Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 6 - Carsten Engelhardt

Rechtsanwalt Carsten Engelhardt, einer der eifrigsten Propagandisten des „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriffs“

In der Burschenschaft Normannia, die seit Jahrzehnten zum rechten Rand des ohnehin völkisch ausgerichteten Dachverbands der Deutschen Burschenschaft (DB) zählt, tummeln sich extrem rechte Positionen vom offenen Neofaschismus bis zum rechten Rand der CDU. Einer der Bundesbrüder ist der Rechtsanwalt Carsten Engelhardt aus Bensheim, der zu den eifrigsten Propagandisten des „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriffs“ in der Deutschen Burschenschaft (DB) gehört.

 

Die Normannia ist seit Jahrzehnten für ihre antisemitischen, rassistischen und geschichtsrevisionistischen Ausfälle bekannt. So verteilten ihre Mitglieder mehrfach antisemitische Flugblätter, veranstalteten Vorträge mit verurteilten Rechtsterroristen wie dem „Südtirolbomber“ Erhart Hartung und organisierten klandestine Tagungen mit vorbestraften Volksverhetzern. Doch weil man es sich in der Normannia zum Ziel gesetzt hat, prägend für die akademischen Eliten zu wirken, sind auch Rechtsaußen-Positionen in der CDU für Normannen attraktiv.

 

Austritt aus der „Burschenschaftlichen Gemeinschaft“


Auf ihrem Generalconvent am 8. Februar 2013 hat die Burschenschaft Normannia beschlossen, aus taktischen Gründen aus der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) auszutreten. Die BG wurde 1961 als völkischer Kampfverband innerhalb der ohnehin schon rechtsaußen angesiedelten Deutschen Burschenschaft gegründet, die Normannia war schon kurz nach ihrer Gründung der BG beigetreten. Ziel der Gruppe war es insbesondere, den „volkstumsbezogenen Vaterlandsbegriff“ in der DB zu verankern. Gemeint ist damit, dass die Abstammung und nicht etwa Kultur oder Staatszugehörigkeit über die Zugehörigkeit zum deutschen Volk entscheiden soll. Das so definierte „Volk“ soll dem Staat vor- und übergeordnet werden, so dass immer auch geschichtsrevisionistische Großdeutschlandfantasien in diesem Begriff mitgedacht werden. Der erste Etappensieg der BG war die Aufnahme der österreichischen Burschenschaften 1971 in die DB, ihr endgültiger Durchmarsch wird durch die „Rassediskussionen“ auf den letzten beiden Burschentagen in Eisenach und Stuttgart markiert.

Dass der Austritt aus der BG nur taktischen Motiven geschuldet ist, weil sie mittlerweile nach Ansicht der Normannia ihre Funktion weitgehend erfüllt hat, lässt sich an der Person des Altherrenfunktionärs der Normannia, Carsten Engelhardt, dokumentieren. Der 35-jährige Rechtsanwalt ist Oberleutnant der Reserve. 1994 trat er der jungen Union bei und versuchte sich dort an einer Provinzkarriere. So war er von 1997 bis 2000 Vorsitzender des Stadtverbandes Wanfried und von 1999 bis 2001 Mitglied im Landesvorstand der Jungen Union Hessen als Referent für „Drogen, Sekten und Grundsatzfragen“. Zur selben Zeit fand Engelhardt in der Burschenschaft Normannia eine ganz persönliche Sekte deren Drogenkonsum (Bier) und Grundsätze ihm besser behagten. Das Wintersemester 2001/2002 verbrachte er in Chile, gesponsort durch ein Austauschstipendium mit chilenischen Burschenschaften, das der Förderung des Deutschtums und des Burschenschaftswesens in Chile dienen soll.

Seit 2009 ist er „Alter Herr“ und umtriebiger Repräsentant sowohl der DB als auch der Burschenschaftlichen Gemeinschaft. So war er im Geschäftsjahr 20010/2011 Sprecher des Dachverbandes und im folgenden Geschäftsjahr  Beauftragter für die Durchführung von Untersuchungsverfahren in der DB.
Als DB-Sprecher halluzinierte er in einer Presseerklärung 2010 in verquastem Deutsch von „subtilen Denkverboten in der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Österreich, die durch den Prozess der ‚Political Correctness’ und den Versuch selbsternannter Tugendwächter im Bemühen entstehen, missliebige Inhalte und Meinungen in der Medienöffentlichkeit zu unterdrücken.“

Als Verhandlungsleiter des Burschentages 2010, auf dem die Diskussionen um einen Arierparagraphen in der DB sich bereits abzeichneten, verkündete er der Frankfurter Rundschau (FR):  „Ich kann aus meiner Erfahrung nicht bestätigen, dass es bei uns irgendwelche Extremisten gibt.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte die DB Unvereinbarkeitsbeschlüsse mit Organisationen wie der NPD zum wiederholten Male abgelehnt mit der Begründung, dass das einzelne Bünde in personelle und organisatorische Schwierigkeiten bringen würde.
Angesprochen auf offensichtlich neonazistisches Verhalten von Burschenschaftern wie Hitlergrüße und das Singen des Horst-Wessel-Liedes, antwortete er der FR: „Wissen Sie, wir Burschenschafter trinken ja auch ganz gerne mal einen Schoppen. Da kann es schon sein, dass sich mal der eine oder andere danebenbenimmt.“

Sehr viel größere Sorgen bereitet ihm die Behandlung der Deutschen nach 1945, die er in einer Presseerklärung vom 1. November 2009 als „Unrecht der Nachkriegsverbrechen“ bezeichnet, das „nicht auf Grund des politischen Willens der unbedingten Ratifizierung des Lissabon-Vertrages legalisiert werden dürfe“.

Als CDU-Politiker und Sprecher der DB gehörte er zu den Unterstützern der „Aktion Linkstrend stoppen“, die es sich zum Ziel gesetzt hat, gegen „Geschlechterumerziehung des Gender Mainstreaming“, die „Gefahr der Islamisierung“, die „Gängelung von Unternehmen durch das  Antidiskriminierungsgesetz“ und eine „gescheiterte Multi-Kulti-Integrationspolitik“ zu Felde zu ziehen.

Um die DB auf ihrem Rechtsaußen-Kurs zu halten tourte Engelhardt noch im vergangenen Jahr durch das Land, um die Burschenschafter über die essentielle Wichtigkeit des Volkstums zu belehren. So verkündete er etwa beim Regionalseminar der DB in Göttingen: „Der volkstumsbezogene Vaterlandsbegriff ist essentiell für das Selbstverständnis der Deutschen Burschenschaft“.
Wie glaubwürdig eine Abkehr der Normannia von den Inhalten der BG ist, kann angesichts dieser Äußerungen eines leitenden Funktionärs jeder und jede selbst beurteilen.

Als Anwalt ist Engelhardt Mitglied der Anwaltskanzlei Dr. Unglenk & Kollegen in Mosbach, wo er sich als Spezialist für Internetrecht und Verwaltungsrecht präsentiert.

Mit seinen deutschnationalen Tiraden zählt Carsten Engelhardt allerdings beileibe noch nicht zum rechten Rand innerhalb des politischen Spektrums der Normannia, das sich von führenden Mitgliedern der Republikaner bis hin zu neofaschistischen Funktionären erstreckt.

 

 

Biedermänner und Brandstifter entlarven – ganz gleich ob sie Bomberjacke und Springerstiefel tragen oder Anzug, Band und Mütze!

 

 

Siehe auch:
Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 1 - Egon Manz

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 2 - Christian Schaar


Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 3 - Friedrich-Wilhelm Uthe

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 4 - Frank Hüttenberger

Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 5 - Markus Prien