Burschenschaft Gothia: Staatssekretär Büge schweigt

Erstveröffentlicht: 
06.04.2013

Berlin –  Die Zehlendorfer Burschenschaft Gothia fällt erneut durch einen hämischen Bericht über eine jüdische Schule auf. Trotz Kritik an seiner Mitgliedschaft in der rechten Studentenverbindung äußert sich Berlins Sozialstaatssekretär Michael Büge nicht zu dem Vorfall.

 

Die umstrittene Zehlendorfer Burschenschaft Gothia sorgt erneut für Ärger. Am Donnerstag veröffentlichte die Studentenverbindung, der auch Sozialstaatssekretär Michael Büge (CDU) angehört, auf ihrer Facebook-Seite einen hämischen Kommentar zu einem Medienbericht über den Hamburger Polizeiskandal im Zusammenhang mit einer jüdischen Schule.

 

Dort hatte ein Polizist vor der Schule ein Foto von einem Totenkopf mit Polizeimütze gemacht und ins Internet gestellt. Berichten zufolge hatte der Mann, der ausgerechnet für den Schutz der jüdischen Kinder zuständig war, damit auf das Abzeichen der SS-Totenkopfverbände anspielen wollen, die die Konzentrationslager bewachten. Dem Polizei-Angestellten droht nun die fristlose Entlassung.

 

„Braune Wolfsschanze aus Zehlendorf“


Die Gothia bedachten diesen Vorfall mit fragwürdigen, zynisch wirkenden Äußerungen. „Das Abendland steht schon wieder vor dem Untergang! Machtergreifung vielleicht schon morgen!“, hieß es am Vormittag auf ihrer Facebook-Seite unter einem Bild des Totenkopfes. Nur wenige Stunden später war der Kommentar bereits wieder gelöscht. Wer ihn entfernte, ist unklar.

 

In den vergangenen Jahren war Gothia immer wieder durch rechte Tendenzen aufgefallen. Beobachter sagen der Burschenschaft auch eine Nähe zu rechtsextremen Kreisen nach. Selbst innerhalb der Szene spricht man von der „braunen Wolfsschanze aus Zehlendorf“.

 

Brutale Riten


Seit Ende vergangenen Jahres bekannt wurde, dass Sozialstaatssekretär Büge Gothia-Mitglied ist, steht der CDU-Mann in der Kritik. Berichten zufolge ist er auch Mitglied in der Schülerverbindung Iuvenis Gothia, einer Art Vorfeldorganisation der Burschenschaft. Ihre Mitglieder sollen bei Veranstaltungen alle drei Strophen des Deutschlandliedes singen. Zudem pflegten sie, zumindest zeitweise, eine brutale Form des Fechtens: Mit stumpfen Säbeln wird so lange auf den Oberkörper des Gegners eingedroschen, bis die Haut platzt.

 

Seine Ankündigung, aus der Gothia auszutreten, falls diese den nach rechts driftenden Dachverband Deutsche Burschenschaft nicht verlässt, hat Büge bislang nicht umgesetzt. Erst vor zwei Wochen hatten Vertreter der Grünen und der Linken ihn deshalb im Abgeordnetenhaus angegriffen.

 

Büge äußert sich nicht


Sozialsenator Mario Czaja (CDU) verteidigte Büge. Dieser habe keine Kontakte zu rechtsextremen Kreisen. Zudem habe Gothia die Entscheidung über die Mitgliedschaft in dem Dachverband noch nicht gefällt.

 

Kritik an Büge kommt auch von Burschenschaftern. „Er sollte sich an sein burschenschaftliches Ehrenwort halten“, sagte Christian Becker, Sprecher der Initiative Burschenschafter gegen Neonazis, die rechtsextreme Tendenzen in den Männerbünden offenlegt. „Es müsste ihm zu denken geben, ob er bei Gothia richtig aufgehoben ist.“ Gothia werbe damit, dass sie die soziale Kompetenz ihrer Mitglieder gezielt aufbaue. „Der Facebook-Kommentar zum Skandal um das Totenkopffoto zeigt, dass es noch viel Aufbaubedarf gibt“, so Becker.

 

Die Burschenschaft Gothia war am Freitag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Büge wollte sich zu dem Facebook-Vorfall nicht äußern. Senator Czaja selbst war nicht zu erreichen, da er sich noch im Vaterschaftsurlaub befindet.