Vermummte attackieren Jobcenter und SPD-Landeszentrale

Vandale an der SPD-Zentrale: Am Freitag wurde das Kurt-Schumacher-Haus in der Müllerstraße mit schwarzer Farbe besprüht.
Erstveröffentlicht: 
03.05.2013

Randalierer haben in Berlin in der Nacht zum Freitag Scheiben in Jobcentern und der SPD-Landeszentrale mit Pflastersteinen eingeworfen. Auch Farbbeutel wurden gegen die Gebäude geschleudert, teilte die Polizei am Freitag mit.

 

Die Ermittler nahmen in der Nacht zum Freitag eine 24-Jährige Frau fest, die Pflastersteine dabei hatte. Unzählige Fensterscheiben gingen zu Bruch, Hauswände wurden mit Farbe beschmiert. Allein im Jobcenter im Stadtteil Tempelhof gingen 80 Scheiben zu Bruch.

 

Die teils vermummten und maskierten Täter hatten es in der Nacht zum Freitag vor allem auf Jobcenter abgesehen. Aber auch ein Bürogebäude, in dem Unternehmen und Botschaften Räume angemietet hatten, wurde mit schwarzer Farbe beschmiert.

 

"Ein Klima der Angst und der Verunsicherung"

 

Die Polizei geht von einem politischen Motiv aus, der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen. Ein Sprecher der Polizei sagte, es sei davon auszugehen, dass die Täter aus der linken Szene kommen.

 

Bereits am Donnerstag, einen Tag nach den überwiegend friedlichen Mai-Demonstrationen, hatten vermutlich Linksextreme einen Brandanschlag auf eine Bahnanlage in Berlin verübt. Ob es einen Zusammenhang zu den Steinewerfern gibt, war noch unklar. Dies soll laut Polizei bei den Ermittlungen überprüft werden. 

 

Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) verurteilte die nächtlichen Angriffe und sprach von "feigen Anschlägen". Gewalt könne niemals Mittel der politischen Auseinandersetzung sein. "Es gibt in unser Stadt weder für linke noch für rechte Militante einen Freibrief." Einigen gehe es offenbar darum, ein Klima der Angst und Verunsicherung zu schaffen.

 

Der Vorsitzende der Berliner SPD-Fraktion, Raed Saleh, sagte, die Anschläge auf öffentliche Einrichtungen seien kriminell und kein Ausdruck politischen Handelns. "Wer sozialen Zusammenhalt will, muss Gewalt ablehnen". Der 1. Mai mit seinen friedlichen Demonstrationen habe gezeigt, dass es zahlreiche Möglichkeiten in dieser Stadt gebe, sich politisch und gesellschaftlich zu engagieren.

 

Einige Randalierer konnten flüchten

 

Neben dem Jobcenter in Tempelhof hatten auch an einem Jobcenter in Steglitz zwei maskierte Männer kurz nach Mitternacht fünf Scheiben zerstört, an einem anderen Gebäude der Arbeitsagentur in Johannisthal zerschellte ein Luftballon mit roter Farbe.

 

In Lichtenberg wüteten Unbekannte am Jobcenter. Vier dunkel gekleidete Radfahrer konnten flüchten, sie hatten Fenster, Türen und die Fassade mit Steinen und Farbgläsern beworfen. In einem Arbeitsagentur-Gebäude in Pankow hatten Gewalttäter eine Fußmatte mit brennbarer Flüssigkeit getränkt und angezündet. Es kam der Polizei zufolge aber nicht zu größeren Schäden, das Feuer erlosch schnell.

 

Am Jobcenter in Charlottenburg konnte ein Mitarbeiter eines Wachschutzes eine 24-jährige festhalten und der Polizei übergeben. Sie hatte zuvor einen Stoffbeutel mit Pflastersteinen weggeworfen. Zwei Komplizen gelang die Flucht.