine recht starke diskussion um eine anarchistische präsenz gab. diese auseinandersetzung fand öffentlich statt und wurde von recht vielen leuten getragen." - aja? Du meinst die 20 Indymedia-Papiere, die alle nur einen Inhalt hatten: "nicht anmelden" und auf die niemand geantwortet hat? Tolle Debatte, Glückwunsch.

 

3.) "entstehen auch qualitative diskussionen und auseinandersetzungen." - die könnten dann entstehen, wenn anarchistische Zusammenhänge mal ein einziges (!!!) Papier schreiben würden, bei dem es um mehr als taktische Fragen (Route, Militanz, Anmeldung/Nichtanmeldung) geht, so wie alle anderen Gruppen von ARAB über Top bis zur IL. Aber irgendwie gewinnt man den Eindruck, euch ist echt egal, wie man die Krise einschätzt, wie im allgemeinen Gegenmacht aufzubauen ist, wie die Kräfte/Klassenverhältnisse hierzulande überhaupt aussehen - hauptsache 5 Steine mehr als letztes Jahr. Das ist - bei aller Militanzbefürwortung - echt extrem schwach, wenn ihr euch mal mit anarchistischen Bewegungen in anderen Ländern vergleichen würdet.

gewerkschafter können anarchisten sein. wenn du dir aber nur einen text der diesjährigen diskussion um den 1. mai durchgelesn hättest, müsstest du wissen, das es darum gar nicht ging. in vielen der texten ging es um die frage der repräsentation und  um des reformismus. es ging um unberechenbarkeit und kontrollverluste. eine aneignung der produktion, wie sie die Vio.Me mitträgt und voranträgt ist spannend, aber doch auch teil einer generellen entwicklung in griechenland. die menschen kämpfen, weil das leben unwürdig geworden ist und sie erstmal auf die schnauze fallen mussten, bevor sie ansätze der selbstorganisierung und aneignungen für sich als kampfmittel fanden. das wort "selbstzweck" ist nicht so ganz treffend, doch es sind zeiten des sozialen kannibalismus, wie es die griechInnen immer so schön beschreiben, in denen die menschen sich organisieren müssen, um zu existieren. ich halte es für falsch das zu romantisieren, dennoch ist gegen die art und weise nicht einzuwenden, außer dass es eben die gewerkschaften sind, die solche kämpfen initiieren und leider auch beeinflussen. das ist dann die frage, wie sich organisiert werden sollte. und da gibt es in anarchistischen zusammenhängen eben auch unterschiedliche ideen.....

wer sagt dir, dass eine eingeworfene bvg-scheibe als erfolg gewertet wird? wo liest du diese behauptung? wo liest du, dass 5 steine im jahr die qualität ausmachen, die sich erhofft wurde? in dem text geht es um die präsenz rund um den 1. mai. die demo wird als spektakel angesehen und ist nebensächlich.
gehst du mit offenen augen durch berlin? wenn ja sollten dir in den letzten jahren auch nicht die plakate entgangen sein, die inhaltlichen ausseinandersetzungen, die zur genüge zu finden waren. was willst DU denn überhaupt vom ersten Mai und von der 18 uhr demo? bisher konnte ich keine eigenen vorstellungen von dir darüber lesen.....
es ist kein zufall dass sich in belin wieder menschen zusammen finden, die sich fernab von dem leninistischen gedöns und der selbstinszenierung zusammen finden um eigene akzente zu setzen.
warum sollte es EIN papier anarchistischer gruppen geben? das steht doch ganz im gegensatz zu dem, was leute in ihren papieren verfasst haben....
es gibt nicht eine anarchistische bewegung, nicht die avantgarde. warum den auch? um möglichst viele leute hinter einem banner zu haben? um sich auf minimal-konsense zu beschränken? es geht doch viel mehr ums experimentieren mit den möglichkeiten, um hoffnungen und utopien. gegen den einheitsbrei der kontrollierten gruppen, gegen dominanz und bevormundung.
wenn du dich mit all diesen gedanken nur ein wenig auseinandergesetzt hättest, würdest du vielleicht auch nicht so argumentieren. finde dies erstmal heraus, setzt dich mit den veröffentlichten texten auseinander und versuch hier nicht irgendwem sofort arroganz vorzuwerfen, nur weil sie anderer meinung sind.

Sicher einige Fragen dabei, die man stellen muss. Das Problem ist aber, dass Du offenbar so sehr von der Richtigkeit deiner Überzeugungen durchdrungen bist, dass dir schlichtweg egal ist, was Faktenlage ist. Nur an einem Beispiel:

 

"außer dass es eben die gewerkschaften sind, die solche kämpfen initiieren und leider auch beeinflussen" - genau das Gegenteil ist der Fall, diese Basisinitiativen wurden GEGEN die etablierten Gewerkschaften durchgesetzt.

Seit Tagen müllst du jeden Text mit deinen anti - anarchistischen, anti - automen Texten zu. Es reicht.

 

Du lügst hier, dass sich die Balken biegen.

 

Zum ersten Mai gab es zahlreiche Papiere von AnarchistInnen, Autonomen, Autonomen KommunistInnen. Dieses unterschlägst du.

 

Sogar das Bündnis sah sich genötigt einen der Aufrufe der AnarchistInnen zu veröffentlichen. Nicht inhaltlich? Das Papier der Autonomen KommunistInnen, nicht inhaltlich?

 

Hälst du die Leute zu blöde zum Lesen?

 

Wie kommst du darauf, dass Papiere, die nicht in deinem Stil - möglichst flach - auf Linksunten "kommentiert werden, auch nicht diskutiert werden. Grosse Teile der radikalen Linken überfliegt Indymedia gerade mal einmal die Woche. Wenn in Berlin "Linksunten" unser Diskussionsforum wäre - entspricht nochnichteinmal dem Konzept - würdest du es mitbekommen.

 

Natürlich sind die Papiere von TOP und IL in Berlin superwichtig. Weil ja auch Leute, die jahrelang versucht haben die erste Mai Demo zu enpolitisieren (MayDay und anderer Kulturkram) und zu spalten, extrem wichtig sind. Gibt es diese Gruppen ausserhalb der Uni? Wo und wann? Quellen bitte!

 

Und wieder deine fehlende Begrifflichkeit von "Militanz"  und dein antianarchistisches Geseiere.

 

Dein Entrismus sei dir gegönnt, wenn du selbst nichts hinbekommst. Aber du kannst deinen anti - anarchistInnen - Scheiss hier tausendmal schreiben, trotzdem wirst du die Geschichte des 1. Mais in Kreuzberg nicht umschreiben. Sie ist anarchistisch, autonom, antiautoritär geprägt.

 

Das Trittbrettfahrer, wie du, jetzt versuchen zu spalten, lässt tief blicken. Wessen Geschäft machst du?

 

(Kommen jetzt wieder 20 AnarchistInnen - Hass - Einträge von dir?)

 

ES NERVT, DU SPALTER!

Bitte bitte bitte! Vor allem die Leute, die organisiert und aktiv sind: wir sind alle gierig nach Gegenargumentationen zu diesem Text. Seit zwei drei Monaten, wenn nicht seit der Carlo-Demo, stehen diese "anarchistisch" genannten Positionen ohne Widerspruch im Raum. Wie kann das sein? Geht ganz Berlin mit dieser Position klar? Warum wurde trotzdem angemeldet?

Im Großen und Ganzen ist eurem Text eigentlich nix hinzu zu fügen.

Was das Ziel der anarchistischen Präsenz angeht.... Öffentliche Präsenz konnte wohl kaum von unserert Seite erreicht werden, dass stimmt was allerdings, im Gegensatz zu den letzten Jahren, gut funktiniert hat ist dass sich eine anarchistische Opposition in den Vorereitungskreis eingebracht hat (soweit das bei Sturköpfen wie ARAB und ALB möglich ist) und, noch wichtiger sich zusammengefunden hat.

leider wieder Viel zu spät aber besser spät als nie.

Fürs nächste jahr lässt das hoffen.

 

Was die Griechenland fahne anbelandt... In Griechenland wird die häufig auf demos getragen.... allerdings nur von "Goldener Morgenröte nazis"

OK, ich hab die Lösung: Wenn alle, die die Revolution wollen, sich wegen jedem wichtigen oder belanglosen Demoaufruf, jeder geschwenkten oder nicht geschwenkten Fahne auf der Demo oder jedem geworfenen oder nicht geworfenen Stein schon gegenseitig an die Gurgel gehen (und deswegen vielleicht die Revolution tatsächlich nie stattfindet !), dann können doch auch alle am 1. Mai gleich unter sich bleiben. Dann machen halt die ARAB, alle K-Gruppen, alle privaten Marx-Lesekreise, alle "Lenin/Mao/Stalin-wer-auch-immer"-Fanclubs, alle "Griechische-Delegation-nicht-so-schlimm"-Finder_innen und sonstige vermeintliche oder echte Reformist_innen, alle "ich-gehe-danach/ich-gehe-danach-auf-gar-keinen-Fall-noch-auf-das-Barrio-5-Bier-trinken"-Teilnehmer_innen, alle rein erlebnisorientierten "Mai-Chaoten_innen" und alle selbst- oder fremddefinierten autonomen/anarchistischen Gruppen (mit oder ohne Adidas-Turnschuhe) ihre eigene revolutionäre Demo. Dann haben wir demnächst 1000-1500 Demos mit jeweils 2-10 Teilnehmer_innen ...

Mal im Ernst: warum müssen wir (ich meine jetzt die, die wirklich die Revolution wollen) am 1. Mai alle zusammen wie in einer blöden, von einer einzigen gigantischen Bullenhorde bewachten Schafherde zusammen laufen ? Was bitte spricht dagegen, am 1. Mai 2, 3, 4 oder 25 Demos parallel stattfinden zu lassen ? Die einen angemeldet, die anderen nicht ? Wie heißt es doch so schön: "Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen".

Diese unsinnigen, in der Tat nur spalterischen Diskussionen hätten dann vielleicht wirklich mal ein Ende.

Im Übrigen hätten wir dann vielleicht endlich das, was die Autor_innen des Artikels wollen und auch ich: einen unkontrollierbaren Flächenbrand !

wenn tatsächlich soviele anarchisten*innen die veranstalter*innen dieser demo so hassen oder das was die tun, warum bitte traben dann alle gemütlich hinterher, statt was eigenes zu machen? wenn ich nur halb soviel kritik hätte an einer demoorga würde ich da nicht hingehen.

Deine Frage trift den Kern der ganzen Debatte. Die Antwort ist für mich leider sehr einfach. Einige Berliner Zirkel haben vermutlich nach der 2012 Mai Demo gehofft, dass die damals über 25.000 Teilnehmer_innen vielleicht auch bereit wären, "unkontrollierbare" oder wie auch immer revoltierende Wege zu gehen.

 

Diese Hoffnung ist berechtigt und auch wünschenswert und erklärt auch das neuerdings gesteigerte Interesse einiger Anarchist_innen an der 18 Uhr Demo. Nur machen Leute eben verschiedene Lernprozesse im Leben und vor allem entwickelt sich überhaupt gar nichts an einem Tag.

 

Das Bündnis wird immer wieder als unbeweglich und einer Routine verfangen beschrieben. Im Unterschied zu seinen Kritiker_innen hat es sich aber über Jahre kontinuierlich mit dem 1. Mai beschäftigt. Dieses Jahr waren einige neue Gruppen und Spektren dabei, die verstanden haben, dass sie auch ihre eigenen Vorstellungen mehr Menschen in so einem Bündnis verständlich machen können.

 

Das die Revolte wiederum in diesen Kreisen inzwischen zu kurz kommt, ist eine bedauerliche Entwicklung, aber da haben die Autor_innen dieses Textes doch scheinbar für eine gelungene Ergänzung gesorgt.

 

Die Randalestatistiken sind ein anderes Thema. Nur weil es in den 1980ern und 90ern eine Szene gab, die militant analysierte, diskutierte und randalierte, lassen sich diese Ansätze heute nicht einfach übertragen. Nur zur Erinnerung: 1988 auf der ersten Revolutionären 1. Mai Demo in Berlin kamen "nur" knapp 8000 Menschen und auch in den Folgejahren war sie nicht viel größer.

 

Der Weg zu einer herrschaftsfreien und solidarischen Gesellschaft ohne Ausbeutung und Unterdrückung wird nicht allein durch Straßenkampftaktiken und das Beobachten von Polizeiketten geebnet werden. Natürlich gehört das auch dazu, aber es gibt viel drängendere Probleme, z.B. Entlassungen, Miete, Gesundheit, Mobilität ... - wenn wir hier was entwickeln, sind die Bullen, Militärs und dieser ganze Staatsapparat Geschichte.

 

Die Fragen über Formen aus der anarchistischen Bewegung sind berechtigt und die gewollte Diskussion hat längst begonnen. Wenn sich jetzt auch noch ein komplexeres inhaltliches Denken und etwas mehr Toleranz gegenüber unterschiedlichen Positionen dazu einfindet, war dieses ganze Spektakel doch noch zu was gut - denn die Revolution passiert jeden Tag, überall. Bevor wir das nicht kapieren und mit möglichst vielen Menschen gemeinsam angehen, wird der kapitlisch/patriarchale Alptraum weitergehen.

Leider sind wir einer Fehlinformation auf den Leim gegangen, was wir nun richtigstellen wollen. Die Aussage von uns, das das „Barrio Antifascista“ wissentlich durch Zivibullen aus dem angrenzenden Bezirksgebäude beobachtet wurde, hat sich als falsch herausgestellt. Wir bedauern, diese Information, welche durch eine vermeintlich vertrauenswürdige Quelle an uns herangetragen wurde, nicht weiter überprüft und so als Fakten hingestellt zu haben. Deshalb nun die 2.Fassung ohne diesen Text-abschnitt.

 

https://linksunten.indymedia.org/de/system/files/data/2013/05/1088357712...